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Verliebt bis unters Dach Roman

Verliebt bis unters Dach Roman

Titel: Verliebt bis unters Dach Roman
Autoren: Sarah Monk
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stoisch. Er brachte seiner Mutter eine Tasse Tee nach der anderen, als handelte es sich um eine Art Medizin, die verhinderte, dass Mummy so traurig aussah. Er umarmte seine Mutter und seine Tante, als bräuchten es beide wie Sauerstoff, ohne den sie zu atmen aufhörten. Während Marilyn heulte und schluchzte, allerdings nur, wenn sie glaubte, dass niemand sie hören oder sehen konnte, blieb Alex bewusst fröhlich und vergoss keine einzige Träne. Aber aus einem seltsamen Grund zog er das Superman-Kostüm nie wieder aus.

    Da waren sie also, die drei.
    Es war schwer gewesen. Aber sie hatten es zusammen geschafft.
    Marilyn hatte sie ganz amerikanisch »Team Alex« getauft. Und jedes Mal, wenn sie das sagte, wusste Liesel nicht, ob sie die Schwester in den Arm nehmen oder ihr mit einem Kissen heftig auf den Kopf schlagen sollte. Doch der Euphemismus traf den Kern. Alles, was sie unternahmen, taten sie für den verletzten kleinen Jungen in dem zu klein gewordenen Superman-Kostüm. Aus diesem Grund hatte Marilyn ihr Studium der Meeresbiologie abgebrochen, arbeitete nun während der Schulzeit als Buchhalterin und studierte abends für die Qualifikation zur Steuerberaterin.
    Aus diesem Grund saß Liesel seit sechs Jahren in dem Job fest, den sie hasste, und arbeitete außerdem an vier Abenden in der Woche in einer Bar, damit sie das Geld für Weihnachten und Geburtstage und eine Woche auf einem Campingplatz in Margate zusammenbekam, die ihrer Meinung nach für Marilyn ebenso lebenswichtig war wie für Alex.
    Es war ein hartes Leben, aber sie arbeiteten so schwer, damit alles besser würde. Liesel sorgte für die Fröhlichkeit. Marilyn hatte den Termin mit Stephen Kingston an diesem Nachmittag vor der Schwester und dem Sohn geheim gehalten. Sie glaubte, dass es nur einen Grund gab, warum Nick jetzt mit ihr Verbindung aufnahm, und zwar, dass er Vernunft angenommen hatte und Kontakt zu seinem Sohn haben wollte.
    Sie hatte ständig damit gerechnet, dass er eines Tages zurückkommen und Ansprüche erheben würde. Ihre Mutter hätte gesagt, um Unruhe zu stiften. Als Stephens Sekretärin sie vorgestern anrief, um so bald wie möglich einen Termin zu vereinbaren, bekam Marilyn sofort Angst.

    Aber es war um etwas ganz anderes gegangen.
    Etwas völlig anderes.
    Marilyn brauchte jetzt einen Drink. Für jemanden, der höchstens ein Glas Wein im Monat trank, war das etwas sehr Ungewöhnliches.
     
    Eine Stunde später verließ Liesel die dunkle voll besetzte Bar. Sie blickte hoch zu der hellen, fast schon sommerlichen Sonne, die hinter der Londoner Skyline unterging, und konnte sich nicht entscheiden, ob sie weinen sollte oder nicht. Eigentlich war ihr danach, aber sie meinte auch, dass es die Sache nicht wert sei.
    Sie hatte sofort gewusst, dass etwas nicht stimmte, als sie sah, wie Mike an der Bar gerade einen Schnaps hinunterstürzte und sofort einen neuen bestellte. Als er sie sah, war sein Blick nach rechts und links geschossen, als suchte er einen Fluchtweg vor den Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen.
    Sie waren nicht lange genug zusammen, daher konnte das nervöse Hüsteln und das Zupfen am Kragen nur etwas Schlimmes bedeutet. Liesel wusste sofort, dass es kein guter Abend werden würde, doch erst nach einem halben Glas ihres Pinot Grigio brachte Mike endlich den Mut auf, es auszusprechen.
    »Es ist nicht deine Schuld, sondern meine«, lautete das übliche Klischee, gefolgt von: »Ich glaube, du willst eine engere Beziehung, als ich im Moment eingehen kann.«
    Na ja, immerhin war er kein völliger Feigling gewesen und hatte es ihr nicht per SMS mitgeteilt wie der letzte Freund. In Mike hatte sie große Hoffnungen gesetzt: Er war witzig, charmant und sah gut aus. Außerdem hatte er eine gute Stelle.
Sie hatte ihn letzte Woche mit nach Hause gebracht, um ihn Marilyn und Alex vorzustellen. Hing es vielleicht damit zusammen? Komisch, wie es Männer abtörnte, dass sie gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrem Neffen in einer winzigen Zweizimmerwohnung lebte. Manchmal jedoch geriet man auch an solche, die ein bisschen zu begeistert waren von der Tatsache, dass sie ein Zimmer mit der Schwester teilte.
    »Männer«, stöhnte Liesel auf dem Weg zur Bushaltestelle.
    Mit ihrem Bedürfnis nach Liebe, aber dem Gefühl, so was überhaupt nicht zu verdienen, flog sie von einer Beziehung zur nächsten wie eine Biene auf der Suche nach Nahrung von einer Blüte zur anderen. Aber die einzige Beziehung, die bisher gehalten hatte, war die mit
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