Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Titel: Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife
Autoren: Bridget Asher
Vom Netzwerk:
vor Stress verkniffene, schweißglänzende Gesichter. Die Ponyfransen klebten ihnen an der Stirn, das Augen-Make-up zerfloss. Endlich war ich an der Reihe und gab meine Bestellung auf. Gleich darauf hatte ich eine Waffeltüte mit einer Kugel Pistazieneis für Peter in der Hand und wartete auf meinen Becher Joghurt-Vanille.
    In diesem Moment rief die flinkere der beiden Bedienungen, die eben einem anderen Kunden seine Bestellung über die Theke reichte, an mir vorbei: »Was darf es für Sie sein?«
    Eine Männerstimme antwortete: »Zwei Kugeln Gwen Merchant, bitte.«
    Überzeugt, dass ich mich verhört hatte, fuhr ich herum, denn ich bin Gwen Merchant – zumindest war ich es bis zu meiner Heirat –, und entdeckte hinter mir in der Schlange einen Geist aus meiner Vergangenheit: Elliot Hull. Ich erkannte ihn sofort. Elliot Hull mit der dichten, dunklen Mähne und den wunderschönen Brauen stand mit den Händen in den Taschen vor mir und sah hinreißend jungenhaft aus. Ich habe keine Ahnung, warum, doch ich hatte das Gefühl, ohne es zu wissen auf ihn gewartet zu haben. Und ich war eher erleichtert als glücklich, dass er endlich aufgetaucht war. Ein befremdlicher, aber ungemein starker Teil von mir wollte ihm um den Hals fallen, als wäre er gekommen, um mich zu retten, und zu ihm sagen: Gott sei Dank bist du endlich da! Was hat dich so lange aufgehalten? Lass uns von hier verschwinden!
    Doch das kann ich unmöglich gedacht haben. Nicht damals. Es muss eine Rückwärtsprojektion sein. Bestimmt gibt es einen Fachausdruck dafür, den ich nicht kenne. Ich kann nicht gedacht haben, dass Elliot Hull gekommen war, um mich zu retten, denn seinerzeit wusste ich noch gar nicht, dass ich gerettet werden wollte. (Und natürlich würde ich mich am Ende selbst retten müssen.) Meine einzige Erklärung ist, dass er vielleicht einen verlorenen Teil von mir selbst repräsentierte und ich auf irgendeiner Bewusstseinsebene erkannte, dass ich nicht nur Elliot Hull vermisst hatte. Ich muss den Menschen vermisst haben, der ich gewesen war, als wir uns kannten – die Gwen Merchant von damals, naiv, respektlos und absolut nicht ehefraulich.
    Außerdem – kannte ich Elliot überhaupt so gut? Wir hatten uns beim »Eisbrecher«, der (echt armseligen) Orientierungsveranstaltung für Studienanfänger am Loyola College in Baltimore, kennengelernt und dann, im Frühling unseres Senior-Jahres, eine intensive, chaotische, kurze Beziehung gehabt – drei Wochen Unzertrennlichkeit, die damit endeten, dass ich ihn in einer Bar tätlich angriff. Ich hatte Elliot Hull seit dem Keks-und-Punsch-Empfang der Englischen Fakultät anlässlich des Studienabschlusses vor zehn Jahren nicht mehr gesehen.
    Dennoch wirkte diese Begegnung auf mich emotional überwältigend. Meine Kehle wurde eng, und in den Augen kündigte ein Stechen das Aufsteigen von Tränen an. Der Luftstrom von oben drückte meine Haare platt. Ich trat einen Schritt zur Seite und gab vor, nicht ganz sicher zu sein, wen ich da vor mir hatte. »Elliot Hull?«, fragte ich. Ich glaube, ich tat das, weil mich die Intensität meiner Wiedersehensfreude erschreckte. Außerdem erinnerte ich mich noch deutlich genug an unsere Beziehung, um ihm nicht die Genugtuung eines sofortigen Erkennens zu gönnen. Er zählte zu den Typen, die so etwas registrierten und deswegen triumphierten.
    Elliot sah älter aus, aber nicht wesentlich. Er hatte den schlanken Körper eines Mannes, der ästhetisch altern würde und den man in seinen Siebzigern vielleicht als drahtig beschriebe. Seine unrasierte Kinnpartie war prägnanter geworden. Er trug ein ausgebleichtes hellblaues, am Hals ausgefranstes T-Shirt, eine Red-Sox-Baseball-Kappe und unförmige Shorts. »Gwen«, sagte er mit einem traurigen Unterton. »Es ist lange her.«
    »Was machst du hier?«, fragte ich. Es ist nur Elliot Hull , hielt ich mir vor Augen. Ich wusste nicht mehr, weshalb ich damals auf ihn losgegangen war, aber ich wusste noch, dass er es verdient hatte. Es war in einer Bar in Towson gewesen – nur ein paar Meilen von dieser Eisdiele entfernt!
    »Das klang ja wie eine Anklage!«, sagte er. »Ich bin ein unbescholtener Mann, der sich ein Eis bestellt hat.«
    »Äh, die Sorte haben wir nicht, Sir«, bemerkte das Mädchen hinter der Theke. »Möchten Sie vielleicht eine andere?«
    »Zweimal Schokolade mit Marshmallows, Erdnüssen und Karamell.« Er beugte sich zu der Wandtafel vor und las mit zusammengekniffenen Augen das Angebot. »Und mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher