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Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition)

Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition)

Titel: Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition)
Autoren: Anne McAllister
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besteigen wir irgendwann, du und ich‘, stand auf der Rückseite in Vassilios’ krakeliger Kinderschrift.
    Er legte die Karte in die Schachtel zurück und befingerte das Stück Leine, welches danebenlag. Während er automatisch einen Achterknoten produzierte, hörte er die Stimme seines Vaters: „Sobald ihr wisst, wie man Schifferknoten macht, zeige ich euch, wie man segelt“, hatte er Vass und ihm versprochen. Er dachte an die Sommernachmittage auf dem Meer, fühlte erneut die heiße Sonne und die kühlende Brise. Erinnerte sich an die Geschichten, die Dad erzählte, an ihr sorgenfreies Lachen … und daran, dass sie nie segeln gelernt hatten.
    Sein Blick fiel auf die kleine Scherbe aus rotbraunem Ton. Vass hatte sie am Strand gefunden; damals beschloss er, ein berühmter Archäologe zu werden, genauso berühmt wie Indiana Jones. Daneben lagen zwei abgenutzte Spielzeugfiguren – Luke Skywalker und Han Solo, die zwei Star-Wars-Helden. Mit denen hatten Vass und er jahrelange gespielt. Er betrachtete die nicht sehr gute Zeichnung des Raumschiffs Kampfstern Galactica , die sein Bruder im Krankenhaus angefertigt hatte, und ein Lächeln zuckte um seinen Mund – Zeichnen war nie Vassilios’ Stärke gewesen.
    Das letzte Objekt in der Schachtel war das Miniaturmodell eines silberfarbenen Porsche, und der Anblick des Spielzeugautos traf Alex wie ein Messerstich mitten ins Herz.
    Sein Bruder und er hatten um den Porsche gestritten. Er gehörte Vass, aber Alex wollte ihn unbedingt haben, und zum Schluss hatten sie sich sogar darum geprügelt. Als Vass ihm einen Boxhieb versetzte, revanchierte sich Alex und schlug ihm die Nase blutig.
    Jetzt schloss er die Finger um das Miniaturauto, bis es ihm ins Fleisch schnitt, als könne er auf diese Weisen den seelischen Schmerz lindern.
    In jenem Sommer hatte Vass schon öfter unter Nasenbluten gelitten, aber noch nie so stark wie nach dem Streit. Es wurde so schlimm, dass der Arzt kommen musste, um die Blutung zu stillen. Damit fing alles an – Untersuchungen im Krankenhaus; die Besorgnis der Eltern; das Konsultieren von Spezialisten in Athen. Und schließlich die Diagnose: Leukämie.
    Vass hatte Leukämie, weil er, Alex, ihm die Nase blutig geschlagen hatte. Es war seine Schuld.
    Der Mann von heute wusste, wie unsinnig das war, aber der Neunjährige von damals hatte das nicht gewusst. Und es gab niemanden, dem er sich hätte anvertrauen können. Die Eltern waren von der Besorgnis um den Älteren so stark in Anspruch genommen, dass ihnen gar nicht auffiel, wie bedrückt der Jüngere umherschlich.
    Sein Bruder war es, der ihn von der Last befreite. Als Vass nach den Untersuchungen aus dem Krankenhaus entlassen wurde und nach Hause kam, vertraute sich Alex ihm an. Vass lachte ihn aus. „Wie kommst du nur auf diese verrückte Idee? Hältst du dich für den lieben Gott?“ Er grinste, und Alex fiel ein Stein vom Herzen.
    Damals hatte er fest geglaubt, dass sein Bruder wieder gesund werden würde. Zweieinhalb Jahre danach glaubte er nicht mehr daran.
    Als er ihn das letzte Mal im Krankenhaus besuchte, flüsterte Vass: „Behalte den Porsche, er gehört dir.“
    „Ich … ich will ihn nicht“, stammelte Alex, während ihm Tränen über die Wangen rollten.
    Jetzt löste er langsam die verkrampften Finger und betrachtete das kleine Spielzeugauto. Im Geist sah er das bleiche Gesicht seines Bruders, den kraftlosen abgemagerten Körper und überließ sich hilflos den schmerzhaften Erinnerungen.
    Aber nach einer Weile kamen ihm auch andere Dinge ins Gedächtnis zurück – gemeinsame Streiche, Tage am Strand, fröhliches Gelächter und vieles mehr. Schönes und Schlimmes, dachte er. Eins genießt, das andere erträgt man …
    Zwanzig Jahre hatte er diese universale Weisheit nicht akzeptiert und dafür einen viel zu hohen Preis gezahlt.
    Du liebst niemanden, weil du niemanden lieben willst. Wieder gingen ihm Daisys Worte durch den Sinn, zusammen mit ihrem letzten Satz, als sie ihn aus der Tür schob: Du bietest nicht mehr, sondern weniger; viel, viel weniger.
    Alex stand auf – er wusste, was ihm zu tun blieb. Inbrünstig hoffte er, dass es nicht zu spät war.
    Drei Wochen später …
    Daisy zog den Reißverschluss von Charlies Daunenjacke zu und gab ihm einen Kuss. „Viel Spaß, Schatz. Und sei vorsichtig beim Spielen.“ Der Gips war ab, der Arm aber noch empfindlich. An Cal gewandt, fuhr sie fort: „Grüße deine Eltern von mir.“
    „Bist du sicher, dass du nicht mitkommen
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