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Verlangen

Titel: Verlangen
Autoren: Amanda Quick
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Ehre verantwortlich.«
    »Sie und Ihr verdammtes Ehrgefühl«, flüsterte Edgeworth angestrengt.
    »In welchem Zimmer befindet sich meine Frau, Edgeworth? Sie wollen doch sicher nicht mit einem zusätzlichen Mord auf dem Gewissen vor den Schöpfer treten.«
    Edgeworth hustete und würgte an seinem Blut. »Finden Sie sie selbst, Stonevale.« Er verstummte.
    Lucas erhob sich in der Gewißheit, daß der Mann bereits ohnmächtig war. Er trocknete seine Hände an Edgeworths Mantel und hob die Pistole auf.
    Er hatte sich gerade erneut der Treppe zugewandt, als Edgeworths Stimme zum letzten Mal ertönte.
    »Ich hätte Ihnen die Kehle durchschneiden sollen, als ich Sie damals auf dem Schlachtfeld liegen sah, Stonevale. Ich hätte Sie umbringen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Seither haben Sie mich wie ein Geist verfolgt. Und jetzt haben Sie Ihre Rache.«
    Lucas schwieg. Es gab nichts mehr zu sagen. So schnell es ging, ohne die Balance zu verlieren, eilte er die Treppe hinauf.
    Oben fand er sich auf einem schmalen Steg wieder. Die Tür am anderen Ende führte auf einen schmutzigen Gang. Das Ächzen, Stöhnen und Lachen, das durch die geschlossenen Türen drang, sagte ihm, wo er sich befand.
    Er könnte jede einzelne Tür aufreißen, aber das würde Isabel Rycott vorzeitig warnen. Zögernd trat Lucas zurück auf den Steg und betrachtete den schmalen Sims unterhalb der Fenster. Glücklicherweise war er schwindelfrei.
    Victoria lehnte nach wie vor am Kamin, als sie eine leichte Bewegung auf dem Fenstersims bemerkte. Sie wußte sofort, wer dort draußen stand. Erleichterung durchströmte sie. Lucas war da, und alles würde gut werden. Sie verdoppelte ihre Bemühungen, Isabel weiter zum Reden zu ermuntern, um sicherzustellen, daß diese ihre Aufmerksamkeit nicht auf das Fenster lenkte.
    »Sagen Sie, Isabel, meinen Sie, wir können es uns wieder abgewöhnen, in Männerkleidern herumzulaufen, jetzt wo wir entdeckt haben, welche Freiheit uns dadurch zuteil wird? Ich versichere Ihnen, mir wird es schwer fallen, der Versuchung zu widerstehen. Es ist ein einzigartiges Gefühl, nicht wahr? Um wieviel besser wäre es um die Welt bestellt, wenn alle Frauen die Freiheit besäßen, Reithosen zu tragen, wenn es ihnen gefiele.«
    Isabel fuchtelte drohend mit der Pistole. »Sei ruhig, Victoria. Darüber brauchst du dir nach heute abend keine Sorgen mehr zu machen.«
    Victoria lächelte und schob mit der Fußspitze ein kleines Holzscheit zurück in den Kamin. »Edgeworth wird Sie fallenlassen. Schwache Männer mögen hin und wieder nützlich sein, aber ich fürchte, in schwierigen Situationen ist kein Verlaß auf sie. Ich gebe nur allzu gern zu, daß es im Umgang mit starken Männern durchaus auch Schwierigkeiten gibt, aber ich habe festgestellt, daß man sich zumindest auf sie verlassen kann. Sind Sie jemals einem Mann begegnet, auf den Sie sich verlassen konnten, Isabel? Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß solche Männer sehr selten und sehr wertvoll sind.«
    »Verdammt, ich habe gesagt, du sollst ruhig sein. Edgeworth wird jeden Augenblick hier sein, und dann wird dir die Lust am Reden schon vergehen«, zischte Isabel.
    Aus dem Augenwinkel sah Victoria, wie sich ein Stiefel auf dem Fenstersims vorschob. Sie stellte den Sack mit den Kleidern ab und befingerte abwesend den Umhang, der nach wie vor über ihrem Arm hing. »Es ist nur so, daß das Reden die Zeit vertreibt, bis Stonevale hier sein wird.«
    »Dein Mann wird dich nicht retten, Victoria. Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen.«
    »Unsinn. Lucas ist ein erstaunlicher Mann.« Sie lächelte strahlend, und in diesem Augenblick sprang Lucas in einem Schauer aus Glas und Holz durch das Fenster.
    »Nein«, schrie Isabel wütend und schwang ihre Pistole in Richtung des Angreifers.
    Victoria warf ihren Umhang über den Kopf der Frau. Es ertönte ein weiterer Schrei, und die Pistole rutschte über den Holzboden.
    Lucas sah zu Victoria hinüber, während er sich aufrichtete und seine Kleider abklopfte. »Ist alles in Ordnung?« fragte er gelassen.
    »Es ist erstaunlich.« Victoria warf sich in seine Arme. »Ich wußte, daß du kommen würdest. Wo ist Edgeworth?«
    »In der Gasse. Tot.«
    Victoria schluckte. »Irgendwie überrascht mich das nicht. Was sollen wir mit Lady Rycott machen?«
    »Eine gute Frage.« Lucas ließ sie los und hob Isabels Pistole auf. Dann zog er den Umhang vom Kopf seines Opfers, das ihn aus glänzenden, diamantenen Augen anfunkelte. »Wir haben nicht viel
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