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Verhext: Roman (German Edition)

Verhext: Roman (German Edition)

Titel: Verhext: Roman (German Edition)
Autoren: Debora Geary
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auf und ab. Sie warf dem Portier ein zerstreutes Lächeln zu und winkte ihm mit der Infomappe in ihrer Hand. Gott sei Dank gab es Handys mit Ohrhörern, dachte sie beschämt. Dadurch nahmen die Leute heutzutage kaum noch Notiz von jemandem, der auf der Straße laut mit sich selber sprach. Und dass sie für ihre momentane Unterhaltung kein Gegenüber hatte, konnte ihr kleines Geheimnis bleiben.
    Sie sah dieser Besichtigung mit wenig Hoffnung entgegen. Ihre Klienten waren wunderbare Menschen, aber sie hatten hohe Ansprüche, denen keine Wohnung in der Innenstadt von Chicago genügen würde. Trotzdem war es ihr Job, ihnen dieses Loft zu zeigen, egal ob sie nun bereit waren, realistisch zu sein oder nicht. Hoffentlich trafen sie wenigstens schnell eine Entscheidung. Nat wäre echt sauer, wenn sie schon wieder eine Yogastunde verpassen würde.
    Als das Taxi eintraf, setzte Lauren ihr schönstes Immobilienmaklerinnenlächeln auf. »Kate, schön Sie wiederzusehen. Sie werden dieses Loft lieben  – ein atemberaubender
Ausblick und eine fantastische Küche. Kommt Mitch auch dazu?«
    »Ich glaube, ja, aber gehen wir schon mal vor. Mitch mag in der Lage sein, sich im Schnelldurchlauf einen Eindruck von einer Wohnung zu verschaffen, aber ich brauche dazu doch ein bisschen mehr Zeit.« Kate Greenley war schön, frisch verheiratet und gerade dabei, einen meteoritenhaften Aufstieg an die Spitze der Chicagoer Designerszene hinzulegen. Nichts davon erklärte ihre plötzliche Blässe, als der Fahrstuhl sich nach oben in Bewegung setzte.
    Lauren legte die Hand auf den Arm ihrer Klientin und spürte einen Anflug von Übelkeit. »Kate, fühlen Sie sich gut?«
    Kate nickte und fischte einen Müsliriegel aus ihrer Handtasche. »Es gab eine Zeit, da konnte ich das Mittagessen ohne Probleme ausfallen lassen. Seit Neustem rächt sich das. Also, erzählen Sie mir von der Wohnung. Gibt es den Büroraum, den wir uns wünschen? Wie sind die Lichtverhältnisse?«
    Lauren zog die Hochglanzfotos der Immobilie aus der Tasche und begann mit ihrer Verkaufsarie. Dabei behielt sie Kate verstohlen im Auge  – Chicago wurde jedes Jahr im Februar von einer Grippewelle heimgesucht, und sie wollte sich nicht anstecken.
    Aus dem Aufzug traten sie in den beeindruckenden Flur. Deckenhohe Fenster gaben den Blick frei auf die wintergraue, windgepeitschte Fläche des Sees. Was nicht alle Klienten mochten … »Man kann sich gut vorstellen, wie schön dieser Blick im Sommer ist, wenn der Himmel
blau ist und auf dem Wasser Segelboote fahren«, sagte Lauren.
    Kate lachte. »Kein Wunder, dass Sie so gut in Ihrem Job sind, wenn Sie bei diesem Anblick an Sommer denken. Ich mag den Lake Michigan in jeder Stimmung, auch den weniger populären. Das ist mit ein Grund, warum Seeblick auf unserer Liste steht.«
    »Ah ja, die Liste.« Lauren schloss die Tür auf. »Wie ich schon sagte, Mitchs Tabelle ist ziemlich entmutigend, aber ich glaube, Sie werden mir zustimmen, dass diese Wohnung viele der entscheidenden Kriterien erfüllt. Gehen wir rein, und sehen wir sie uns an.«
    Aufmerksam beobachtete sie ihre Klientin und freute sich im Stillen darüber, dass die Designerin in Kate offensichtlich von der Weitläufigkeit und der modernen Ausstattung der Räume fasziniert war.
    Da sie wusste, wann man eine Wohnung besser für sich selbst sprechen ließ, trat sie ein wenig beiseite, damit Kate zu der fast fünf Meter hohen Fensterflucht vorgehen konnte, von der aus man die Stadt und den See überblickte. Eine Hälfte ihrer Klienten war bereits auf dem richtigen Weg. Jetzt brauchte sie nur noch Mitch und seine Liste.
    Ein leises Summen sagte ihr, dass ihr Wunsch erfüllt werden sollte. Sie öffnete die Tür, um Mitch Greenley hereinzulassen. Mit seinem umwerfenden Anzug und dem Laptop unterm Arm war er ganz der hippe, junge Buchprüfer. Die Damenversion seines Anzugs hätte sie gern gehabt.
    »Schön, Sie wiederzusehen, Lauren.« Mitch gab ihr
beim Hereinkommen die Hand. Als er zu Kate hinüberblickte, konnte Lauren die Glückseligkeit des Frischverheirateten spüren. Der Mann mochte aussehen wie ein leidenschaftsloser Zahlenfreak, aber er liebte seine Frau heiß und innig. »Tut mir leid, dass ich so spät komme, Liebes. Die Jahresabschlüsse stehen an, und die Klienten werden ungeduldig.«
    »Mit nervösen Menschen umzugehen ist doch eine deiner Stärken, Liebling.« Kate begrüßte ihn mit einem Kuss. »Warum, glaubst du, hätte ich dich sonst geheiratet?«
    »Und ich
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