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Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks
Autoren: Johanna Lindsey
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übermächtig wurden und sie nicht mehr wusste, wie sie der Situation Herr werden sollte. Abgesehen davon war Richard Burnett seiner Schwester dankbar, dass sie ihm Lincoln geschickt hatte, denn auf diese Weise kam er zu einem Erben. Nach den tieferen Gründen dieses segensreichen Einfalls seiner Schwester wollte er nicht weiter fragen.
    Lincoln fragte sich schon, seit er in die Kutsche gestiegen war, warum er dem Besuch in seiner alten Heimat letztendlich zugestimmt hatte. Wahrscheinlich hatte es etwas mit seiner Entscheidung zu tun, sich eine Frau zu suchen und eine eigene Familie zu gründen. Ein neues Leben, ein neuer Anfang schwebte ihm vor — und die alten Geschichten mussten vorher aus der Welt geschafft werden. Eine Familie zu gründen war keine Kleinigkeit. Er wollte dabei keine Fehler machen, und kein Schatten aus seiner Vergangenheit sollte auf die Zukunft fallen. Doch langsam machte er sich Sorgen, die erlittenen Verletzungen und die daraus entstandene Abneigung gegen seine Mutter könnten zu tief sein, um sie völlig aus seinem Leben zu verbannen. Er fürchtete, der Augenblick, in dem er Eleanor Ross in dem Zuhause gegenüberstand, das sie ihm vorenthalten hatte, könnte all seinen negativen Gefühlen bis hin zur Wut wieder neue Nahrung geben. Zwei lange Jahre hatte er als Kind gebraucht, bis die verzehrende Wut über das, was er als Verrat empfand, sich in die Abneigung verwandelt hatte, die er noch immer in sich trug.
    Nun wollte er das Wiedersehen möglichst schnell hinter sich bringen und dann die Tür zu seiner Vergangenheit endgültig zustoßen. Es gab Augenblicke, in denen er die schwache Hoffnung hegte, er könnte seiner Mutter doch noch verzeihen. Mit beinahe dreißig Jahren war er im Grunde zu alt, um noch immer die Wunden seiner Kindheit zu lecken. Seine Mutter traf ja auch nicht die alleinige Schuld; sie war wohl einfach zu schwach oder zu feige gewesen, ihrem Nachbarn die Stirn zu bieten und zu verlangen, dass er seine Söhne unter Kontrolle hielt. Diese hatten damals den wilden Entschluss gefasst, Lincoln bei der ersten sich bietenden Gelegenheit umzubringen. Dieser Anfeindung hätte man auf vielfache Art ein Ende setzen können. Eleanor Ross jedoch ging ihr einfach aus dem Weg; sie riss ihren Sohn aus seinem Heim heraus, schickte ihn von Schottland weg, verstieß ihn — aus seiner Heimat und aus ihrem Herzen.

Zweites Kapitel
     
    Als ihr Gatte den Salon betrat, wedelte Kimberly MacGregor mit einem Brief. »Megan hat wieder geschrieben«, sagte sie. »Sie kann sich vor Einladungen kaum retten. Was will man mehr? So kann sie in aller Ruhe die Kandidaten heraus picken, die am erfolgversprechendsten sind. Sie klingt auch sehr zuversichtlich. Natürlich musste sie wieder einmal erwähnen, dass sie uns ihr Angebot vor allem aus Langeweile machte, weil Devlin geschäftlich so viel unterwegs ist. Wahrscheinlich wird er den ganzen Sommer über nicht zu Hause sein. Willst du den Brief lesen?«
    »Nein.«
    Die Antwort kam unwirsch und auch ein wenig zu barsch für einen Mann von Lachlan MacGregors ausgeglichenem Wesen. »Zweifelst du inzwischen etwa daran, dass es richtig ist, Melissa nach London zu schicken?«
    »Ja.«
    »Lachlan!«
    Zu Lachlan MacGregors ruppigem Ton gesellte sich ein finsterer Blick, als er sagte: »Es ist mir zuwider, den Duke und die Duchess von Wrothston um einen Gefallen zu bitten.«
    Kimberly war erleichtert. Sie hätte es wissen müssen. Lachlan mochte sich mit Devlin St. James und dessen Frau Megan blendend verstehen, wenn sie dieser Tage zu einem Besuch nach Kregora Castle kamen oder wenn man sich auf dem Anwesen der Wrothstons traf. Doch das war nicht immer so gewesen. Ihre erste
    Begegnung hatte jedenfalls unter keinem allzu guten Stern gestanden ...
    Lachlan trieb zu jener Zeit noch Wegezoll ein — eine vornehme Umschreibung für das Überfallen und Ausrauben von Engländern, die die Straßen an der schottischen Grenze benutzen mussten oder das Pech hatten, in dieser unsicheren Gegend zu wohnen. Es blieb ihm jedoch nichts anderes übrig, denn seine Stiefmutter hatte sich mit dem gesamten Erbe der MacGregors davongemacht und nun musste er die Familie ernähren und den Clan zusammenhalten. Megan und Devlin waren damals zusammen nach Schottland durchgebrannt und kreuzten daher Lachlans Weg.
    Lachlan hätte ihnen einfach, wie er es im Allgemeinen tat, ihr Geld und ihren Schmuck abnehmen können, und damit wäre die Sache erledigt gewesen. Doch er glaubte, sein Herz an
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