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Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks
Autoren: Johanna Lindsey
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gesehen. Er war noch nicht zurück. Da Melissa sich allmählich Sorgen um ihn machte, schickte Lachlan einige Männer des Clans aus. Sie sollten den Bräutigam seiner Tochter suchen. Doch statt Lincoln brachten sie einen Reiter mit zurück zur Burg, der sich in der hereinbrechenden Dunkelheit verirrt hatte. Er sollte Melissa einen Brief übergeben — von Lincoln.
    Sie las den Brief, sank auf einen Stuhl und begann zu schluchzen. »Er will mich nicht mehr heiraten.«
    »Unsinn! Was redest du denn da?«, sagte Kimberly.
    »Er schreibt, ich hätte etwas Besseres verdient als ihn.«
     

Vierundfünfzigstes Kapitel
     
    Lincolns Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als er auf die Trümmer seiner Träume blickte. Zugleich war ihm jedoch bewusst, dass er selbst die Mauern dieser zerbrechlichen Luftschlösser zum Einsturz gebracht hatte. Der Kummer nahm Lincoln beinahe die Luft zum Atmen. Wie ein Gejagter ritt er nach London und hielt nur an, um die Pferde zu wechseln. Im ersten Gasthaus, das er erreichte, schrieb er hastig ein paar Zeilen an Melissa und übergab den Brief einem Boten.
    Lincoln hätte sich dort für die Nacht ein Bett nehmen sollen. Vielleicht hätte die Welt am nächsten Morgen bereits ein wenig anders ausgesehen. Doch er wagte nicht, sich noch länger in Melissas Nähe aufzuhalten. Allzu leicht konnte er sonst seine Meinung ändern und zu ihr zurückkehren.
    Es brach ihm beinahe das Herz, sie auf diese Weise zu verlieren. Dabei stimmte es noch nicht einmal, wenn er schrieb, sie verdiene etwas Besseres als ihn. Er war es, der keine Frau wie sie verdiente, denn er verletzte die Menschen, die ihn am meisten liebten, und stürzte sie ins Unglück. Was er seiner Mutter angetan hatte, konnte er nicht mehr ungeschehen machen. Er konnte nur versuchen, sich in Zukunft als guter Sohn zu erweisen. Aber Melissa musste er vor einem Rohling, wie er es war, unbedingt bewahren.
    Was er von seiner Mutter gehört hatte, half Lincolns Erinnerungsvermögen auf die Sprünge. Nun konnte er die Augen nicht länger vor den Tatsachen verschließen. Mit schonungsloser Klarheit wurde ihm bewusst, wen die Schuld an seinen unglücklichen Kinder-und Jugendjahren wirklich traf. Von den MacFearson-Brü- dern als einer der Ihren betrachtet zu werden, war ihm so wichtig gewesen, dass er versucht hatte, sie zu imitieren. Damals waren sie ihm beinahe wie eine Horde von Wilden vorgekommen, die ohne jede Lenkung durch eine erwachsene Person und damit völlig gesetzlos lebten. Irgendwelche guten Manieren oder gar Gehorsam schienen die MacFearsons nicht zu kennen. Dabei wurden sie nur anders erzogen als er, und ihr Vater ließ ihnen längere Zügel. Doch Ian MacFearsons Drohung, seine Söhne die Reitpeitsche spüren zu lassen, wenn sie Lincoln noch einmal zu nahe kamen, zeigte, dass es auch für die wilden MacFearsons bestimmte Grenzen und eine gewisse Disziplin gab.
    Lincoln hingegen war so uneinsichtig und aufmüpfig gewesen, dass seine Mutter geglaubt hatte, nur ein Mann, der mit fester Hand die Vaterstelle an ihm vertrat, könne ihn noch auf den rechten Weg zurückführen. Sein Onkel Richard hatte diese Aufgabe übernommen, aber schuld daran war allein er selbst gewesen. Vor all dem hatte er die Augen verschlossen und seine Mutter jahrelang mit Hass und stummen Vorwürfen gequält, statt sich seine Fehler einzugestehen.
    Lincoln fragte sich, warum er nie daran gedacht hatte, wie ungebärdig er schon vor dem folgenschweren Streit mit Dougall gewesen war. Und warum wusste er nichts mehr von dem Fieber? Wohin hatte er die Erinnerungen daran nur verbannt? Er fand keine Antwort auf diese Fragen und im Grunde tat das nun auch nichts mehr zur Sache. Der Schaden, den er angerichtet hatte, war nicht wieder gutzumachen. Lincoln dachte an die zahllosen Briefe seiner Mutter, die er nie beantwortet hatte, an all die halbherzigen Ausreden, die ihm eingefallen waren, um bei ihren Besuchen nicht anwesend sein zu müssen.
    Sie hatte so oft versucht, die Kluft zwischen ihr und ihm zu überbrücken. Doch er hatte Eleanor nur immer weiter von sich weggestoßen, bis sie den Kampf um ihren Sohn schließlich entmutigt aufgegeben hatte.
    Als Lincoln in London ankam, konnte er sich vor Müdigkeit kaum noch im Sattel halten. Unterwegs hatte er sich an jeder Poststation ein frisches Pferd gemietet. Der stundenlange scharfe Ritt gen Süden hatte seinen Hengst immer widerspenstiger gemacht. Da Lincoln gerne mit heilen Knochen in London ankommen wollte, hatte er
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