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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land
Autoren: Leonie Britt Harper
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Namen bedeckt und erneut verewigte Éanna sich im Stein. Sie schluckte schwer, als sie auf dem kleinen Plateau stand, von dem aus sie über die Landschaft blickte. Wie anders hatte die Zukunft noch vor wenigen Wochen vor ihr gelegen! Sie musste sich eingestehen, dass sie noch keine Vorstellung davon hatte, wie es nach dem Trail ohne Brendan für sie weitergehen würde. Würde sie ihren Traum von einer kleinen Farm auch ganz alleine verwirklichen können? Und natürlich dachte sie an Patricks eindringliche Worte auf dem Chimney Rock, die sie seitdem nicht aus dem Kopf bekommen hatte.
    Doch schon bald wurde sie wieder von den täglichen Herausforderungen des Trails in Anspruch genommen und es blieb keine Zeit mehr für Gedanken über die Zukunft. Kurz hinter dem Independence Rock musste der Wagenzug über den Fluss setzen. Doch wo sie einige Wochen früher oder später auf eine nicht sonderlich schwer zu bewältigende Furt gestoßen wären, trennte sie nun ein tiefer Strom vom anderen Ufer. Das viele eiskalte Schmelzwasser, das aus den schneereichen Bergen talabwärts rauschte, hatte den Sweetwater River mächtig anschwellen lassen und seiner Strömung eine beachtliche Geschwindigkeit verliehen.
    »Wir müssen hier über den Fluss, wie wenig uns das auch gefallen mag«, teilte Peer Erickson ihnen mit. »Wir werden mal wieder nicht umhinkommen, Flöße zu bauen, sonst bringen wir die Wagen nicht an das andere Ufer.«
    Ein gequältes Aufstöhnen ging durch die Menge, denn es bedeutete mindestens zwei Tage harter Arbeit, die nötige Menge an Bäumen zu fällen, die Stämme zum Fluss zu ziehen und sie dort zu Flößen zusammenzubinden.
    »Warum suchen wir uns nicht weiter flussabwärts eine Stelle, wo der Fluss breiter und flacher wird, sodass wir die Wagen mit einem doppelten Ochsengespann durch den Sweetwater ziehen können?«, schlug Jason Larkin vor.
    Der Schwede schüttelte den Kopf. »Weil uns das noch viel mehr Zeit als der Bau der Flöße kosten würde. Womöglich würde es gar eine ganze Woche dauern, bis wir eine gangbare Furt gefunden hätten, denn wir müssten erst einmal einen gewaltigen Bogen um die vielen gewundenen Felsschluchten schlagen, die dahinten beginnen«, sagte er und deutete flussabwärts, wo der Fluss auf einen tiefen Felseinschnitt zuschoss und hinein in einen der ersten Canyons führte. Diese Stelle wurde nicht von ungefähr Devil’s Gate genannt. Zu beiden Seiten ragten die Felswände steil empor, unten umspült von den weiß schäumenden Fluten des Sweetwater River. Dort gab es für einige Meilen nicht einmal einen schmalen, begehbaren Pfad, geschweige denn einen Trail für ihren Wagenzug. »Nein, das Handbuch und auch Captain Hendersons Aufzeichnungen besagen, dass wir an dieser Stelle über den Fluss müssen, Leute. Also diskutieren wir nicht lange, sondern machen wir uns lieber an die Arbeit!«

Dreiunddreißigstes Kapitel
    Einen guten Tag später lagen zwei breite Flöße am Ufer bereit und sie begannen mit dem Übersetzen der Wagen, was eine ebenso zeitraubende wie wackelige Angelegenheit war. Daniel und Patrick hatten es auf sich genommen, den Sweetwater mit ihren Pferden zu durchqueren und je ein Zugseil auf die andere Seite zu bringen. So konnten sie die Flöße mit beiden Ufern verbinden, um zu verhindern, dass sie außer Kontrolle gerieten.
    Danach mussten sich ihre beiden Pferde kräftig ins Zeug legen, um das erste Floß über den Fluss zu ziehen. Eine Gruppe von Männern ließ dabei langsam das hintere Seil nach, damit das Floß nicht von der Strömung abgetrieben wurde. Als die ersten Ochsen, die angebunden neben dem Floß herschwammen, bei Patrick und Daniel angekommen waren, übernahmen nun sie die Arbeit als Zugtiere.
    So ging es Wagen für Wagen langsam vorwärts. Es war schon spät geworden, als endlich der Prärieschoner von Éanna und ihren Freunden an der Reihe war, über den Fluss zu setzen. Nur noch fünf andere Wagen waren auf ihrer Seite des Sweetwater übrig geblieben und warteten ungeduldig darauf, an das andere Ufer gebracht zu werden, bevor die Sonne hinter den Bergen versank. Die Sorge dieser kleinen Gruppe, nicht mehr rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit über den Fluss zu kommen, und die daraus resultierende Hast waren wesentlich für das Unglück verantwortlich, das wenig später geschah.
    Denn die Männer hinter ihnen ließen viel zu schnell das Seil nach, ohne dass die Zugtiere am gegenüberliegenden Ufer mit derselben Geschwindigkeit das Floß
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