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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht
Autoren: Cat Clarke
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Ich weiß nicht, warum ich es dir nicht erzählt habe. Ich hätte es dir sagen sollen, ich wollte es, aber … Ich glaube, ich kann mir nie verzeihen, dass ich …«
    Da ist ein Geräusch wie von einer Tür, die geöffnet wird.
    »Oh, sorry. Ich wusste nicht, dass jemand hier ist.« Eine Jungenstimme.
    »Das ist okay. Ich muss sowieso gehen.«
    »Geh nicht. Bitte. Ich denke, wir müssen reden.«
    »Nicht hier. Nicht jetzt. Du solltest hierbleiben – mit ihr reden.« Ihr? Ich glaube, damit bin ich gemeint. Aber wer sind die, und wer ist Simon, wo wir schon dabei sind?
    Denk nicht dran denk nicht dran denk nicht …
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Er klingt gereizt.
    »Wie wär’s mit Entschuldigung? Das wäre doch ein guter Anfang.«Autsch. Das Schlagen einer Tür tut mir in den Ohren weh. Ich höre angestrengt auf die Jungenstimme, aber meine Ohren sind voll mit Nichts. Nur das Piepen und Rauschen. Beruhigend. Ich dämmere gerade weg, als er spricht.
    »Das ist so seltsam.« Ich höre ein lautes Ausatmen, und ich glaube, ich fühle es auf meinem Arm. »Nur fürs Protokoll, ich glaube nicht , dass du mich hören kannst. Nichts, was ich über diese Sache bisher gelesen habe, hat mich überzeugt.« Ha, das glaubst auch nur du, Junge.
    Ein tiefer Seufzer. »Aber es tut mir leid, weißt du. Das hätte nie passieren dürfen. Du warst mir sehr wichtig, aber es war von Anfang an schon versaut. Willst du was wirklich Lustiges hören?« Ich weiß jetzt schon, dass es alles ist, nur nicht lustig. Seine Stimme klingt säuerlich.
    »Weißt du noch, der Abend, an dem wir uns kennengelernt haben? Ich war gerade von der Uni zurück und ging als Erstes zu ihrem Haus. Ich habe an sie denken müssen, seit wir uns das erste Mal sahen. Ich habe ihr gemailt und SMS geschrieben und angerufen, aber sie hat mich nur ignoriert, und ich hatte keine Ahnung warum. Ich war ziemlich enttäuscht. Gott, warum versuch ich überhaupt, das zu erklären? Du kannst doch sowieso kein Wort hören, was ich sage.« DOCH, KANN ICH!
    »Jedenfalls hat sie sich auch an dem Abend geweigert, mich zu sehen. Und dann hab ich dich an der Bushaltestelle getroffen. Ich dachte, ich versuche, sie zu vergessen. Und es hat auch funktioniert, bis ich herausgefunden habe, dass ihr zwei befreundet seid. Es war so was von verworren. Ich weiß, das ist keine Entschuldigung, aber ich war durcheinander. Ich … ich dachte, ich hätte mich in dich verliebt, aber ich konnte sie einfach nicht vergessen. Sie wusste, wie ich mich fühlte, aber sie sagte, sie würde nichts tun, was dir wehtut. Ich musste ihr versprechen, nichts zu sagen – sie brachte mich sogar dazu, so zu tun, als hätte ich sie nie vorher getroffen.«
    Seine Stimme wird leise. »Als du mir erzählt hast, dass sie schwanger war … ich habe mir die Schuld gegeben. Ich wusste, es muss Simon gewesen sein – er ist so ein schmieriger Arsch, und er hat sich so verdammt selbstzufrieden aufgeführt nach der Party, aber ich wusste nie warum. Ich hab Sal angefleht, mich zu treffen. Ich hab sie an dem Abend geküsst,aber sie sagte, wenn ich mit dir Schluss mache, verzeiht sie mir das nie. Sie hat dich wirklich lieb, weißt du das?
    Und dann dieser Abend. Du hättest das niemals sehen dürfen. Aber es ist wirklich nichts passiert. Wir haben gar nicht …«
    Es trifft mich. Wie ein Schlag in mein Herz. Dieser Abend. Ich erinnere mich an Dieser Abend.
    Ich höre kein Wort mehr von dem, was er sagt.
    * * *
    Nat. Sal.
    Nicht dran denken. Nicht. Denken.
    Aber ich muss. Ich will. Ich muss.
    Schlaf einfach.
    Nein!
    Du willst dich nicht erinnern. Einfach wegdämmern. Das ist besser so. Vertrau mir.
    Nein!
    Es wird dir leidtun.
    Das werden wir noch sehen. Wir werden sehen.
    * * *
    Ich erinnere mich. An alles. Und es tut weh. Mehr, als ich es für möglich gehalten hätte.
    Ich weiß, wo ich bin und was ich getan habe und warum ich mich nicht bewegen kann und nicht sprechen kann und nicht die Augen öffnen kann. Und ich habe Angst.
    Es war alles ein schrecklicher Fehler.
    Ich wäre gerne nicht hier. Ich möchte jetzt gerne nach Hause gehen.
    Bitte.
    Bitte.
    * * *
    Die Hand ist zurück, schmiegt sich an meine. Die rechte Hand. Oder die linke. Aber wenigstens fühlt es sich richtig an.
    Musik läuft. Derselbe Song immer und immer wieder. Ich habe ihn schon mal gehört, glaube ich. Er ist wunderschön.
    Die Musik hört auf. Und dann spricht er. »Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn das läuft. Ich dachte … du wachst
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