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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht
Autoren: Mary Higgins Clark
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den Schritt erleichtert. Dann wird er sich die Augen abtupfen, sich die Nase putzen, auf dich zeigen und ausrufen, dass du, Cornelia MacDermott Cauliff, dich um den Sitz bewirbst, den dein Großvater fünfzig Jahre lang innegehabt hat. Cornelia tritt in die Fußstapfen von Cornelius.
    Der Anfang eines dritten Jahrtausends.«
    Offenbar zufrieden mit sich und dieser Zukunftsvision, lächelte er. »Nell, alle werden begeistert sein.«
    Reumütig erinnerte sich Nell an ihre quälende Ungeduld vor zwei Jahren, als Bob Gorman für Macs Sitz kandidiert hatte.
    Alles in ihr hatte gedrängt, seinen Platz einzunehmen. Mac hatte Recht. Sie war die geborene Politikerin. Wenn sie jetzt nicht in den Ring stieg, würde es zu spät sein zumindest für eine Kandidatur für diesen Sitz, mit dem sie eigentlich ihre politische Karriere beginnen wollte.
    »Was stört Adam denn daran, Nell? Früher hat er sich doch auch nicht in deine Angelegenheiten eingemischt.«
    »Stimmt.«
    »Habt ihr Probleme miteinander?«
    »Nein.« Sie bemühte sich, diese Andeutung mit einem beiläufigen Lächeln als absurd abzutun. Seit wann ging das jetzt schon so?, fragte sie sich. Wie lange war Adam schon geistesabwesend und zog sich von ihr zurück? Anfangs war er ihren besorgten Fragen mit einem Scherz ausgewichen.
    In letzter Zeit jedoch reagierte er zunehmend gereizt. Erst vor kurzem hatte sie ihm geradeheraus gesagt, sie wolle es wissen, falls mit ihrer Ehe irgendetwas im Argen lag. »Egal, was es ist, du musst es mir erzählen, Adam. Die Ungewissheit ist das Allerschlimmste.«
    »Wo ist Adam überhaupt?«, erkundigte sich ihr Großvater jetzt.
    »In Philadelphia.«
    »Seit wann?«
    »Seit gestern. Er hält einen Vortrag bei einer Tagung für Architekten und Innenarchitekten. Morgen kommt er zurück.«
    »Ich erwarte, dass er am dreißigsten mit dir bei dem Empfang erscheint und dir zu deiner Entscheidung gratuliert. In Ordnung?«
    »Ich bezweifle, dass er mir dafür Beifall klatschen wird«, sagte sie ein wenig niedergeschlagen.
    »Bei eurer Hochzeit war er ganz begeistert davon, Ehemann einer zukünftigten Politikerin zu werden. Weshalb hat er es sich anders überlegt?«
    Du bist der Grund, dachte Nell. Adam ist eifersüchtig, weil du so viel von meiner Zeit in Anspruch genommen hast.
    Am Anfang ihrer Ehe war Adam froh gewesen, dass sie auch weiterhin als Macs Assistentin arbeitete. Doch als ihr Großvater in den Ruhestand ging, hatte sich das schlagartig geändert.
    »Nell, jetzt können wir endlich ein Leben führen, in dem sich nicht alles um den allmächtigen Cornelius MacDermott dreht«, hatte Adam gemeint. »Ich habe es satt, dass du ständig nach seiner Pfeife tanzt. Glaubst du, das wird besser, wenn du für seinen früheren Sitz kandidierst? Dann will ich dir mal etwas sagen: Er wird dir keine Chance zum Atmen lassen und dich weiter herumkommandieren.«
    Der erhoffte Nachwuchs blieb aus, aber Adam redete immer weiter von Kindern. »Du hast bis jetzt nur für die Politik gelebt«, flehte er. »Gönn dir ein wenig Ruhe, Nell. Das Journal möchte, dass du eine regelmäßige Kolumne schreibst. Vielleicht tut dir die Freiheit gut.«
    Sein Bitten hatte sie in dem Entschluss bestärkt, auf eine Kandidatur zu verzichten. Doch als Nell nun die Argumente ihres Großvaters überdachte und sich überlegte, wie er sie auf die ihm eigene Weise gelenkt und ermutigt hatte, musste sie sich ehrlicherweise eingestehen: Es genügte ihr nicht, die Politik von außen zu kommentieren. Sie wollte dabei sein.
    »Mac, ich werde meine Karten offen auf den Tisch legen«, sagte sie schließlich. »Adam ist mein Mann, und ich liebe ihn. Du hingegen kannst ihn nicht einmal leiden.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Dann lass es mich anders ausdrücken. Seit Adam seine eigene Firma aufgemacht hat, suchst du ständig ein Haar in der Suppe.
    Falls ich für diesen Posten kandidiere, wird es wieder sein wie früher. Du und ich werden den Großteil des Tages zusammen verbringen. Damit das klappt, musst du mir versprechen, dass du Adam genauso behandeln wirst, wie du es im umgekehrten Fall von ihm erwarten würdest.«
    »Kandidierst du, wenn ich schwöre, ihn liebevoll an meine Brust zu drücken?«
    Als Nell eine Stunde später Cornelius MacDermotts Büro verließ, hatte sie ihm die Zusage gegeben, sich um Bob Gormans Sitz im Kongress zu bewerben.

2
Z
    um dritten Mal ging Jed Kaplan nun schon an dem im Parterre gelegenen Architekturbüro Cauliff und Partner vorbei. Das umgebaute
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