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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Don Winslow
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habe.
    Vielleicht habe ich Alpträume und ein gebrochenes Herz, aber ich kann mit meinen Taten leben.
    Weil einer es machen muss.
    Plötzlich wird das Flugzeug von einem heftigen Schlag getroffen. Die Maschine kippt backbord ab und sinkt.
    »Wir wurden von einer Boden-Luft-Rakete getroffen!«, schreit Heffernan.
    Durch den Qualm, der jetzt in den Innenraum dringt, sieht Dave das klaffende Loch, wo zuvor die Ladeluke war.
    Und Feuer.
    Flammen züngeln über den Boden und rasen auf die verbliebene Munition zu. Das Flugzeug – zur Zeitbombe geworden – sackt immer tiefer, während das Team die Munitionskisten und die überflüssige Ladung abzuwerfen versucht.
    Aber es ist zu spät – wenn sie jetzt nicht abspringen …
    »Ausstieg!«
    Die Männer greifen blitzschnell zu den Fallschirmen und schnallen sie um. Dave schiebt sich durch die kniehohen Flammen und folgt Lev und Willem durch das Loch im Heck. Ulrich und Michel springen nach ihnen.
    Dave weiß nicht, auf welcher Höhe er sich befindet, schätzt aber, auf circa 2500 Metern, und öffnet den Schirm.
    Fast zerreißt es ihn, dann geht er in einen gebremsten Sinkflug.
    Aber wohin?
    Die C-130 stürzt mit brennenden Tragflächen ab.
    Nur knapp am Berghang vorbei rast sie vom Himmel herab und in die Reste der Grasberg-Erdgasförderanlage, wo Yusufs Männer immer noch versuchen, das Feuer zu löschen.
    Die Explosion ist apokalyptisch.


    Mit Messern graben sie Vertiefungen – Ranger Graves – letzte Gefechtsposten.
    Denn genau das werden sie sein, denkt Dave.
    Das Team hat es vollzählig nach unten geschafft, jetzt haben sich sich auf einer kargen Anhöhe in der Nähe der alten Minenstraße versammelt.
    Aber hier gibt es keine Sicherheit.
    Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die übriggebliebenen Mudschahedin sie ausfindig gemacht haben. Das so gut wie undurchdringliche Dickicht unter ihnen bietet Angreifern ausreichend Deckung. Das Team hat kaum noch Munition, nur noch die Ladestreifen ihrer Handfeuerwaffen, die sie sich vor dem Absprung schnappen konnten.
    Wenig Munition.
    Kaum Wasser.
    Nichts zu essen.
    Over .
    Sie reden darüber, dass sie bis Anbruch der Dunkelheit durchhalten und dann zur Küste aufbrechen wollen. Ein Fischerboot finden und damit nach Satun fahren. Aber sie wissen, dass das nur Gerede ist, um sich selbst bei der Stange zu halten. Sie wissen, dass es nicht so kommen wird.
    Sie sind mehr als erschöpft. Michel hat sich bei der Landung einen Knöchel gebrochen – er wird nirgendwo hingehen. Daves Schnittwunde hat sich bereits entzündet, und sein Bein ist angeschwollen wie ein Kugelfisch. Wenn er es eine Meile weit schafft, wäre das ein Wunder.
    Aber darüber sprechen sie nicht.
    Dave blickt die Anhöhe hinunter und sieht die Trucks über die Straße näher kommen.
    Fünf Trucks voller Männer.
    Er kann ihre Gewehrläufe funkeln sehen.
    »Wir nehmen noch ein paar von den Schweinen mit«, sagt Donovan. Der große Mann sieht alt aus. Müde. Aber er grinst, als ginge es um eine Kneipenprügelei.
    »Das machen wir«, sagt Dave.
    Sie schütteln die Hände, umarmen sich.
    »Das war’s wert«, sagt Donovan. »Alles.«
    »Ja, das war’s.«
    »Auftrag erledigt«, sagt Donovan.
    Er hat recht, denkt Dave. Wir kommen hier zwar nicht mehr raus, aber wir haben getan, was wir uns vorgenommen haben. Ein bisschen wie das Leben selbst – sterben müssen wir sowieso, aber vielleicht können wir ja vorher was Gutes tun.
    Er sieht die Trucks anhalten. Die Männer steigen aus und formieren sich. Er zählt fünfzig, dann hört er auf.
    »Wir können uns ergeben, wenn ihr wollt«, sagt Donovan zu seinem Team.
    Niemand antwortet.
    »Hab ich mir gedacht«, sagt Donovan. »Ich bin sicher, morgen Abend zischen wir irgendwo ein paar Bier, aber nur für den Fall, dass nichts draus wird: Es war mir ein Vergnügen mit euch zu arbeiten. Und jetzt Köpfe runter, sparsam feuern, gegenseitig decken. Und Gentlemen – Bravo Zulu.«
    Die Männer gehen in Position.
    Dave legt sich in die Vertiefung und stützt seinen Pistolenkolben auf dem Boden ab.
    Neun Schuss, denkt er. Die sollen sie mitzählen können.
    Acht für den Feind.
    Einer für dich selbst.
    Weil ich mich nicht so richtig gerne auf CNN sehen möchte. Den Kopf unter einer Kapuze, die Hände auf den Rücken gefesselt.
    Das wird nicht passieren.
    Die Mudschahedin kommen aus dem Dschungel, schießen.
    Dave kann einen Schuss platzieren, als …
    Die Mudschahedin plötzlich niedergemäht werden.
    Von hinten.


    »Major
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