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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Don Winslow
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Michel. Sie betreten das, was einmal ein Besprechungsraum gewesen sein muss. Klappstühle, eine Schautafel, ein Fernseher, Bücher, sogar DVDs und ein paar alte Videokassetten.
    Das Team fasst nichts an – die Mudschahedin könnten irgendwo einen Sprengsatz versteckt haben.
    Sie kommen in die Kantine – ein langer Holztisch mit Stühlen, dazu eine gut ausgestattete Küche, in der es noch nach dem Eintopf des vergangenen Abends und dem Tee vom frühen Morgen riecht. Teller und Tassen stehen auf dem Tisch, als wäre die Mahlzeit unterbrochen worden.
    In der nächsten Kammer befindet sich die Kommandozentrale.
    Videomonitore, Computer, Satellitentelefone.
    Aziz war eben noch hier, denkt Dave.
    Wir kommen ihm näher.
    Zu einem anderen Zeitpunkt wäre die Kommandozentrale eine geheimdienstliche Fundgrube gewesen, und sie hätten alles eingesammelt. Aber das ist jetzt egal, sie haben keine Zeit.
    Jetzt gilt es, Aziz zu erwischen.
    Dave tritt durch die nächste Tür in eine Kammer mit einer Art Safe.
    Nein, kein Safe, denkt Dave.
    EinTresor.
    Dann sieht er den Kühlschrank, der Deckel noch offen, als hätte jemand in Eile etwas herausgenommen.
    Nicht besonders schwer, zwei und zwei zusammenzuzählen.
    Aziz hat das Gift bekommen und will damit verschwinden.
    Es wird tausende und abertausende weitere Dianas und Jakes geben.
    Dave geht durch die nächste Tür in den Tunnel.
    Der Leibwächter schießt zuerst durch Yusufs Brille.
    Mit dem zweiten Schuss reißt er ihm die Schädeldecke weg.
    Klappernd fällt sein Gehstock auf den Betonboden.
    Wie oft werden Männer von ihren eigenen Leibwächtern getötet?, denkt Aziz. Leibwächter sind käuflich – für Geld und das Versprechen, mit einem Hubschrauber einer tödlichen Falle zu entkommen, machen sie alles.
    Yusuf hätte ihn ermorden lassen, weil er Tod und Zerstörung hier ins Barisangebirge gebracht hat.
    Jetzt ist Yusuf tot.
    Insaha ’ Allah.
    Während er den toten Alten auf dem Boden betrachtet, wird ihm bewusst, dass er ihm gerade zum ersten Mal in die Augen sieht. Oder in das, was von ihnen übrig ist. Jetzt sind sie auf ewig blind.
    »Die Amerikaner haben ihn getötet, haben wir uns verstanden?«, sagt Aziz zu den Männern, die mit ihm im Hangar stehen.
    Alle nicken.
    Zumindest widerspricht keiner.
    »Unser geliebter Scheich Yusuf ist ein shahid «, ergänzt Aziz.
    »Ja, Scheich Abdullah.«
    Aziz hört, dass der Pilot mit der Vorflugkontrolle beginnt. »Ruder- und Steuerklappen geprüft … Steuerknüppel gezogen, Parkbremse gelöst … startklar.«
    Gut, denn außerdem hört Aziz Schüsse im Tunnel.
    Blut erscheint schwarz im grünen Licht.
    Ein verletzter Mudschahed muss sich in den Tunnel geschleppt haben.
    Es ist dunkel. Die Generatoren sind ausgegangen – entweder durch eine der Explosionen oder weil Aziz sie ausgeschaltet hat. Dave hat also wieder sein Nachtsichtgerät aufgesetzt.
    Der Gestank von verbranntem Fleisch beißt in der Nase, er steigt über einen Tango, den er gerade getötet hat, und bewegt sich mit der MP5 im Anschlag den Tunnel entlang, bereit zu schießen. Sein Hemd ist schweißdurchnässt – die Hitzereflexionen in Folge der Granateneinschläge haben den Tunnel in einen Ofen verwandelt.
    Ein Schuss zischt ihm entgegen.
    Mündungsfeuer, wie rote Teufelsaugen.
    Dave hört das Knacken, als die Kugel an seinem Gesicht vorbeifliegt.
    Er feuert zurück.
    Und verfehlt sein Ziel nicht.
    Er staunt, dass der Mudschahed ebenfalls ein Nachtsichtgerät trägt. Viel hat es ihm trotzdem nicht genutzt. Dave schießt ihm sicherheitshalber zweimal in den Kopf. Selbst in der Hölle sollten die Toten tot bleiben.
    Eine Hand tippt ihm von hinten an die Schulter.
    Donovan – das Signal weiterzugehen.
    Charlie Mike – continue mission .
    Drei weitere Schritte, und er sieht eine Gestalt vor sich, die etwas unter dem Hemd hervorzieht – eine Pistole, ein Messer, eine Granate.
    Dave will schießen aber – mein Gott, das ist ein Kind!
    »Echo! Echo!«, schreit Dave, weil er Angst hat, dass Donovan das Kind von hinten erschießt. Was macht es hier? Dave wundert sich und greift nach dem Jungen, will ihn aus dem Schussfeld stoßen, aber dann ist es doch kein Kind, sondern ein hockender Mudschahed, der Dave jetzt mit einem Messer anspringt.
    Und etwas auf Paschtu schreit.
    Dave weicht aus.
    Die Klinge trifft die Keramikplatten seiner Weste und gleitet ab.
    Schneidet ihm ins Bein.
    Dave rammt dem Mudschahed seinen Gewehrkolben an den Schädel.
    Hört den Knochen
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