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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz
Autoren: India Grey
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Zeugenaussage gegen Luca Di Lazaro.“
    Eve traute ihren Ohren nicht. Die Überraschung machte sie schwindlig, sodass sie leicht schwankte.
    Gianni Orseolo wandte sich an den Richter und bat um eine Unterbrechung der Verhandlung, die dieser nach einem prüfenden Blick auf Eve genehmigte.
    Während alle den Saal durch die große Tür verließen, wurde Eve von einem Gerichtsdiener durch einen Nebenausgang hinausgeführt. Auf dem Korridor kam sofort ihr hilfsbereiter Begleiter von der Polizei auf sie zu, doch Raphael war schneller und schob sich zwischen sie und den Polizisten.
    „Entschuldigen Sie, aber wir haben etwas zu besprechen“, sagte Raphael nur mühsam beherrscht.
    Eve nickte dem Polizisten zu. „Es dauert nur ein paar Minuten.“
    Raphael lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und erinnerte sie damit an die Modenschau. So hatte er auch dagestanden, als sie ihn das allererste Mal erblickte. Seine Augen schimmerten gefährlich.
    „Nur ein paar Minuten, Eve? Länger wird es nicht dauern?“
    Instinktiv legte sie die Hände schützend vor den Leib.
    Raphaels Blick folgte ihren Händen. „Wann wird es zur Welt kommen?“, fragte er knapp.
    „Im April.“
    Trotz aller Beherrschung zuckte er zusammen. „Und wann wolltest du es mir sagen?“
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sogar das Atmen fiel ihr schwer. „Gar nicht“, entgegnete sie.
    Raphael stieß den angehaltenen Atem zischend aus. „Verstehe. Wenn es zwischen dir und Luca nichts gab, muss ich der Erzeuger sein, nicht wahr? Du bist nicht auf die Idee gekommen, dass es mich interessieren könnte, wenn ich Vater werde?“
    „Als ich die Schwangerschaft bemerkte, dachte ich, du wärst mit der Frau glücklich, mit der ich dich gesehen hatte. Nein, Raphael, ich hätte nicht geglaubt, dass du diese Neuigkeit freudig aufnehmen würdest.“
    „Wie konntest du mir so wenig vertrauen?“, stieß er hervor, packte sie an den Armen und lachte bitter auf. „Wie ironisch! Während wir zusammen waren, wollte ich dir nicht vertrauen, weil ich dich für eine hinterhältige Klatschreporterin hielt!“ Er ließ ihre Arme los. „Was für eine Katastrophe.“
    Eve legte erneut die Hände an den Leib. „Vielleicht nicht ganz“, sagte sie leise, und es klang weniger wie eine Feststellung, sondern mehr wie eine Frage.
    Sekundenlang sahen sie einander an, ehe Raphael sich verstört abwandte. „Was wirst du tun?“, fragte er tonlos.
    „Weitermachen und überleben.“ Der Schmerz, den seine Worte auslösten, spielte kaum noch eine Rolle, und es machte ihr nichts aus, das Kind ganz allein großzuziehen.
    Er presste die Hände an die Schläfen. „Eve, wie willst du dich um das Kind kümmern? Indem du überlebst? Wie denn? Als alleinerziehende Mutter, die zur Arbeit geht und das Baby – mein Baby – in einer Tageskrippe abgibt?“
    Gefasst wich sie einen Schritt zurück und warf ihm einen kühlen Blick zu. „Wieso nicht? Viele Frauen machen das.“
    „Aber nicht mit meinem Kind.“
    Zorn gab ihr neue Kraft. „Ach ja, ich habe völlig vergessen, dass die Di Lazaros ihre Kinder nur in sehr exklusiven Internaten abgeben. Schlägst du das vielleicht vor, Raphael?“
    Er zuckte zurück, als hätte sie ihn geohrfeigt, fasste sich jedoch rasch. Ruhig sagte er: „Nein. Ich will auf keinen Fall, dass dieses Kind eine dermaßen jämmerliche und unschöne Kindheit erlebt wie ich. Deshalb schlage ich vor, dass du hierher kommst und hier wohnst.“
    Eve setzte zum Sprechen an, bekam im ersten Moment jedoch kein Wort hervor. Hoffnung regte sich wieder. „Mit dir?“
    „Natürlich nicht“, wehrte er verbittert ab. „Für dich ist ja offenbar allein schon die Vorstellung unerträglich. Ich kaufe dir eine Wohnung in einer guten Gegend mit ausgezeichneten Schulen. Allerdings halte ich es für das Beste, wenn wir heiraten, um dem Kind alle Peinlichkeiten zu ersparen.“
    Die schwache Flamme der Hoffnung erlosch. Eve fühlte sich einsamer als je zuvor. „Du bittest mich, dich zu heiraten?“, fragte sie dumpf.
    „Wenn du es so ausdrücken willst – ja.“
    Diesen Moment hatte sie sich während des letzten halben Jahres immer wieder vorgestellt. Jetzt hätte im Hintergrund ein Orchester zu spielen beginnen müssen, während Raphael sie in die Arme nahm und sie küsste, bis ihr der Atem ausging und in riesigen Buchstaben das Wort „Ende“ erschien.
    In keiner ihrer Fantasien hatte sie ausgesprochen, was sie jetzt sagte.
    „Nein, Raphael.“
    Ohne den Blick von seinem
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