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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz
Autoren: India Grey
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vorstellt.“
    „Nein, Eve, das wollte ich nicht fragen. Ich möchte nicht wissen, wie er ist, sondern warum du das bloß getan hast!“
    „Da wusste ich noch nicht, wer er war.“
    „Einen Moment mal. Ich kenne dich, seit wir zu studieren begonnen haben. Und in diesen ganzen vier Jahren spitzenmäßiger Gelegenheiten zum Knutschen habe ich es nie erlebt, dass Eve Middlemiss mit einem Kerl geschmust hätte, ohne vorher seine Mutter kennenzulernen und schon mal die Unterschrift mit dem Namen ihres zukünftigen Ehemannes zu üben.“
    „Das stimmt nicht!“, zischte Eve ins Handy. Leider konnte sie dieser Unterstellung nicht ausführlicher widersprechen, weil sie nun an die Reihe kam. Hastig bestellte sie ein Schoko-Croissant und einen großen Becher heiße Schokolade. „Mit extra Sahne.“
    „Mal ehrlich, Eve“, fuhr Lou etwas sanfter fort. „Du bist einfach nicht der Typ, der fremde Männer küsst. Was ist mit dir los?“
    „Ich weiß es nicht, Lou. Es war unglaublich – wie Schicksal oder Bestimmung oder so was in der Art. Ich habe ihn gesehen … nein, wir haben uns angesehen, und dann hat es förmlich klick gemacht. Es war einfach richtig und absolut unvermeidlich. So, als müsste ich gar nichts tun, weil wir beide wussten, dass es passieren würde. Nach der Show habe ich mich mit einem Mann unter halten, und dann – ich weiß, es klingt albern –, dann ist er aufgetaucht und hat mich einfach mitgenommen.“
    „Und du bist mit ihm gegangen? Tatsächlich? Ich bitte dich, Eve!“
    „Ich weiß, ich weiß, das war dumm von mir!“, zischte Eve, drückte das Handy ans Ohr und reichte der Supermodel-Kellnerin ein paar Münzen über den Tresen. „Aber in dem Moment konnte ich nicht widerstehen. Ich war machtlos. Du hast keine Ahnung, wie er ist, Lou. Er besitzt eine kraftvolle Ausstrahlung und …“
    „Al Capone besaß auch eine kraftvolle Ausstrahlung, aber ich würde ihn kaum als idealen Partner bezeichnen. Hör mal, Eve, das gefällt mir gar nicht. Dieser Vorfall hat nichts mit Bestimmung oder Liebe auf den ersten Blick oder irgendwelchen anderen Hirngespinsten zu tun. Ich glaube viel eher, dass der Kerl sich noch gut an Ellie erinnert, dich deshalb erkannt hat und jetzt versucht, dich am Reden zu hindern. Die Sache ist mir nicht geheuer. Meiner Meinung nach solltest du sofort heimkommen.“
    „Nein!“, wehrte Eve heftiger als beabsichtigt ab und fing einen merkwürdigen Blick von der Angestellten auf, die ihr gerade die Tüte mit dem Croissant reichte.
    Während sie auf das Wechselgeld wartete, flüsterte Eve eindringlich ins Telefon: „Ich gebe noch nicht auf. Zwei schlimme Jahre lang habe ich darauf gewartet, irgendwas herauszufinden, damit ich begreife, was mit Ellie passiert ist. Jetzt bin ich hier und habe endlich dem Namen auf diesem Stück Papier ein Gesicht zugeordnet. Aber plötzlich scheint nichts mehr zusammenzupassen, und ich weiß nicht, was ich glauben soll. Eines ist aber sicher.“
    Sie atmete tief durch, nahm ihren Becher und zog sich von der Theke zurück.
    „Ich komme erst heim, wenn ich Antworten gefunden habe. Es spielt keine Rolle, wie lange das dauert. Entweder entlarve ich Di Lazaro als gemeinen Drogenhändler oder …“
    Sie unterbrach sich, um von dem verführerischen süßen Sahneschaum zu nippen. Genussvoll schloss sie die Augen – und prallte im nächsten Moment gegen ein Hindernis.
    Heiße Schokolade schwappte ihr über die Hand und bekleckerte das weiße Hemd, das ungefähr zehn Zentimeter von ihrer Nase entfernt war – ein zerknittertes, offenbar teures weißes Hemd, das ihr nur zu bekannt vorkam.
    Verzweifelt stöhnte sie auf.
    „Was ist los, Eve? Eve!“
    Raphael Di Lazaro nahm Eve geistesgegenwärtig den tropfenden Pappbecher ab und zog das Handy zwischen ihrem Ohr und ihrer Schulter hervor. Sein Gesicht blieb gefährlich ruhig, doch in seinen Augen stand ein gereizter Ausdruck, als er ins Telefon sprach: „Ich fürchte, Ihre Freundin hat momentan die Sprache verloren, aber ich versichere Ihnen, dass es ihr sehr gut geht.“
    Eves Wange schien zu brennen, wo seine Fingerspitzen sie berührt hatten, und ihr wurde schwindlig, als sie seinen Duft auffing. Wie aus weiter Ferne hörte sie Lous aufgeregte Stimme aus dem Handy: „Dann ist es ja gut, aber was ist passiert?“
    „Gar nichts“, erwiderte Raphael. „Nur ein kleiner Zwischenfall mit heißer Schokolade. Verraten Sie mir, ob sie immer so ungeschickt ist?“
    Eve hörte Lou lachen. Ihre Freundin
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