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Verfuehrung in bester Gesellschaft

Verfuehrung in bester Gesellschaft

Titel: Verfuehrung in bester Gesellschaft
Autoren: Kat Martin
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Jetzt war es egal, ob sie als Klassenbeste abschloss oder nicht. Ihr Vater würde es nie erfahren.
    Violet holte tief Luft. Ob er es erfahren würde oder nicht, spielte keine Rolle. Sie würde es wissen! Und ihm zu gefallen, war jetzt wichtiger denn je.
    Sie fasste einen Entschluss. „Ich werde es tun, Caroline. Ich werde Rule Dewar heiraten.“
    Caroline stieß einen entzückten Schrei aus, rückte zu ihr hinüber und umarmte sie. „Du wirst eine Braut! Ich kann es kaum glauben!“
    Violet betrachtete das Taschentuch auf ihrem Schoß und schluckte mühsam. Sie spürte einen Kloß in ihrer Kehle. „Ich auch nicht.“
    Zwei Wochen gingen ins Land. Für Rule schienen sie wie im Fluge zu vergehen. Es war Samstag, ein warmer Frühlingstag, worin er ein gutes Omen für den gewaltigen Einschnitt in seinem Leben sehen wollte, der sich gleich vollziehen würde. Er stand in den weitläufigen Gärten von Griffin Heights vor einem blumengeschmückten Bogen, der sich über einem Altar wölbte, und blickte durch den Mittelgang auf die zukünftige Mrs Rule Dewar.
    Sie sah genau so aus, wie sie war: ein junges naives Mädchen, das kaum der Kinderstube entwachsen war. Selbst in dem eleganten Brautkleid aus zahllosen Metern Brüsseler Spitze blieb sie eine magere, knabenhafte Frau. Kaum bereit für eine Hochzeit und ganz bestimmt nicht die Sorte Frau, die Rule sich ausgesucht hätte.
    Tatsächlich war diese Heirat das Letzte, was er wollte.
    Aber Howard Griffin war ein Überredungskünstler. Er hatte Rule einen Handel angeboten, von dem dieser nie zu träumen gewagt hätte. Nach Griffins Tod und wenn die Ehe vollzogen war, würde Rule die Hälfte von Griffins Vermögen erben sowie die Hälfte von Griffin Manufacturing. Die andere Hälfte bekam Violet, die Frau, die nun bald seine Ehefrau sein würde.
    In Amerika galten andere Gesetze. Das Vermögen seiner Braut würde auch nach der Hochzeit weiterhin ihr gehören. Gemeinsam würden sie in der Finanzwelt eine machtvolle Größe bilden.
    Und es gab noch einen weiteren Vorteil. Abgesehen von dem Geld und dem Anteil an einem außerordentlich erfolgreichen Unternehmen würde Rule den größten Wunsch seines Vaters erfüllen. Der verstorbene Duke of Bransford war fest davon überzeugt gewesen, dass eine Verbindung mit Amerika die Familie Dewar sicher ins nächste Jahrhundert bringen würde. Rule hatte versprochen, dafür zu sorgen, dass es geschah.
    Die Hochzeit mit einer Amerikanerin und ein Unternehmen, das beide Seiten des Atlantiks umfasste, würden sicher geeignete Voraussetzungen dafür schaffen.
    Er ließ den Blick über die Reihen gleiten, in denen Griffins Freunde und einige enge Familienmitglieder saßen. Es war eine private Feier, die sicherlich spektakulärer ausgefallen wäre, wäre Violet älter und die Hochzeit nicht so übereilt gewesen.
    Er fragte sich, wie viele der Anwesenden wohl von den näheren Umständen der Vermählung wussten, und dachte, dass Griff, wie er ihn jetzt nennen sollte, vermutlich mit den meisten von ihnen gesprochen hatte. Rule ahnte, dass die meisten Gäste Verständnis hatten für den Wunsch eines todkranken Vaters, die Zukunft seines einzigen Kindes zu sichern. Sie würden seiner Entscheidung zustimmen.
    An den Stufen, die hinunter zur Terrasse führten, streckte Griffin seinen Arm aus und Violet legte ihre Hand, die in einem weißen Spitzenhandschuh steckte, zaghaft auf seinen schwarzen Frackärmel. Sie war noch zierlicher, als Rule vermutet hatte. Schon zuvor war ihm aufgefallen, dass ihre Augen von einem hübschen Blattgrün waren. Auf der Nase hatte sie ein paar Sommersprossen. Das hatte er gesehen, als er ihr den Antrag gemacht hatte, so, wie es sich für einen Gentleman gehörte: mit gebeugtem Knie, im Salon und in Anwesenheit ihres Vaters.
    Sie war kaum mehr als ein Kind und ein Teil von ihm wehrte sich gegen die Vorstellung, sie zur Frau zu nehmen, selbst ohne den Vollzug der Ehe. Er unterdrückte den Impuls, sich umzudrehen und davonzulaufen, um an Bord des schnellsten Schiffes Richtung England zu fliehen. Aber es gab kein Zurück mehr. Er hatte der Versuchung nicht widerstehen können und nun erstreckte sich die Zukunft strahlend hell vor ihm.
    Am Ende der Zeremonie würde Rule auf dem besten Wege sein, ein außerordentlich reicher Mann zu werden. In der Zwischenzeit konnte er bis zum traurigen Ableben seines Schwiegervaters mit einem üppigen Gehalt den Londoner Teil von Griffin Manufacturing leiten und in der Stadt auf großem Fuße
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