Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
davon überzeugt, dass ihre Lage allmählich kritisch wurde.
    »Vergesst nicht«, sagte sie sanft, »wenn etwas schief geht, gebe ich das Notsignal. Versprecht mir, dass ihr in diesem Fall eure Beutel fallen lasst und so schnell ihr könnt zu den Stallungen lauft. Ist das klar?«
    Wie aufs Stichwort umklammerten die vier Mädchen beschützend ihre kostbaren Segeltuchbeutel.
    Concordia hörte zwar einen pflichtschuldigen Chor aus »Jawohl, Miss Glade«, doch ihre Zuversicht sank. Wenn das Desaster tatsächlich eintrat, würde es schwer werden, die Mädchen zu überreden, ihre Habseligkeiten zurückzulassen. Wenn man ganz allein und mittellos in der Welt stand, neigte man dazu, sehr an den Dingen zu hängen, die einen persönlichen Wert hatten.
    Allerdings konnte sie ihren Schülerinnen das nicht verdenken. Sie selbst war gewiss kein Vorbild gewesen, was das Packen anging. Sie würde es mit dem Teufel persönlich aufnehmen, bevor sie ihre Segeltuchtasche zurückließ. Sie enthielt ein Trauermedaillon mit den Bildnissen ihrer toten Eltern und das Philosophiebuch, das ihr Vater geschrieben und noch kurz vor seinem Tod veröffentlicht hatte.
    Concordia dämpfte das Licht der Laterne. Hannah stieß ein leises, ängstliches Wimmern aus, als es im Treppenhaus schlagartig düster wurde.
    »Beruhige dich, Liebes«, murmelte Concordia. »Wir sind in wenigen Sekunden draußen.«
    Sie schob den alten Riegel an der Pforte zurück und drückte den schmiedeeisernen Griff herunter. Die uralte Eichentür aufzustemmen kostete mehr Kraft, als sie erwartet hatte. Durch den Spalt drangen das flackernde Licht der Flammen und eisige, nach Qualm riechende Luft. Die Schreie der beunruhigten Männer im Burgfried, die das Feuer bekämpften, wurden deutlich lauter.
    Zwischen dieser Pforte und dem ersten der alten Schuppen jedoch konnte Concordia niemanden sehen.
    »Der Weg ist frei«, verkündete sie. »Los geht’s.«
    Sie nahm die abgedunkelte Laterne auf und trat hinaus. Die Mädchen drängten sich hinter ihr wie eine Schar junger Gänschen.
    Die Szenerie im Burgfried wurde durch ein höllisches, gelbliches Licht erhellt. In dem großen Hof herrschte das reine Chaos. Concordia sah einige dunkle Silhouetten, die kopflos umherrannten und Befehle brüllten, die niemand befolgte. Zwei Männer schöpften mit Eimern Wasser aus der Zisterne in der Mitte des Hofes, doch es war offensichtlich, dass die wenigen Bediensteten der Burg auf einen Notfall von derartigen Ausmaßen nicht vorbereitet waren.
    Concordia staunte, als sie sah, wie verheerend sich das Feuer bereits ausgebreitet hatte. Noch vor wenigen Minuten hatten die Flammen nur aus den hohen, zerborstenen Fenstern geleckt. In der kurzen Zeit, die sie für ihren Abstieg benötigt hatten, hatte sich das Feuer zu einem wahren Inferno ausgewachsen, das jetzt rasend schnell den ganzen neuen Flügel der Burg verzehrte.
    »Meine Güte«, flüsterte Theodora. »Diese Flammen können sie niemals ersticken. Es würde mich nicht überraschen, wenn die ganze Burg vor ihren Augen bis auf die Grundmauern niederbrennt.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass diese Formel ein so gewaltiges Feuer auslösen könnte«, meinte Phoebe ehrfürchtig.
    »Wir haben damit jedenfalls genau für die Ablenkung gesorgt, die wir brauchten«, erklärte Concordia. »Und jetzt rasch. Wir haben keine Zeit zu vergeuden.«
    Sie ging schnell weiter, während ihr Kleid und ihr Mantel schwer an ihr zerrten. Nicht nur die langen Röcke und der dicke Stoff des Mantels erschwerten ihr das Gehen. In den letzten zwei Wochen hatte sie einige kleinere Gegenstände in beide Kleidungsstücke eingenäht, Wertgegenstände, die klein genug waren, um sie in handlichen Taschen zu verbergen. Sie hatte vor, dieses Diebesgut zu veräußern, damit sie davon leben konnten, solange sie sich mit den Mädchen versteckt hielt. Im Augenblick jedoch fühlte sich jede dieser Kostbarkeiten wie schieres Blei an.
    Die Mädchen hielten sich dicht hinter ihr. Sie hatten ihre Röcke zusammengenäht, so dass sie weite Hosen bildeten, was ihnen ein leichteres Fortkommen ermöglichte.
    Dicht zusammengedrängt liefen sie an den eingefallenen, vernagelten Außengebäuden vorbei, in denen einst Getreide und andere Vorräte für die Burg gelagert worden waren.
    Kurz darauf bogen sie um die Ecke der alten Hufschmiede, hinter der die Stallungen auftauchten.
    Concordia konzentrierte sich gerade auf die nächste Phase ihres Planes, als ein großer Mann aus dem Schatten der Ruine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher