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Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht
Autoren: Amanda Quick
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nur bescheidenste finanzielle Mittel. Diese Erfahrung eines verheerenden Verlustes und die Furcht vor einer ungewissen Zukunft zehrten unablässig an ihren lebhaften, jungen Gemütern.
    Das konnte Concordia sehr gut nachvollziehen. Sie hatte ebenfalls im Alter von sechzehn Jahren ihre Eltern verloren und mit ihnen die unkonventionelle Gemeinschaft, die ihre ganze Welt gewesen war. Das lag zwar bereits zehn Jahre zurück, doch der Gram und die Angst suchten sie noch häufig in ihren Träumen heim.
    »Und wenn die Stallungen auch brennen?«, erkundigte sich Edwina ängstlich.
    »Sie liegen auf der anderen Seite des Burgfrieds«, beruhigte Concordia das Mädchen. »Es wird lange dauern, bis die Ställe Feuer fangen, falls das überhaupt geschieht.«
    »Miss Glade hat Recht.« In Theodoras Stimme schwang neuer Mut mit. »Ihr erinnert euch doch, wie sorgfältig wir die Plätze für die Sprengladungen ausgesucht haben, eben damit die Ställe nicht sofort in Mitleidenschaft gezogen werden.«
    »Die Würfel sind gefallen«, erklärte Hannah. »Unser Leben liegt in der Hand des Schicksals.«
    Wenn Hannah nicht damit beschäftigt war, ihre anscheinend endlose Liste von Ängsten zu pflegen, pflegte sie ihr bemerkenswertes Talent für Dramatik. Sie war das jüngste der Mädchen und hatte erst kürzlich ihren fünfzehnten Geburtstag gefeiert. Dennoch überraschte sie Concordia häufig mit ihrer Fähigkeit, intuitiv in eine Rolle zu schlüpfen oder das Verhalten einer Person nachzuahmen.
    »Nein, unser Leben liegt keineswegs in der Hand des Schicksals«, widersprach Concordia jetzt nachdrücklich. Sie warf einen Blick über ihre Schulter zurück. »Vergesst nicht, dass wir einen Plan haben. Wir müssen uns nur genauestens daran halten. Und dies werden wir jetzt tun.«
    Theodora, Edwina, Hannah und Phoebe zogen aus der Entschlossenheit, die Concordia an den Tag legte, sichtlich Kraft. Sie hatte den Mädchen schon seit Tagen die Bedeutung ihres Planes eingetrichtert. Und in diesen Stunden der Krise war er ihr Talisman, genau wie sie es vorhergesehen hatte. Sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass man selbst die größten Hindernisse überwinden konnte, solange man nur einen Plan hatte, an den man glaubte.
    »Ja, Miss Glade.« Hannah gewann schlagartig ihre Zuversicht wieder. Ihre ausdrucksvollen dunklen Augen waren zwar weit aufgerissen, doch ihre Stimme klang fest. »Wir haben alle den Plan auswendig gelernt.«
    »Seid zuversichtlich, er wird funktionieren.« Mittlerweile hatten sie den Fuß der Treppe erreicht, und Concordia drehte sich zu den Mädchen herum. »Schritt eins haben wir bereits erfolgreich hinter uns gebracht. Jetzt bereiten wir uns auf Schritt zwei vor. Ich werfe einen Blick nach draußen und überzeuge mich davon, dass die Luft rein ist. Weiß jede von euch, was sie als Nächstes zu tun hat?«
    »Wir gehen zusammen zu den Stallungen«, deklamierte Phoebe gehorsam, »und halten uns dabei im Schatten der alten Vorratsschuppen an der Südmauer.«
    Die anderen nickten zustimmend. Sie hatten die Kapuzen ihrer Mäntel zurückgeschlagen, und auf ihren ernsten jungen Gesichtern zeigte sich eine rührende Mischung aus Angst und Entschlossenheit.
    »Hat jede von euch ihr Bündel dabei?«, erkundigte sich Concordia.
    »Ja, Miss Glade.« Phoebe hielt ihren kleinen Segeltuchbeutel fest in beiden Händen. An zwei Stellen beulte er sich verdächtig aus. Offenbar hatte sie da ihre wissenschaftlichen Instrumente hineingestopft.
    Diese Geräte gehörten zu der Sammlung aus Büchern und Apparaturen, die Concordia letzten Monat mit auf die Burg gebracht hatte.
    Noch am Nachmittag hatte sie ein letztes Mal versucht, den jungen Mädchen klar zu machen, dass sie für dieses Abenteuer nur das absolut Notwendigste einpacken sollten. Doch ihr war bewusst, dass junge Mädchen sehr unterschiedliche Vorstellungen davon hatten, was notwendig war.
    Hannah Radburns Beutel schien schwerer zu sein, als er eigentlich hätte sein sollen. Concordia vermutete, dass sie ebenfalls die Anweisungen ihrer Lehrerin missachtet und einige ihrer geliebten melodramatischen Romane eingepackt hatte.
    Theodoras Beutel war bis zum Rand mit eben dem Künstlerzubehör voll gepackt, das sie eigentlich hatte zurücklassen sollen.
    In Edwinas Bündel dagegen befand sich zweifellos eines dieser modischen Gewänder, die Anfang der Woche aus London geliefert worden waren.
    Nicht zuletzt diese wertvollen Kleider, die man den Mädchen geschenkt hatte, hatten Concordia
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