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Verfuehrung auf Probe

Verfuehrung auf Probe

Titel: Verfuehrung auf Probe
Autoren: Natalie Nimou
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erhobener Augenbraue auf der schönen Gesichtshälfte.
    Warum siezt er auch mich plötzlich? Egal. Ich neige kurz meinen Kopf in Richtung Isabelle.
    Eric wendet sich wieder dem Objekt seiner Begierde zu und verkündet: „Ich darf Ihnen meine Freundin Chérise vorstellen.“
    Schluck. Er stellt mich als seine Freundin vor. Freundin. Das muss man sich mal vorstellen. Aber was hatte ich gedacht, als was er mich bezeichnet? Als seine Lehrerin, so wie vorhin, als wir seinem Kumpel Oscar begegnet sind?
    Isabelle scheint die Bezeichnung Freundin nicht zu überraschen. Wenn Eric und sie diese Nummer öfters durchziehen, wundert mich das allerdings auch nicht.
    Isabelle lächelt mich falsch an. Sie hat eine schmale Oberlippe und kleine Mausezähnchen. Aus der Ferne war mir das gar nicht aufgefallen. Nun, diese beiden Attribute sind nicht gerade hübsch. Wenn Eric nicht diese eine verschandelte Gesichtshälfte hätte, würde er vermutlich nicht auf sie abfahren. Meine Zähne sind groß, gerade und gesund und meine Lippen voll und wohlgeformt.
    Und überhaupt: Isabelle sieht überhaupt nicht aus wie eine Sub. Ihr Haar ist streng im Nacken aufgesteckt, genauso wie auf dem Foto auf der Internetseite. Ihr schwarzes Lederkleid sieht brutal aus. Sogar ihre über dem Ausschnitt herausquellenden Brüste wirken auf mich eher erschlagend. Doch um den Hals trägt sie ihr Hundehalsband. Also wohl doch Sub.
    Mit einem Mal trifft mich ein weiterer Gedanke. Vielleicht ist sie eine von den Switchern. Mal Sub, mal Domina. Aber, mon Dieu! Dann ist Eric womöglich ein männlicher Sub. Oh oh. Ich hole tief Luft, lächele in die Tischrunde und frage zur Ablenkung, ob das Essen geschmeckt hat.
    Der Typ mit der Halbglatze wendet mir sein hässliches Gesicht zu und bedankt sich für die Nachfrage. Dann fragt er mich: „Haben wir Sie schon einmal hier gesehen?“
    Ich schüttele den Kopf und quetsche mich ganz nah an Eric. Nicht dass Quasimodo noch auf die Idee kommt, mich bei Eric ausleihen zu wollen. Ich zupfe an Erics Hemdsärmel. Ich muss dringend mit ihm sprechen. Wir haben noch kein Safeword vereinbart und wir haben nicht darüber gesprochen, wie wir nach außen hin klar machen, dass ich in diesem Schuppen für niemanden zu haben bin.
    „Ich habe sie vollkommen unvorbereitet hierher gebracht“, gibt Eric zu.
    „ Dann ist sie exklusiv?“ Isabelles Stimme klingt spitz. Ich mag ihre Stimme nicht. Und Isabelle mag ich im Übrigen auch nicht. Im Gegensatz zu ihrem Geschäftspartner ist sie mir zutiefst unsympathisch. Was findet Eric bloß an ihr? Sie ist eine hinterhältige Zicke. Nicht so wie ich, ich bin notgedrungen hinterhältig. Sie ist es immer.
    „ Chérise gehört ganz allein mir.“
    „Na, dann vielleicht beim nächsten Mal“, meint Quasimodo mit einem fiesen Grinsen auf den trockenen Lippen.
    Ganz bestimmt nicht, denke ich und frage ein wenig ketzerisch: „Gehört Isabelle zu Ihnen?“
    „Ich bin allein hier“, kommt sie dem hässlichen Kerl zuvor. „Man hat uns gesetzt.“
    „W arum haben Sie sich nicht bemerkbar gemacht, Isabelle? Wenn ich Sie eher entdeckt hätte, hätte ich Sie an unseren Tisch gebeten.“ Eric streichelt mir über den Rücken, während er seine Partnerin nicht aus den Augen lässt.
    „Eric?“ Ich bedenke meinen Begleiter mit einem ebenso unterwürfigen wie liebreizenden Augenaufschlag. „Ich bin ein wenig seekrank. Wären Sie so freundlich, mich kurz an Deck zu begleiten?“
    Eric sieht mich skeptisch an, doch dann empfiehlt er uns der Tischrunde und geleitet mich aus diesem hochmerkwürdigen Restaurant hinaus.
    „Bist du wirklich seekrank?“, fragt er, als wir in dem Vorraum sind, in dem die Dame mit dem Süßkirschmund noch immer Wache schiebt. Sie lächelt mir mitleidig zu.
    „ Natürlich nicht. Lass uns trotzdem kurz an Deck gehen. Ich muss dringend etwas mit dir besprechen.“
    Eric nickt Madame Süßkirsche zu, woraufhin diese zwei Samtvorhänge teilt und uns eine Tür aufhält.
    E isiger Wind schlägt mir entgegen. Trotzdem wage ich mich nach draußen. Eric folgt mir.
    „ Ich will von niemandem angemacht werden“, eröffne ich das für meine Begriffe dringend erforderliche Gespräch, als wir uns ein paar Schritte vom Eingang entfernt haben. „Wie willst du mich schützen?“
    Eric zieht seinen Cut aus, obwohl ihm ganz offensichtlich genau so kalt ist wie mir , und legt ihn mir um die Schultern. In seinen Augen spiegelt sich die Lichterkette, die vom Heck bis zum Bug des Schiffes reicht.
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