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Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Titel: Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Autoren: Juliet Landon
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fortbringen“, sagte sie im Flüsterton.
    Endlich riss Biddie sich von dem Anblick los und richtete die großen runden Augen auf ihre Herrin. „Denkt Ihr an Flucht? Bevor sie Sam mitnehmen können? Denkt Ihr wirklich, die Männer sind dazu fähig?“
    Es wäre sinnlos, ihr von der Abmachung zu erzählen. „Ja“, antwortete Ebony und wandte den Blick. „Sobald es dunkel wird, fliehen wir zum Wasserfall und nehmen das Boot. Es lag unten im See vertäut, als Mistress Meg und ich heute morgen dort gebadet haben.“
    „Und Mistress Meg und Sir Joseph?“
    „Beide wollen, dass wir Sam wegbringen. Wenn wir vor Einbruch der Dunkelheit fliehen, wird man uns entdecken. Wir dürfen aber auch nicht zu lange zögern, sonst finden sie das Boot und bringen es weg. Es muss noch heute geschehen, Biddie. Und jetzt muss ich wieder zu Sir Joseph zurück. Geh nach oben, packe ein paar warme Sachen für Sam ein und etwas Verpflegung. Verstecke das Bündel unter der Stiege, bis wir nachher aufbrechen.“
    Biddie, die ihrer Herrin blind vertraute, zweifelte keinen Moment an der Richtigkeit ihrer Entscheidung, und die Sorge um das Wohlergehen ihres kleinen Schützlings weckte ihren Heldenmut. „Wenn sie Sam mitnehmen“, sagte sie beherzt, „müssen sie auch mich mitnehmen. Aber ich könnte mich auch allein auf den Weg machen und Hilfe aus der Nachbarschaft holen und morgen bei Tagesanbruch wieder hier sein.“
    „Nein, Biddie, sie lassen dich am hellen Tage nicht fort.“
    Biddie zog ihren Schleier vom Kopf, legte ihn um die Schultern und zeigte ihre braune Lockenpracht. „Auch nicht, wenn ich ohne Schleier gehe?“
    „Nein, Biddie.“ Ebony lächelte gerührt. „Wir können dich nicht entbehren.“
    Während sie die Brandwunden säuberte, mit Leinenstreifen verband und die aufgesprungenen Lippen des Kranken mit Wasser benetzte, wuchs in Ebony die Überzeugung, dass sie Meg nicht im Stich lassen durfte. Die Schwägerin hatte im Abstand von einem Jahr Bruder und Mutter verloren. Ihr Vater war zwar ein bärenstarker Mann, aber selbst wenn er die furchtbaren Verbrennungen überlebte, würde er für den Rest seines Lebens gezeichnet und behindert sein. Meg würde allein auf der Burg mit ein paar Hausdienern zurückbleiben, da die Bewaffneten von den Banditen fortgebracht worden waren. Ebony wusste, dass ihr Fortgehen herzlos wäre; sie wachte am Krankenlager, behielt ihren Entschluss für sich, und auch Meg verfiel in brütendes Schweigen.
    Auch andere brauchten Ebonys Fürsorge, Männer, deren Verletzungen zu schwer waren, um mit den anderen zu reiten, und obgleich sie bei ihren Krankenbesuchen Sir Alex mehrmals erblickte, ging sie ihm geflissentlich aus dem Weg und nahm auch nicht am gemeinsamen Mittagsmahl in der Halle teil, das später aufgetragen wurde als sonst, sondern aß mit Sam und Biddie allein. Gewissensbisse und Zweifel bedrückten sie, den Preis bezahlen zu müssen, um bei Sam bleiben zu dürfen. Sie redete sich aber ein, dass viele Frauen weit größere Opfer gebracht hatten, um ein geliebtes Kind nicht zu verlieren.
    In der Burg, die stets von Lärm, Gelächter, lauten Männerstimmen und Hundegebell erfüllt war, herrschte nun bedrücktes Schweigen unter der Besatzung grimmiger Männer, die jede Schießscharte, jede Tür und jede Zinne auf den Wehrtürmen bewachten. Tief beunruhigt durchstreifte Ebony die Wirtschaftsräume und Vorratskammern, die Waffenkammer, die Kapelle und den Küchentrakt bis in die Stallungen, um herauszufinden, was die Fremden am nächsten Tag wegzuschleppen gedachten, sah aber nur, dass sie genaue Bestandsaufnahmen derVorräte und Waffen machten, ohne dass Anzeichen von Zerstörung oder Plünderung zu erkennen gewesen wären. Es war, wie er gesagt hatte: Die Banditen ließen sich Zeit.
    Nach wie vor herrschte eine gedrückte Stimmung, als Sam vergnügt zu Mutter und Kinderfrau zurückkehrte, nachdem er fast den ganzen Tag in Joshuas Obhut verbracht hatte. In atemloser Aufregung erzählte er, dass der Bogenschütze Pfeil und Bogen für ihn geschnitzt habe, mit dem er schießen dürfte. Und dann durfte er auf Joshuas großem Pferd sitzen, während es gestriegelt wurde. Ein anderer Soldat hatte ihm ein kleines Holzschwert geschenkt, mit dem er nun in der Luft herumfuchtelte. Die Abenteuer ihres kleinen Helden versetzten seine fürsorgliche Mutter in Angst und Schrecken.
    „Sieht denn keiner dieser Rüpel die Gefahren? Was um Himmels willen denken sich diese verantwortungslosen Kerle
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