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Verfuehrt zur Liebe

Titel: Verfuehrt zur Liebe
Autoren: Stephanie Laurens
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die ganze Vorstellung beobachtet haben; er wartete darauf, dass sie in die Luft ging oder wenigstens eine schneidende Bemerkung machte.
    Und er war nicht der Einzige.
    Sie lächelte, ein Bild der Ausgeglichenheit. »Guten Tag, Wilks.«
    Wilks blinzelte verwirrt, nickte misstrauisch und eilte zu seinem Platz hinten auf der Kutsche.
    Simon schaute sie an, während er einstieg und sich neben sie setzte. Als erwartete er, dass sie ihn biss. Oder ihn wenigstens anfauchte.
    Ein süßes Lächeln würde er ihr nie abnehmen, daher blickte sie geradeaus, ganz gefasst, als sei es ihre Idee, mit ihm in der Kutsche zu fahren. Sein misstrauischer Blick war alle Anstrengung wert, die es sie kostete, so unbekümmert und heiter zu erscheinen.
    Die Kutsche setzte sich mit einem Ruck in Bewegung, rollte vorwärts. In dem Augenblick, als seine Braunen in ein gleichmäßiges Tempo verfallen waren, erkundigte sie sich höflich: »Wie geht es deinen Eltern?«
    Es folgte eine kleine Pause auf ihre Frage, dann antwortete er.
    Sie nickte und stürzte sich in einen Bericht über ihre Familie, die er gut kannte, beschrieb den Gesundheitszustand jedes einzelnen Familienmitgliedes, erzählte, was jeder von ihnen trieb und was sie vorhatten. Als hätte er danach gefragt, fuhr sie fort: »Ich bin mit Lady O. hergekommen.« Seit Jahren schon war das ihre Abkürzung für Lady Osbaldestone, eine entfernte Verwandte der Cynsters und eine gute Bekannte ihrer eigenen Familie, eine ältere Dame, die die halbe vornehme Gesellschaft terrorisierte. »Sie hat die letzte Woche auf The Chase verbracht, dann musste sie hierher Weiterreisen. Sie ist eine alte Freundin von Lord Netherfield, das weißt du doch, oder?« Viscount Netherfield war Lord Glossups Vater und derzeit zu Besuch auf Glossup Hall.
    Simon runzelte die Stirn. »Nein.«
    Portia lächelte aufrichtig; sie mochte Lady O. gerne, aber Simon fand ihren Scharfsinn wie viele Männer seiner Art irgendwie beängstigend. »Luc bestand darauf, dass sie nicht allein quer durchs ganze Land fährt, daher habe ich mich angeboten, mit ihr zu reisen. Die anderen, die bereits eingetroffen sind ...«, fügte sie im Plauderton hinzu und unterrichtete ihn, wer bereits da war und wer noch erwartet wurde, genauso, wie es eine freundliche, wohlerzogene junge Dame tun würde.
    Das Misstrauen in seinen Augen war immer deutlicher zu erkennen.
    Dann erschienen vor ihnen die Doppelflügel der Tore von Glossup Hall, hießen sie weit geöffnet willkommen. Simon wendete die Braunen und ließ sie über die Auffahrt zum Haus traben.
    Glossup Hall war ein weitläufiger Landsitz mit E-förmigem Grundriss, der zur Zeit Elisabeths I. erbaut worden war. Seine typische Fassade aus roten Ziegeln ging nach Süden, und das herrschaftliche Gebäude konnte mit drei Stockwerken und senkrecht an den Hauptbau anschließenden Seitenflügeln nach West und Ost aufwarten. Im Mittelbau befand sich der Ballsaal, nach hinten schloss sich der Wintergarten an. Als sie näher kamen, spiegelte sich das Sonnenlicht in den zahllosen Sprossenfenstern und schimmerte auf den hohen Schornsteinen mit ihren verzierten Töpfen.
    Als die Braunen in die bogenförmige Auffahrt einschwenkten, war Simon völlig durcheinander. Kein gewohntes Gefühl für ihn; es gab nicht viel in der vornehmen Welt, das ihn aus dem Gleichgewicht bringen konnte.
    Außer Portia.
    Wenn sie mit ihm zürnte und ihn beschimpfte, ihre scharfe Zunge wie sonst einsetzte, wäre alles normal gewesen. Er hätte ihr Zusammentreffen nicht genossen, aber er hätte auch nicht diese plötzliche Verwirrung verspürt.
    Sosehr er sich auch den Kopf zerbrach, er konnte sich nicht erinnern, dass sie sich ihm gegenüber je so ... verhalten hätte -so weiblich und weich war die einzige Beschreibung, die ihm einfiel. Sie war gewöhnlich bestens gewappnet und widerborstig; heute hatte sie offenbar ihren Schild und ihre Speerspitzen zu Hause gelassen.
    Das Ergebnis war ...
    Er zügelte die Braunen, zog die Bremse an und warf die Zügel Wilks zu, stieg aus.
    Portia wartete, dass er um die Kutsche herumging und ihr beim Aussteigen behilflich wäre; er schaute sie an, erwartete wohl, dass sie mit ihrer üblichen unabhängigen, Ich-brauche-niemanden-Einstellung einfach herunterspringen würde. Stattdessen legte sie, als er ihr seine Hand hinhielt, ihre schlanken Finger darauf und ließ sich von ihm mit erstaunlicher Anmut helfen.
    Sie blickte zu ihm auf und lächelte, als er sie losließ. »Danke.« Ihr Lächeln
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