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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady
Autoren: Julia Quinn
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brauche die Mühen einer Saison in London gar nicht erst auf sich zu nehmen. Zur nächsten Saison war sie nur deswegen in die Hauptstadt gefahren, weil der ebenfalls in der Wiege versprochene Verlobte ihrer Schwester das Pech gehabt hatte, im Alter von zwölf Jahren an einem Fieber zu sterben und seine Familie ohne Erben und Elizabeth Willoughby ohne Verlobten zurückzulassen.
    Und die Saison danach – Elizabeth war zu dem Zeitpunkt beinahe, so gut wie, „Wir rechnen jeden Augenblick damit“, verlobt gewesen, während Amelia immer noch dem Duke versprochen war – gingen sie trotzdem nach London, denn inzwischen wäre es peinlich gewesen, auf dem Land zu bleiben.
    Amelia mochte London. Sie genoss die Gespräche, sie liebte das Tanzen, und wenn man sich länger als fünf Minuten mit ihrer Mutter unterhalten hätte, hätte man erfahren, dass Amelia mindestens ein halbes Dutzend Heiratsanträge erhalten hätte, wäre sie noch frei gewesen.
    Was bedeutete, dass Jacinda Lennox immer noch Jacinda Lennox gewesen wäre und nicht die Marchioness of Beresford. Und, was noch wichtiger gewesen wäre, Lady Crowland und ihre Töchter hätten gesellschaftlich immer noch höher gestanden als dieses lästige kleine Ding.
    Aber schließlich war das Leben, wie Amelias Vater gern anmerkte, nicht immer gerecht. Eigentlich sogar ausgesprochen selten. Man sehe sich ihn doch nur an, um Himmels willen. Fünf Töchter. Fünf! Und nun fiele die Earls-Würde, die in ungebrochener Linie vom Vater auf den Sohn übergegangen war, seit die Prinzen aus dem Tower verschwunden waren, an die Krone zurück, da nirgendwo ein männlicher Anverwandter in Sicht war, der sie auf irgendeine Weise für sich beanspruchen konnte.
    Nur auf seine vorausschauende Planung war es zurückzuführen – wie er seine Frau gern erinnerte –, dass eine ihrer fünf Töchter bereits unter der Haube war und sie sich nur mehr Gedanken über die anderen vier zu machen brauchten – da könnte sie doch bitte mal damit aufhören, ständig über den armen Duke of Wyndham und dessen schleppenden Fortschritt zum Traualtar zu jammern.
    Lord Crowland gingen seine Ruhe und sein Frieden wirklich über alles, ein Umstand, den er in Betracht hätte ziehen sollen, bevor er Anthea Grantham zur Frau nahm.
    Niemand glaubte ernsthaft, der Herzog könnte sein Versprechen Amelia und ihrer Familie gegenüber brechen. Im Gegenteil, es war allgemein bekannt, dass der Duke of Wyndham Wort hielt, und wenn er gesagt hatte, dass er Amelia Willoughby heiraten würde, dann würde er das auch tun.
    Allerdings beabsichtigte er, dies zu einem Zeitpunkt zu erledigen, der ihm gelegen kam. Was nicht unbedingt bedeutete, dass er ihr gelegen kam. Oder auch ihrer Mutter.
    Und so war sie wieder in Lincolnshire.
    Und war immer noch Lady Amelia Willoughby.
    „Es macht mir überhaupt nichts aus“, erklärte sie, als Grace Eversleigh auf die Tanzgesellschaft in den Lincolnshire-Sälen zu sprechen kam. Grace Eversleigh war nicht nur die beste Freundin von Amelias Schwester Elizabeth, sie war auch die Gesellschafterin der Dowager Duchess of Wyndham und stand als solche in weitaus engerem Kontakt zu Amelias Verlobtem als Amelia selbst.
    „O nein“, versicherte Grace ihr rasch. „Das wollte ich damit nicht andeuten.“
    „Sie hat doch nur gesagt“, ergänzte Elizabeth und warf ihrer Schwester einen merkwürdigen Blick zu, „dass Seine Gnaden vorhat, mindestens ein halbes Jahr auf Belgrave zu bleiben. Woraufhin du gesagt hast …“
    „Ich weiß, was ich gesagt habe“, fuhr Amelia sie errötend an. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber fast. Sie hätte ihre kleine Ansprache sicher nicht Wort für Wort wiederholen können, doch wenn sie es versucht hätte, wäre wohl etwas herausgekommen wie: Na, das ist ja erfreulich, aber ich würde da nicht allzu viel hineininterpretieren, und außerdem heiratet Elizabeth nächsten Monat, daher würde ich nicht mal im Traum daran denken, mich in absehbarer Zeit auf irgendetwas festlegen zu lassen, und egal, was die anderen sagen, ich habe es nicht so eilig damit, ihn zu heiraten. Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber. Ich kenne den Mann doch kaum. Mehr Rhabarber, mehr Rhabarber, mehr Rhabarber, ich bin immer noch Amelia Willoughby. Und es macht mir überhaupt nichts aus.
    Was nicht die Art von Ansprache war, die man im Geiste unbedingt noch einmal durchgehen wollte.
    Nach einem kurzen Moment der Verlegenheit räusperte Grace sich und meinte: „Er hat gesagt, dass er heute
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