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Verführ mich undercover!

Verführ mich undercover!

Titel: Verführ mich undercover!
Autoren: Barbara Dunlop
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Von der Sorte war er schon vielen begegnet. Doch Melissa hatte nicht gewirkt, als gehörte sie dazu. Sie war bodenständig und ehrlich, sie hatte Stil. So hatte er sie zumindest eingeschätzt.
    „Sie hat mir erzählt, dass sie Brüder hat.“ Jared stieß ein freudloses Lachen aus. „Ich hatte Angst, dass die hinter mir her sein würden.“
    „Weil du ihre Schwester angemacht hast?“
    „Wenn ich mir vorstelle, dass Stephanie …“
    Royce stand auf und sammelte die leeren Gläser ein. „Irgendwann wird irgendein Typ mit ihr schlafen.“
    „Wehe, er ist nicht verliebt in sie.“
    „Wehe, er ist nicht mit ihr verheiratet.“ Royce schenkte Whisky nach, fügte Eis hinzu und setzte sich in den Sessel neben Jared.
    „Also, was weiß Melissa?“, fragte er.
    Jared lehnte sich zurück, lockerte seine Krawatte. „Die Ranch, Stephanies Springreiterei, du, Anthony, der Genevieve-Fonds.“
    „Und wie du nackt aussiehst“, bemerkte Royce.
    „Wir haben keine Fotos gemacht.“
    „Wie beruhigend.“
    Jared starrte aus dem Panoramafenster, ließ den Blick über die Lichter der Stadt schweifen. Das Ende dieses Abends hatte er sich anders vorgestellt. Und obwohl er nun wusste, dass Melissa eine Verräterin war, wünschte er sich noch immer, dass sie sexy und nackt in seinem riesigen Bett auf ihn wartete.
    „Was weiß sie?“, wiederholte Royce beharrlich und leise seine Frage.
    Jared konzentrierte sich wieder auf seinen Bruder.
    Er musste es ihm sagen. Es führte kein Weg daran vorbei.
    Wie unglaublich dumm er gewesen war, einer Wildfremden davon zu erzählen!
    „Grandpa“, sagte er. Er zerrte an seiner Krawatte und warf sie auf den Tisch.
    Royces Augen wurden schmal.
    „Er hat mir etwas erzählt. Kurz bevor er starb.“ Jared atmete hörbar ein. „Er hat gesagt, dass Dad Frank Stanton umgebracht hat.“
    Totenstille.
    Vorsichtig warf Jared seinem Bruder einen Blick zu.
    Royce schwieg, seine Augen waren geweitet, die Hände lagen auf der gepolsterten Armlehne. „Ich weiß“, sagte er schließlich.
    Jared wich zurück. „Was?“
    „Ich habe es immer gewusst.“
    Es dauerte eine Sekunde, bis die Worte seines Bruders in ihn einsickerten. Royce wusste von dem Mord? Und hatte all die Jahre geschwiegen?
    „Ich verstehe nicht.“ Seine Stimme klang ihm in den eigenen Ohren fremd.
    Royce stand schwerfällig auf. Mit dem Drink in der Hand durchquerte er den Raum und machte vor dem Fenster kehrt. „Der Tag, an dem sie gestorben sind. Ich habe einen Brief von Mom an Dad gefunden. Sie hat ihn nicht mehr beendet. Darin stand, dass sie Frank liebte. Dass sie Dad verlassen würde. Und uns.“ Er nahm einen großen Schluck von seinem Drink.
    „Warum hast du mir nie davon erzählt?“
    Lange schwieg Royce. „Du weißt doch, es gibt Geheimnisse, die musst du für dich behalten. Niemand außer dir darf sie erfahren.“ Er schnippte mit den Fingern. „In der Sekunde, in der du sie aussprichst, werden sie zur Gefahr. Das wusste ich. Auch schon als Dreizehnjähriger.“
    Jared konnte nicht fassen, dass sein Bruder ihm nicht vertraut hatte. „Ich hätte niemals …“
    „Unser Vater war ein Mörder. Unsere Mutter war untreu. Und Stephanie war erst zwei.“
    „Du hättest …“
    „Nein, hätte ich nicht, habe ich nicht. Und es war richtig so.“ Nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: „Ich wusste nicht, dass Grandpa es wusste.“
    „Er hat das Gewehr in den Fluss geworfen.“
    Royce lächelte schief. „Gut gemacht.“
    „Er hat es verschwinden lassen, bevor sie Mom und Dad gefunden haben. Er dachte, man würde Dad wegen Mordes den Prozess machen.“
    „Ja.“ Royce ging zu seinem Sessel zurück. „Also, was willst du tun? Er hat seinen Sohn beschützt. Wer sind wir, zu entscheiden, wie weit ein Mann gehen darf?“
    „Würdest du den Liebhaber deiner Frau umbringen?“ Seit Wochen hatte diese Frage Jared beschäftigt. Immer stellte er sich dabei Melissa vor. Und konnte nichts gegen die rasende Wut tun, die beim Gedanken an einen anderen Mann in ihm hochkochte.
    „Ich habe keine Frau“, bemerkte Royce knapp. „Diese Entscheidung bleibt also vorerst mir erspart.“
    Jared nickte. „Es ist einfacher so.“
    „Genau.“ Royce setzte sich wieder. „Wollen wir es Stephanie erzählen?“
    Jared hasste die Vorstellung, seiner Schwester wehzutun. Doch wenn Melissa diese Sensationsstory enthüllte, musste Stephanie darauf vorbereitet sein. Er hoffte, dass es nicht so weit kommen würde, doch möglich war es
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