Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfolgt im Mondlicht

Verfolgt im Mondlicht

Titel: Verfolgt im Mondlicht
Autoren: C. C. Hunter
Vom Netzwerk:
wusste, dass es auch zum Teil ihre eigene Panik war, die Derek fühlen konnte. Wenn es ihr schlechtging, ging es ihm auch schlecht. Wenn sie Freude erlebte, erlebte er sie mit ihr. Wenn sie Angst vor etwas hatte, verspürte er dieselbe Angst. Jetzt, wo sie so darüber nachdachte, mussten die letzten Minuten für ihn die schiere Hölle gewesen sein.
    Seine Schultern strafften sich in seinem blassgrünen T-Shirt, und er atmete tief ein. Sein hellbraunes Haar sah vom Wind zerzaust aus, ein paar Fransen klebten ihm an der Stirn. Ein Schweißtropfen rann ihm von der Augenbraue hinab. Für einen Moment konnte sie an nichts anderes denken, als sich ihm zu öffnen und seine beruhigende Berührung ihre Ängste vertreiben zu lassen.
    »Ist es … das, was ich gesagt habe?«, wollte Derek wissen. »Wenn es so ist, dann … dann nehme ich es zurück. Ich hab es dir nicht gesagt, damit es dich innerlich zerreißt.«
    Ein Liebesgeständnis kann man nicht zurücknehmen , dachte Kylie. Nicht, wenn du es wirklich so gemeint hast. Aber das sagte sie nicht. »Es ist nicht das, was du gesagt hast.« Doch sie merkte sofort, dass das eine Lüge war. Sein Geständnis hatte ihre Gefühle völlig durcheinandergebracht. »Nicht hauptsächlich. Es sind auch andere Sachen.«
    »Was denn für Sachen?« Seine Stimme klang atemlos. Er suchte ihren Blick, und sie sah die goldenen Sprenkel in seinen Augen funkeln. »Ich spüre, dass du erschrocken und verwirrt bist und …«
    »Aber es geht mir gut.« Ihr fiel wieder auf, wie abgehetzt er aussah, als ob er gerade einen Kilometer gerannt wäre. War er das denn? »Wo warst du gerade?«
    Er schnappte wieder nach Luft. »In meiner Hütte.«
    Fast zwei Kilometer. »Du hast meine Gefühle so weit spüren können?«
    »Ja.« Er sah sie so an, als hoffte er, dass sie ihn nicht dafür verurteilen würde. Sie mochte es nicht, dass ihre Gefühlswelt ein offenes Buch für ihn war, aber sie verurteilte ihn nicht deswegen. Er hatte ihr einmal gesagt, dass er es abstellen würde, wenn er das könnte. Und das glaubte sie ihm auch.
    »Ich dachte, du hättest gesagt, es wird schwächer«, meinte sie stattdessen. »Macht es dich immer noch so wahnsinnig?«
    Er zuckte kurz mit der linken Schulter. »Es ist immer noch stark, aber nicht so krass wie vorher. Ich kann damit umgehen, jetzt, wo ich …«
    Jetzt, wo er sich eingestanden hatte, dass er sie liebte. Das hatte er ihr gesagt. Denn aus diesem Grund war seine emotionale Verbindung zu ihr so stark geworden. Kylie spürte wieder ihre eigene Unentschlossenheit. Es war gut, dass wenigstens einer von ihnen damit umgehen konnte. Denn sie glaubte nicht, dass sie es konnte. Nicht damit, dass er sie liebte. Nicht mit irgendeiner der Neuigkeiten, die sie erfahren hatte. Zumindest im Moment noch nicht.
    »Was ist denn los?« Er kam einen Schritt näher. So nah, dass sie den Geruch seiner Haut wahrnehmen konnte – erdig, unaufdringlich, echt.
    Die Versuchung, ihm um den Hals zu fallen, war überwältigend. Sie sehnte sich danach, ihn zu spüren. Sie wünschte sich, alles könnte so sein wie früher. Sie ballte die Hände zu Fäusten und humpelte mit ihrem abgebrochenen Absatz an ihm vorbei. Unter einem Baum ließ sie sich auf den Boden fallen. Das Gras fühlte sich angenehm kühl an in der Sommerhitze. Einzelne Grashalme kitzelten sie an den Beinen, aber sie ignorierte es.
    Er wartete nicht lange auf eine Einladung, sondern setzte sich neben Kylie. Nicht so nah, dass sie sich berührten, aber nah genug, dass sie daran dachte, ihn zu berühren.
    »Also, gibt es noch etwas anderes?«, fragte er.
    Sie nickte und die Entscheidung, sich ihm anzuvertrauen, schien bereits gefallen. »Mein Vater hat mich wieder besucht.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Er hat mir gesagt, was ich bin.«
    Derek sah sie erstaunt an. »Ich dachte, das wolltest du unbedingt wissen?«
    »Ja, schon. Aber … Er hat gesagt, dass ich ein Chamäleon bin. So was wie eine Eidechse.«
    Er zog verblüfft die Augenbrauen hoch, doch dann schmunzelte er.
    Kylie konnte seine Reaktion nicht einordnen. Ihre Panik kam zurück. Sie hatte wissen wollen, was sie war, damit die anderen sie akzeptierten und sie endlich dazugehörte. Aber was, wenn sie etwas war, das sie endgültig zum Freak stempelte?
    »Ich hasse Eidechsen«, platzte sie heraus. »Die sind fast so schlimm wie Schlangen – eklige, kleine Viecher mit Glupschaugen, die überall herumhuschen und Krabbeltiere essen.« Sie sah schnell zum Waldrand und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher