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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau!
Autoren: Christopher Moore
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meins.«
    Der junge Mann, der auf einer Bank in der Nähe saß, seufzte amüsiert. Er war um die dreißig, mit dunklen Augen und einem Schopf von dunklem Haar, der ihm in die Stirn fiel.
    Sie sagte: » Er hat es nachts gemalt und ließ es Theo im Dunkeln aufbewahren. Deshalb konnte Stinkfurz es nicht finden.«
    » Das hast du mir schon mal erzählt«, sagte Lucien. » Solltest du nicht eigentlich eine andere sein?«
    Das stimmte. Es gab da einen Jungen in der Bronx, der U-Bahn-Waggons mit Sprühdosen bemalte und eine Latina mit leuchtend blauen Augen liebte. Sie würde zu ihm gehen, ihn verzaubern, ihn inspirieren und die Juliette-Puppe zu Hause bei Lucien lassen. Und wenn der Junge seine Arbeit beendet hatte, würde sie mit Lucien in einen Tunnel oder ein Bahndepot gehen, wo sie ganz allein waren, und Lucien würde die Feuer entzünden, die seltsamen Worte singen und sie in Trance versetzen, dann würde er das Sacré Bleu von ihrem Körper schaben, wie er es nun schon seit über hundert Jahren tat, während das Gemälde auf den Waggons verblasste.
    » Ja, das stimmt«, sagte sie. » Wollen wir?«
    Im Gehen rieb sie immer weiter an ihrem Anhänger, der wie ein Stück abgewetztes Leder aussah.
    » Ich wünschte, du würdest dieses Ding wegwerfen.«
    » Es ist ein Andenken. Er hat es mir geschenkt.«
    » Es ist ein vertrocknetes, altes Ohr.«
    » Ach, Lucien. Ich würde auch dein Ohr tragen, wenn du es mir schenken würdest. Bitte, sei nicht eifersüchtig.«
    » Niemals, chère. Niemals«, sagte er. Er nahm ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen.
    Hand in Hand trat das hübsche, junge Paar, der Maler mit seiner Muse, aus dem Museum of Modern Art in einen milden New Yorker Herbsttag hinaus.

Nachwort
    Jetzt macht er uns auch noch die Kunst madig
    I ch weiß, was Sie denken: » Na, schönen Dank auch, Chris, jetzt machst du uns auch noch die Kunst madig.«
    Gern geschehen. Es war mir ein Vergnügen. Ursprünglich wollte ich nur einen Roman über die Farbe Blau schreiben. Ich weiß gar nicht mehr, wieso eigentlich. Wenn man mit einem derart vagen Konzept beginnt, muss man seinen Blickwinkel frühzeitig einengen, weil die Geschichte sonst schnell ausufert, also mussten während meiner Recherche schon sehr bald große Teile der historischen Zusammenhänge wegfallen, um Platz zu schaffen, damit ich mir was ausdenken konnte.
    Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich mich jetzt fragen, was an dieser großen, blauen Lüge denn Wahres dran ist. Was ist wirklich passiert?
    Die Charaktere der Figuren habe ich größtenteils Darstellungen von Leuten entnommen, die sie kannten, wobei viele Berichte über die Impressionisten aus Jean Renoirs Biografie über Pierre-Auguste Renoir ( Mein Vater Auguste Renoir) stammen. Jean Renoir kehrte im Ersten Weltkrieg verwundet nach Paris zurück und blieb eine Weile bei seinem Vater, der ihm eine erstaunlich entschärfte Version seines Lebens erzählte. Jean Renoir erwähnt in seinem Buch » dieses kleine Mädchen, Margot«, das seinem Vater so sehr ans Herz gewachsen war und starb. Er wollte mehr über sie in Erfahrung bringen. Margot war keineswegs ein kleines Mädchen, wie man den Bildern von ihr unschwer entnehmen kann– seinen wichtigsten Werken der 1870er und 1880er Jahre, Moulin de la Galette und Frühstück der Ruderer, aber auch anderen Porträts. Allerdings ist Margot (Marguerite Legrand) in Wahrheit nicht das Mädchen auf der Schaukel. Ich habe sie wegen der ultramarinblauen Schleifen an ihrem Kleid für die Figur gewählt. Den Berichten seiner Freunde nach zu urteilen, war klar, dass Renoir in Margot verliebt war, und als sie starb (Dr. Gachet kam tatsächlich aus Auvers angereist, um sie zu behandeln.), verlor der Maler allen Mut und wanderte jahrelang umher, um schließlich nach Paris zurückzukehren und Aline Charigot zu heiraten, die » sein Ideal« war. Es ist kein Zufall, dass Renoirs Mädchen allesamt einen ähnlichen Gesichtsausdruck zu haben scheinen. Er suchte sie nach seinem Ideal aus. Im Buch seines Sohnes wird er zitiert: » Man muss nur seine Traumfrau finden und sie heiraten, dann kann man sie alle lieben.« Woraufhin er sagt: » Doch traue keinem Mann, den der Anblick hübscher Brüste nicht bewegt.«
    Meine Darstellung von Les Professeurs ist inspiriert von einer anderen Figur, die in Renoirs Biografie beschrieben wird. Renoir berichtet von einem pensionierten Wissenschaftler, der im Maquis wohnte, einen Orden trug, den ihm der Staat verliehen hatte, und
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