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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau!
Autoren: Christopher Moore
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wollte ihn mit Carmen belohnen. Ich liebe ihn.«
    » Ich dachte, du liebst mich.«
    » Du bist mein Ein und Alles, aber ihn liebe ich auch. Ich bin deine Juliette. Niemand außer dir soll je diese Juliette berühren.«
    » Niemals?«, fragte er.
    » Nie, nie, niemals«, sagte sie.
    » Wenn ich das Sacré Bleu herstelle, wirst du andere Maler inspirieren müssen, um weitere Bilder zu bekommen. Irgendjemand muss immer dafür bezahlen. Das hast du gesagt. Du wirst bei ihnen sein, in welcher Form auch immer. Und ich bleib dann allein oder was?«
    » Juliette wird bei dir sein, wenn ich nicht da bin, Lucien. Du kannst sie malen, ihr beim Staubwischen zusehen, alles, was du möchtest, und ich komme immer zu dir zurück. Du bist einzigartig, Lucien, unter allen Malern, die ich je im Laufe der Jahrtausende kennengelernt habe. Ich habe dich erwählt, habe dich geformt, damit du zu einem Mann heranwächst, der mein Ein und Alles wird, als ich sah, wie sehr du die Malerei liebtest, schon als du noch ein kleiner Junge warst.«
    » Dann kannte ich dich schon als…? Und du warst…?«
    » Erinnerst du dich daran, dass deine Mutter dir sagte, Frauen seien wundersame, mysteriöse, magische Wesen, denen man nicht nur mit Respekt, sondern auch mit Verehrung und sogar Ehrfurcht begegnen sollte?«
    » Das warst du?«
    Juliette grinste. » Habe ich gelogen?«
    » Du warst doch aber nicht immer meine Mutter, oder?«
    » Für dich? Nur ein paar Mal.«
    » Gut. Die Vorstellung wäre verstörend.«
    Lucien blickte zu dem Gemälde der Carmen auf– die Seele, die Intimität, die Henri eingefangen hatte–, dann in Juliettes Augen. Diese waren voller Liebe gewesen, als Carmen gemalt wurde. » Wie soll ich je wissen, ob du ehrlich bist?«
    » Du wirst es wissen. Wenn du Rezepte suchst, back Brot. Ich liebe dich, Lucien, aber ich bin eine Muse, und du bist ein Künstler. Ich bin nicht hier, um es dir leichtzumachen.«
    Er nickte, spürte der Wahrheit ihrer Worte nach, den Worten seines Vaters, den Worten seiner Meister Pissarro, Renoir, Monet. All die Unsicherheit, die sie hinnahmen, die Risiken, die sie eingingen, der Frieden, den sie niemals fanden, alles, damit sie malen konnten, alles für die Kunst.
    Wieder sah er sie an, wie sie ihn liebevoll über das Bild hinweg anlächelte, das sein Freund gemalt hatte. Er sagte: » Henri darf nichts passieren. Wir dürfen das Sacré Bleu von seinem Bild nicht benutzen, wenn er dadurch Schaden nimmt.«
    Sie setzte sich, hielt die Leinwand noch immer fest, betrachtete über den Rand hinweg Carmens Bild. » Wir werden Paris verlassen müssen«, sagte sie. » Nicht für immer, aber für lange Zeit. Henri muss das alles vergessen. Wenn wir hierbleiben, wird er sich irgendwann erinnern, und das darf nicht geschehen. Den Tod des Farbenmannes hat er schon vergessen und auch diese letzten Sitzungen mit Carmen, aber den Rest– das mit mir, mit uns– weiß er noch.«
    » Und du brauchst das Sacré Bleu, damit er vergisst?«
    » Ja. Aber es ist nichts mehr da.«
    » Dann müssen wir sein Gemälde also benutzen, und er wird leiden.«
    » Nein, wir nehmen ein anderes Bild.«
    » Den Blauen Akt? Mein Meisterwerk? Funktioniert das denn? Kann ich die Bilder malen, von denen wir die Farbe nehmen?«
    » Nein. Du würdest allmählich dahinschwinden. Nein, dein Blauer Akt wurde gut verpackt, in mehrere Schichten Öltuch eingewickelt, und der Eingang zur Mine wurde durch eine unauffällige Sprengung versiegelt– um dich zu schützen, wie die Höhlenmalerei den Farbenmann geschützt hat.«
    » Warum hast du das getan?«
    » Weil ich dich liebe.«
    » Aber wenn wir nicht mein Bild verwenden und Henri nicht leiden muss, wie willst du… wie wollen wir das Sacré Bleu herstellen?«
    Juliette reichte ihm den Toulouse-Lautrec, den er, das Bild zur Wand gedreht, hinter sich unters Fenster stellte. Dann wandte er sich ihr wieder zu.
    Sie griff hinter den Diwan. » Muss nur kurz mal eben Staub wischen«, sagte sie. Dann blickte sie über ihre Schulter und grinste. » Kleiner Scherz. Voilà!« Sie hielt eine mittelgroße Leinwand hoch, ein lebhaftes Motiv von Nymphen, die auf einer Wiese spielten, von Satyrn verfolgt, alles aus perfekt platzierten Tupfern von reinem, hellem Pigment. Die Figuren waren von blauem Himmel umgeben.
    » Was ist das?«, fragte er. Noch nie hatte er ein pointillistisches Werk gesehen, das so viel Bewegung und Lebendigkeit besaß.
    » Der letzte Seurat«, sagte sie. » Nimm dein Messer, Liebster. Ich
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