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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord
Autoren: Wahlberg
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Glastür hätte zertrümmern können. Er nahm also sein Handy aus der Tasche und rief Verstärkung. Da machte ihm endlich eine Schwester auf.
    »Sie können hier nicht durch«, wies sie ihn zurecht.
    Aber er war schon an ihr vorbei, vorbei an den gelben Paravents vor den Betten, an Rolltischen aus Stahl, Müllsäcken, Türen und nochmals Türen. In das Allerheiligste. Weiße Rücken vor einem Bett in einem Zimmer. Er rannte vorbei und hörte die Schwester hinter sich rufen.
    »Sie dürfen hier nicht rein!«
    Er lief zum Empfang weiter, erstaunte Blicke folgten seinem Vormarsch. Er kam ins Wartezimmer, aber dort ging es nicht weiter. Er blieb hängen an einer verschlossenen, halbhohen Tür, die ihm bis zur Hüfte reichte.
    »Machen Sie auf, verdammt!«, rief er der Sekretärin zu, die in einem verglasten Kabuff saß und vermutlich die Person war, die aufmachen konnte.
    Aber die starrte ihn nur wie versteinert an.
    Er hatte keine Wahl. Er nahm Anlauf und sprang hinüber. Vermutlich der letzte Hürdenlauf meines Lebens, dachte er, bevor seine Knie gefährlich bei der Landung knackten.
    Der ganze Warteraum, groß wie ein Flugplatzterminal, hatte ihm seine Aufmerksamkeit zugewandt. Sonntagabend war immer voll. An der Krankenwageneinfahrt kam er abrupt zum Stehen.
    Draußen war es dunkel, und er sah nur ein Taxi auf sich zukommen und sonst keine Menschenseele.
    Er atmete angestrengt. Er war ratlos, gab auf und erwog, wieder in den Block zu gehen, als der erste Streifenwagen eintraf und ein Trupp uniformierter Polizisten auf ihn zulief. Jensen stand vollkommen erschöpft da und versuchte ihnen die Lage zu beschreiben. Er wusste noch immer nicht, wo die anderen Kollegen geblieben waren.
    Dann kam der nächste Wagen. In diesem saß Mårtensson. Er übernahm das Kommando und befahl den sofortigen Einsatz aller zur Verfügung stehenden Beamten.
    »Das gesamte Klinikgelände muss durchsucht werden. Mit Hunden und allem.«
    Jensen sah sich um. Er hatte sich beruhigt und dachte nach. Wo zum Teufel konnte Stjärne stecken? Es gab allerdings genug Gebäude, in denen man verschwinden konnte. Aber lohnte sich das? Sie würden ihn doch früher oder später schnappen.
    Er rief auf der Entbindungsstation der Frauenklinik an und ließ sich den großen Griechen geben.
    »Falls Sie heute noch einen weiteren Arzt für den Nachtdienst brauchen, müssen Sie jemand anderen als Stjärne bemühen«, beendete er das Gespräch.
    »Ich komme schon allein zurecht, und zwar sehr gut«, erwiderte Georgios Kapsis im Brustton der Überzeugung.
    Er stellte keine Fragen, und dafür war ihm Jensen dankbar.
    Plötzlich kam ein Arzt mit fliegenden Kittelschößen auf ihn zu.
    »Was zum Teufel ist hier los?«
    Er wirkte gestresst und leicht arrogant.
    »Wir haben gerade eine Frau reanimiert, die jemand mit einem Kissen erwürgen wollte. Was zum Teufel ist eigentlich los?«
    Das wüsste ich auch gerne, dachte Jensen und betrachtete Mårtensson, der sich mit der Antwort Zeit ließ. Dieser wusste nur, was er von der Notrufzentrale erfahren hatte, nämlich dass eine misshandelte Frau in Norra Fäladen aufgefunden worden war, und was Jensen ihm erzählt hatte, als er Verstärkung angefordert hatte. Die Kriminalpolizei hatte Stjärne nicht in seiner Wohnung angetroffen und Jensen verständigt, da dieser Stjärne vernommen hatte. Jensen wusste, wo Stjärne arbeitete, also waren sie dorthin gefahren. Aber als sie eingetroffen waren, war er verschwunden gewesen.
    Es wird wirklich brenzlig, dachte Jensen.
    »Wie geht es der Frau, die eingeliefert wurde?«
    »Sie war ausgesprochen mitgenommen, und dann kommt da noch so ein Irrer und versucht sie zu erwürgen«, begann der Arzt erneut.
    »Aber wie geht es ihr jetzt?«, unterbrach ihn Jensen.
    Hoffentlich ist alles okay, dachte er im selben Atemzug. Irgendwann muss man diesem Stjärne endlich das Handwerk legen.
    »Wir kriegen sie schon wieder hin. Aber sie ist ganz schön übel zugerichtet. Weniger wäre auch schon viel zu viel gewesen. Sie redet andauernd von einem Gustav …«
    Jensen ließ den Arzt kurz aus den Augen. Er sah einen dunklen Wagen langsam vorbeifahren. Immer diese Schaulustigen, dachte er müde und wollte gerade wieder reingehen, als er durch das runtergekurbelte Seitenfenster ein weißes Gesicht erblickte. Und ein höhnisches Grinsen.
    Die Leute sind nicht ganz bei Trost, dachte er.
    Im selben Augenblick realisierte er, wer in diesem Auto saß.
    »Mårtensson!«, rief Jensen mit lauter Stimme.
    »Warten
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