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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht
Autoren: B Kendall
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achtzehnten Geburtstag einsetzten. Der Kuss. In der Folgezeit nämlich begann er sie nach Kräften zu meiden, und Missy vermutete, dass sie selbst mit ihrem ungestümen Verhalten die Schuld daran trug, dass er plötzlich auf Distanz zu ihr ging. Doch erst die Verlobung einer Miss Adelaide Bash war es, die ihren Verdacht bestätigte.
    Die junge Dame gehörte dem Landadel an, war recht hübsch, aber nicht außergewöhnlich. Ihre Familie, ursprünglich durchaus wohlhabend aufgrund ihres Besitzes an wertvollen Ländereien, war im Laufe der Jahre durch Überschwemmungen oder Dürrezeiten beinahe an den Rand des finanziellen Ruins getrieben worden– was Adelaide jedoch nicht davon abhielt, ihre Blicke auf niemand Geringeren als den attraktiven und dazu reichen Erben eines Viscount zu richten, auf Lord Alfred Neville. Dass sie gesellschaftlich weit unter ihm stand, scherte sie ebenso wenig wie ihre bescheidene Mitgift von gerade mal vierhundert Pfund.
    In den Salons amüsierte man sich darüber, dass ein Mädchen vom Land glaubte, es könne sich über ihren Stand erheben und einen Mann aus den höheren Kreisen heiraten. Es sei denn natürlich, sie hatte einen Gegenwert einzubringen, der etwa dem entsprach, was das Pflastern der Westminster Bridge mit goldenen Steinen kosten würde. » Also wirklich, diese ungehobelten amerikanischen Weiber, die auf der Jagd nach einem Ehemann mit Titel sind, erben zumindest in der Regel große Vermögen «, hieß es in einer der weniger gehässigen Bemerkungen, die anlässlich der illustren Verbindung in der Londoner Gesellschaft kursierten.
    Meistens jedoch verfolgten die Menschen die gesamte Affäre mit lediglich flüchtigem Interesse und der Überzeugung, dass kaum mehr dabei herauskommen würde als verletzter Stolz und ein gebrochenes Herz für den Fall, dass Miss Bash ihres wirklich an ihn verloren hatte. Viel schwerer wogen die fünfhundert Pfund, oder wie viel es sie auch immer gekostet haben mochte, ihre Einführung in die Gesellschaft zu finanzieren.
    Missy hingegen fand die Vorgehensweise der jungen Dame bemerkenswert und adoptierte sie für sich als eine Art Gebrauchsanleitung: Sie sog förmlich in sich auf, wie sie flirtete– eindeutig, aber mit der notwendigen Zurückhaltung– und wie sie offen ihr Interesse an dem jungen Lord bekundete, ohne dass es den Anschein erweckte, als würde sie sich ihrer Herkunft schämen. Adelaide Bash legte zweifellos das Benehmen einer an privilegiertes Leben gewöhnten Lady an den Tag und erwies sich damit als Meisterschülerin von Mrs. Landrys Charme School für junge Damen der Gesellschaft, einer höchst geschätzten Einrichtung.
    Neben perfekten gesellschaftlichen Umgangsformen verfügte die Achtzehnjährige zudem über eine natürliche, ungekünstelte Sinnlichkeit, die Gentlemen jeglichen Alters veranlasste, ihre Blick zu lange, zu oft und vor allem viel zu interessiert auf ihr ruhen zu lassen. Die Rechnung ging auf: Der Mann, dem all ihre Anstrengungen galten, zeigte sich in einem Maße hingerissen, dass er auf den Tag genau drei Monate nach Adelaides Einführung in die Gesellschaft offiziell um ihre Hand anhielt.
    Das geschickte Taktieren von Miss Bash führte Missy überdeutlich vor Augen, welch verheerende Fehler sie selbst bei ihrem Bemühen gemacht hatte, James’ Aufmerksamkeit zu erregen. Sie war mit dem Übermut eines jungen Welpen auf ihn zugestürmt, dem man zum ersten Mal in seinem Leben freien Lauf ließ. Anstatt zu flirten, zu reizen, zu verlocken, zu umschmeicheln, hatte sie ihn im wahrsten Sinne des Wortes überrannt. War über ihn gekommen wie ein Wirbelwind– viel zu verliebt und zu ungeduldig, so als sei sie punkt Glockenschlag zwölf in der Nacht plötzlich zu einer reifen Frau geworden, die ihre Verführungskünste ausprobieren musste.
    Ihre Wangen röteten sich bei dem Gedanken an ihre Dreistigkeit. Was hatte sie eigentlich erwartet? Dass der Kuss, den sie ihm aufdrängte, in eine großartige Erklärung seiner unsterblichen Liebe münden und mit einem Verlobungsring an ihrem Finger enden würde? Nein, ein solches Unternehmen erforderte eine umsichtige Vorbereitung und weit mehr Raffinesse, wie das Beispiel von Adelaide Bash eindeutig bewies.
    Missy dankte dem Himmel, dass sie durch diesen Anschauungsunterricht klüger geworden war, und legte entsprechend ein gebotenes Maß an Zurückhaltung an den Tag, dabei immer noch ihr ungestümes Vorpreschen verwünschend. Inzwischen waren einige Jahre vergangen, und sie ging
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