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Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust
Autoren: Jule Winter
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besten Willen nichts ein. »Sie hat gesagt, sie sei dreiundzwanzig. Und einmal hat sie sich mein Auto geliehen und ist zu jemandem nach Berlin gefahren. Das hat sie zumindest behauptet …«
    »Wir wissen beide, dass sie vermutlich eher in Hamburg war, nicht wahr?«, fragte Daniel leise. »Die Polizei glaubt, sie war in der Nacht in eurer Wohnung.«
    Andrés Kopf ruckte hoch. »Ich hab es nicht gewusst«, sagte er.
    »Aber vermutet«, ergänzte Daniel.
    »Erst, nachdem die Polizei mich befragt hat und mir erklärte, wir könnten auch nicht in die Wohnung. Da hab ich schon befürchtet, dass … Ich weiß nicht. Dass irgendwas nicht stimmte. Aber sie wusste nicht, wo wir wohnen, und darum habe ich ihr meine Schlüssel gegeben, ohne darüber nachzudenken …«
    Daniel nickte, als ergäbe das alles einen Sinn für ihn. Er legte André ein paar körnige Schwarzweißaufnahmen vor.
    Er beugte sich vor. Marlene am Steuer seines Lexus, das erkannte er sofort am Nummernschild. »Woher hast du das?«, fragte er.
    »Von der Überwachungskamera in der Tiefgarage eures Hauses.« Daniel hob abwehrend die Hand. »Bevor du dich jetzt beklagst, dass anscheinend jeder diese Bilder bekommen kann: Ja, ich habe jemanden beim Sicherheitsdienst bestochen. Wenn die ganze Aufregung vorbei ist, würde ich euch einen Wechsel empfehlen.«
    »Danke«, erwiderte André trocken. Oben links waren Datum und Uhrzeit abzulesen. Es passte: Sie hattesich an dem Abend, als sie angeblich in Berlin gewesen war, in Sonjas und seiner Wohnung aufgehalten. Ihm wurde plötzlich eiskalt.
    »Was geht da vor?«, flüsterte er.
    »Ja, das habe ich mich daraufhin auch gefragt«, sagte Daniel. »Ich habe erst gedacht, es wäre eine völlig normale Verrückte, die ein übersteigertes Interesse an euch beiden entwickelt hat. Eine Stalkerin. Was aber nicht erklärt, warum sie in dem Strandhaus ein Blutbad inszeniert und ihren Tod vortäuscht, indem sie verschwindet. Es sei denn, einer von euch beiden hat sie abgewiesen.«
    André schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil.« Seine Stimme klang rau, und er räusperte sich.
    »Ja, dachte ich mir.« Daniel zog aus seinen Papieren eine kleine Notiz hervor. »Darum habe ich mich auf die Suche nach Ricarda Fröhlich gemacht. Und siehe da … Ich habe etwas Interessantes gefunden.«
    Er reichte André den kleinen Schnipsel. Es war ein Zeitungsausschnitt. »Eine Todesanzeige?«, fragte er.
    »Lies.« Daniel lehnte sich zurück.
    Die Anzeige war schlicht gehalten. Unter dem Namen der Verstorbenen stand lediglich: »Ich werde dich vermissen, Mama. Deine Tochter.«
    »Ingrid M. Fröhlich …« Ja, irgendwie kam der Name ihm bekannt vor. Und dann wusste er es plötzlich wieder.
    André ließ die Anzeige sinken. »Das kann nicht sein«, flüsterte er.
    »Doch«, sagte Daniel. »Es ist so. Ricarda Fröhlich ist die Tochter der Patientin, die dir vor wenigen Wochen aufgrund eines Fehlers unter den Händen weggestorbenist.« Er nahm die Anzeige, die André ihm wortlos hinhielt. »Und weißt du, wofür das ›M.‹ steht?«
    Er brauchte es André nicht zu sagen.
    »Das also ist es?«, fragte er ungläubig. »Sie will sich an mir rächen, weil ich ihre Mutter getötet habe? Es genügt ihr nicht, mir ihre Anwälte und die Staatsanwaltschaft auf den Hals zu hetzen, sie will mich auch noch richtig fertigmachen?«
    »Unsere Marlene ist ein kleines Biest, ja. Ich vermute, das hast du nicht für möglich gehalten?«
    André schüttelte den Kopf. »Wir haben überlegt, ob sie vielleicht ein verrückter Fan von Sonja ist«, sagte er dumpf. »Zumal sie sich vor allem Sonja geöffnet hat, bei mir war sie immer so …«
    »Zurückhaltend?«
    »Ja, aber …« Er verstummte. Wie hatte ihm das entgehen können? War er denn inzwischen so abgestumpft, dass er einfach jede Frau nahm, die sich ihm anbot?
    Sonja hatte recht; sie hatten sich in eine Falle hineinmanövriert, eine Falle der Lust, aus der sie nur herausgelangen konnten, wenn sie sich endlich darauf besannen, was wirklich wichtig war für ihr Lebensglück.
    Er schwieg lange, und Daniel ließ ihm diese Zeit. Schließlich blickte er auf. »Reicht das nicht, um zur Polizei zu gehen?«, fragte er.
    Daniel packte die Papiere und Fotos wieder in die Mappe. »Leider nicht. Einige der Beweise sind auf eher zweifelhafte Weise in meine Hände gelangt«, räumte er ein. »Zum Beispiel die Fotos von der Überwachungskamera. Und noch einige andere Sachen, die du gar nicht wissen willst.«
    »Ja, und was nützt mir
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