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Verbotene Gefuehle

Verbotene Gefuehle

Titel: Verbotene Gefuehle
Autoren: Doris Loesel
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Bruder geschlafen! Wie cool ist das denn, bitte?
Die einzige Person, der ich mich anvertrauen könnte, ist Kay.
Und er ist der Auslöser des ganzen Schlamassels. Mit ihm spreche ich nicht ein einziges Wort.
Nie wieder!
Selbst Rheena gelingt es nicht, etwas aus mir herauszubringen. Tiger beißt bei Kay genauso auf Granit.
Kay und ich, wir beide, sind alleine mit unserem Wissen.
Mir ist klar, dass ich Rheena, die einzige Freundin, die ich jemals hatte, mit meinem Verhalten vor den Kopf stoße.
Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es besser für sie ist, wenn sie sich von mir fernhält.
Besser für sie, sich nicht mehr länger mit einem Freak zu beschäftigen.
Im Übrigen sieht Kay kein Deut besser aus, als ich. Seine blitzenden Augen sind dunkel vor Kummer und heben sich in seinem leichenblassen Gesicht umso deutlicher hervor. Die violetten Ringe unter seinen Augen harmonieren nicht wirklich mit dem dunklen Blau seiner Iris.
Ich habe meine Nahrungszufuhr auf das geringst mögliche Maß reduziert, und ernähre mich nur von Äpfeln, die ich von dem letzten Baum, der noch Früchte trägt, pflücke. Den Speisesaal habe ich seit jenem Abend nicht mehr betreten.
Es reicht, wenn ich die teils mitleidigen, teils spöttischen Blicke meiner Mitschüler im Unterricht ertragen muss.
Das vor meiner Zimmertür stehende Essen ignoriere ich.
Ich vermute, Rheena - oder wahrscheinlicher noch Kay - hat es dort hingestellt.
Abend für Abend gehe ich zeitig zu Bett, zu schwach, als dass ich die mich jetzt verstärkt heimsuchenden Babylabor-Träume abwehren könnte.
Immerhin ist es mir gelungen, Kay zurückzuweisen, als er in der ersten Nacht nach unserer Entzweiung versuchte, mich im Traum zu besuchen. Sein verzweifelter Blick hat sich in mein Gehirn eingebrannt, wie das Brandzeichen auf einem Pferdehintern.
Ich gleite in einen leichten Schlaf und finde mich beinahe sofort in dem Babylabor wieder.
Wieder brüllt das kleine rosa Bündel aus Leibeskräften. Minuten vergehen, ehe die Krankenschwester in den Raum kommt.
Und dieses Mal ändert sich etwas. Ich kann sie hören .
Bisher war das noch nie der Fall.
„Schhh, kleiner Schreihals“, redet sie mit einer Stimme auf das Baby ein, die alles andere ist, nur nicht beruhigend.
Ihre nächsten Worte unterstützen meine These.
„Wenn du nicht augenblicklich deine Klappe hältst, werde ich sie dir zukleben!“
Natürlich zeigt das keinerlei Wirkung auf mich … denn es ist nun mal Fakt, dass ich der kleine rosa Wurm bin.
Sie schüttelt mich so heftig, dass mein kleines Babyköpfchen wie eine lockere Murmel auf meinem Hals herum rollt. „Halt dein verdammtes Maul!“
Obwohl mich die Tatsache, dass eine Krankenschwester so mit ihrem Schützling umgeht, eigentlich schockieren sollte, bringt etwas anderes dazu, mich vor Angst in einen Eisklumpen zu verwandeln.
Die Stimme! Ich erkenne ihre Stimme!
Aber das ist unmöglich, oder etwa nicht?
Wie sollte ausgerechnet sie in diese Geschichte passen?
Nein, ich muss mich irren.
Hastig schaut sich die Person nach allen Seiten um. Das rosa Bündel, respektive ich, hält sie so dicht an ihren voluminösen Brustkorb gepresst, dass ich im Traum verzweifelt nach Luft schnappe.
Himmel, ist das realistisch!
Dann dreht sie sich um … und ich sehe …
Unmöglich! Aber kein Zweifel ist möglich.
Ich sehe mit Schrecken in das Gesicht von ...
    „ Mrs. McMillan!“
    Ich bin mir gar nicht bewusst, dass ich laut schreie.
Zitternd vor Angst sitze ich, Schweiß überströmt, aufrecht in meinem Bett.
„Kim!“
Die Badezimmertür fliegt auf (wann in Gottes Namen habe ich vergessen, sie zu verschließen?) und Kay stürzt auf mich zu. Ich nehme es kaum zur Kenntnis.
„Mrs. McMillan“, wimmere ich, „es ist Mrs. McMillan.“
In meiner Panik lasse ich es zu, dass Kay zu mir aufs Bett klettert und behutsam seine Arme um mich legt.
„Schhh“, murmelt er und streichelt beruhigend über meinen Rücken, „was ist mit Mrs. McMillan?“
Der Klang seiner Stimme bringt mich zurück in die Realität. Ich schiebe Kay von mir fort. Seinen gekränkten Gesichtsausdruck ignoriere ich so gut ich kann.
Und das ist nicht wirklich gut. Alles in mir schreit nach seiner Umarmung. Aber es darf nicht sein!
„Sie ist … die Krankenschwester“, stoße ich hervor und beantworte so seine Frage.
Die Wucht meiner Worte lässt Kay zurücktaumeln und mit dem Kopf gegen die Wand knallen.
„Oh mein Gott“, wispert er.
„Kay“, wimmere ich hilflos, „was soll ich denn jetzt
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