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Venuskuss

Venuskuss

Titel: Venuskuss
Autoren: Daria Charon
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sein und beorderte ihn in die Agentur, die sich heute Abend einsam und verlassen präsentierte, weil sich die Chefin in Mailand aufhielt.
    Und jetzt stand Bozena da und wartete mit dem Ring in der Hand. Ihre Finger waren feucht, ihr Mund dafür trocken und sie zuckte zusammen, als das melodische Glockenspiel einen Besucher ankündigte. Schmetterlinge tanzten in ihrem Bauch, als sie öffnete und sich Harald gegenüber fand.
    „ Hallo“, sagte er und ging an ihr vorbei, ohne sie direkt anzublicken.
    Bozena lehnte sich an die geschlossene Tür. Er war da. Er war tatsächlich da. Sie brauchte ihm nur mehr den Ring anzustecken und die Party konnte beginnen. Langsam folgte sie ihm in Ninas Büro.
    „ Wo ist sie?“
    „ Steckt im Stau“, log Bozena ohne mit der Wimper zu zucken und streckte ihre Hand aus. „Hab ich gefunden. Gehört der vielleicht Ihnen?“
    Harald Keller kam näher. So nahe, dass sie sein dezentes Aftershave riechen konnte. „Nein.“
    „ Das muss aber doch ein Herrenring sein, so groß wie er ist.“
    „ Möglich.“ Er griff nach dem Ring und Bozena hielt die Luft an. „Er ist mir zu groß. Sehen Sie?“
    Bozena griff nach seiner Hand und drehte den Ring, der sich sofort eng um seinen Finger schloss. Sie legte den Kopf schief und blickte ihn durch ihre Wimpern an. Er sah ganz normal aus. Kein glasiger Blick, keine erweiterten Pupillen.
    Allerdings bewegte er sich auch nicht. Sie trat einen Schritt zurück und musterte ihn stirnrunzelnd. Dann fiel ihr ein, dass er einen Befehl brauchte.
    „ Küss mich“, sagte sie kurz entschlossen.
    Er beugte sich vor, spitzte seine Lippen und drückte sie auf ihren Mund. Entgeistert blickte sie ihn an. „Mit Zunge“, präzisierte sie dann.
    Er beugte sich wieder vor. Ein warmer Hauch streifte ihr Gesicht und seine Zungenspitze rieb sanft über ihre halbgeöffneten Lippen, ehe sie in ihren Mund tauchte. Bozena vergaß zu atmen. Jeder Nerv in ihrem Körper erwachte zitternd zum Leben und sie erwiderte den Kuss mit einer Leidenschaft, die sie selbst überraschte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde erlaubte sie sich den Luxus, sich vorzustellen, dass er freiwillig gekommen war, um sie abzuholen, um mit ihr Essen zu gehen und anschließend ins Kino. Oder in eine Disco. Oder ans Ende der Welt.
    Dann wischte sie den Gedanken zur Seite. Das war alles, was sie bekommen konnte und sie würde es nehmen, ohne daran herumzumäkeln. Sie schloss die Augen und gab sich ganz der langsam erwachenden Begierde hin, die seine zärtlich streichelnde Zunge in ihr auslöste.
    Eine kleine Ewigkeit später löste sie sich von ihm. Sein Gesicht war ausdruckslos, ebenso sein Blick. Bozena unterdrückte die aufkeimende Enttäuschung. Egal. Und wenn sie ihm jede Bewegung diktieren musste, er gehörte ihr. Eine Nacht lang gehörte dieser göttliche Körper ihr und sie würde das Beste daraus machen.
    Hastig streifte sie den Kittel ab und stopfte ihn in ihre Korbtasche. An der Tür drehte sie sich zu ihm um. „Komm mit.“
    Ihr klappriger Renault wartete eine Gasse weiter. Sie stiegen ein und Bozena lenkte den Wagen zu einem Vier-Sterne-Luxushotel, das sie im Internet ausgesucht hatte. Bevor sie das Foyer durchquerten, hakte sie sich bei Harald unter. Mit einem breiten Lächeln blieb sie vor dem glänzend polierten Mahagonipult stehen und fixierte den Rezeptionisten. „Wir haben die Mozartsuite gebucht für heute Nacht. Keller ist der Name.“
    Der Mann konsultierte seinen Computer. „Bedauere. Ich habe keine Reservierung vorliegen.“
    „ Oh, da muss wohl etwas schief gelaufen sein. Aber Sie haben die Suite doch nicht vergeben?“
    Der Rezeptionist musterte sie von oben bis unten, als wären sie lästige Küchenschaben. „Nein, sie ist frei. Der Preis pro Nacht beträgt 1800 Euro. Inklusive Frühstück.“
    „ Wundervoll!“ Bozena klatschte in die Hände. „Liebling, gib dem Mann deine Kreditkarte.“
    Harald zog seine Brieftasche aus der Hose und nahm seine goldene Dinerscard heraus. Zufrieden beobachtete sie, wie sich schlecht verhohlene Fassungslosigkeit auf dem Gesicht des Angestellten ausbreitete.
    Wenig später standen sie in der Suite und Bozena blickte sich beeindruckt um. Hochflorige Teppiche, elegante Ledermöbel und ein Marmorbad mit Whirlpool. Sie streifte die Schuhe ab und ging ins Schlafzimmer.
    Das riesige Bett war mit vanillefarbenen Satinlaken bezogen. Auf der Kommode stand eine Vase mit einem bunten Blumenstrauß und vor den Fenstern hingen duftige Wolkenstores.
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