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Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition)
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
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zerzausten Haare und Morgenmuffeligkeiten ganz für mich alleine. Welch ein Genuss! Jetzt werde ich ausgiebig duschen, laut und falsch singen und niemand fragt empört, bist Du verrückt?
    Ach, übrigens – ich war in der Stadt und war eigentlich der Ansicht, dass ich mal was Neues bräuchte. Aber mein Bauch, ach was, eher Bäuchlein, hindert mich an allem. Ich krieg nämlich die Hosenknöpfe nicht zu. Und alles andere ist zu weit. Hab einfach mehr Bauch als Hintern. Alles Übrige passt nicht zu mir, zu meinem Stil, und natürlich gibt es bei P&C keine Kittelschürzen. Ich werde mir wieder welche aus dem Hausfrauenshop bestellen. Und ich will Dir mal was sagen. Meine Omma trug schon Kittelschürzen. Die quälte sich nicht mit Gedanken an enganliegende Klamotten und Stretchjeans ab. Die nicht. Omma Grete kannte auch nicht Bauch-Beine-Po – sie ließ alles so, wie es halt geworden war. Und ihre Haare durften grau werden, das gehörte dazu – während heute so eine Tussi wie die Heidi Klum sich zur Hohepriesterin langweiliger Schönheit ernannt hat. Findste das etwa gut?
    Meine Omma trug eben Rock, Pullover, Kittelschürze. Sonntags das Sonntagskleid. Fertig war die Laube beziehungsweise Omma. Und sie sah immer gut aus mit ihren Lachfältchen … Sie hatte so einen liebevollen Blick. Kennste heut gar nicht mehr. Ach. Verstehst Du nun auch meine Neigung zu Kittelschürzen – neben dem Tarneffekt, die diese Teile zusätzlich an sich haben?
    Also, wir sagen hier übrigens immer Omma mit zwei mm – wie Marilyn Monroe, wie Matheus Müllers Mumm Sekt. Seid Ihr arm dran mit euren einemigen Omas.
    So Sue. Mach keinen Unsinn. Die Sterne stehen nicht besonders.
    Gerda
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Gesendet: Donnerstag, 27. September, 1:04 Uhr
    Betreff: Nachschub
    Liebste Miss Marple,
    die Mail muss ich noch nachschieben, obwohl meine Augen vor Müdigkeit nur noch Schlitze sind. Aber unsere Josefa – ist ja ein Ding! Na, Frau muss auch nicht alles erzählen. Erst hören, was die anderen zu beichten haben. Ich meine, gerade in solch Ferientagen sagste ja nicht: »Mein Name ist Susanne, äh, Sue. Ich möchte euch nicht zu nahe treten mit Geschichten aus meinem Leben, aber ich denke, wenn wir uns sowieso täglich sehen und wissen, dass wir uns alle drei mögen, biete ich zwei Möglichkeiten an. Entweder wir faseln übers Wetter, über die Urlauber, rollen als Morgenübung durch den Sand, oder wir lernen uns etwas kennen und ich erzähle vom schwäbischen Leben. Denn Ihr werdet es spätestens zu Hause bedauern, nichts darüber zu wissen. Und auch nichts über Kurzehen und all die täglichen Unglücke im Leben einer Kleinstädterin.«
    Nee. Das lief ja ganz anders ab.
    Ich frage mich gerade, ob Josefa inzwischen zur eleganten Lady in Platinblond mutiert ist. Im engen Kostümchen … Das alles kann sie gar nicht für sich behalten, glaub ich nie!
    Und meine Website ist klasse, nicht? Du, manchmal, wenn ich aufgefordert werde, über mein Leben, übers Wahrsagen und so zu erzählen, ziehe ich Gummistiefel an, stecke die Jeans rein, hab die Kittelschürze an und einen riesigen Strohschlapphut auf. Damit habe ich meine Zuhörer, und ich brauche mir nicht jedes Mal wegen der Klamotten den Kopf zu zerbrechen. Kann doch nicht immer dafür was kaufen, was ich zu Hause nie anziehe.
    Übrigens: Wer ist denn jetzt Dieter? Miss Marple, ich würde es bedauern, wenn ich nicht alle Deine Männer kennenlernen würde. Zumindest virtuell.
    Ich muss jetzt schlafen. Hörst Du?
    Gerda mit den blauen Augen

4.
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Donnerstag, 27. September, 12:34 Uhr
    Betreff: When shall we three meet again
    Liebe Gerda, liebe Sue,
    ja, macht Ihr nur große Augen – ich bin’s, Josefa. Und fragt mich nicht, wo ich stecke, denn da bin ich nicht mehr lange. Ich sitze in der ›Stadt der Diebe‹ in der Hotellobby und warte auf mein Taxi zum Flughafen. Während ich einen letzten russischen Tee genieße, lese ich eure Mails. Schade, dass ich das nicht schon eher getan habe, aber ich hatte einfach keine Zeit. Ihr würdet mich verstehen, wenn Ihr den Roman von David Benioff gelesen hättet.
    Es war so ein – ja, nennen wir es Schlag in die Magengrube: Als ich von der Insel nach Hause fahren wollte, wurde mir auf einmal ganz eng ums Herz. Keine Sorge, meine Pumpe ist kerngesund. Aber ich hatte den Drang, nach Osten zu reisen. Ich musste sie einfach sehen, diese
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