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Venus 02 - Auf der Venus verschollen

Venus 02 - Auf der Venus verschollen

Titel: Venus 02 - Auf der Venus verschollen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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versuchte zu lesen, konnte mich jedoch nicht konzentrieren, weil meine Gedanken bei Duare weilten. Schließlich kehrte Ero Shan zurück. Beim Klang seiner Schritte erwachte ich aus meiner Erstarrung und als ich ihn zu Gesicht bekam, stockte mir das Herz. Meine schlimmsten Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten.
    Mit ernstem Gesicht legte er mir eine Hand auf die Schulter. »Ich habe schlechte Neuigkeiten für Sie, mein Freund«, sagte er.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ihre Augen verraten alles. Man hat Duares Tod befohlen?«
    »Es ist ein ungerechtes Urteil«, sagte er, »aber wir können nichts dagegen tun. Wir müssen die Entscheidung als die ehrli che Überzeugung des Ausschusses akzeptieren, daß er zum Vor teil der Stadt gehandelt hat.«
    »Läßt sich überhaupt nichts tun?« fragte ich.
    »Nichts«, erwiderte er.
    »Wird man mir gestatten, sie aus Havatoo fortzubringen?« fragte ich.
    »Nein; man fürchtet den ansteckenden Einfluß Skors und sei ner Wesen sosehr, daß man sie auf jeden Fall töten wird.«
    »Aber sie gehört nicht zu Skors Wesen!« rief ich.
    »Ich bin sicher, daß die Ausschußmitglieder ihre Zweifel hat ten, aber im Zweifelsfalle ist eben zugunsten der Stadt zu entscheiden und nicht zugunsten des Angeklagten. Wir kön nen nichts tun.«
    »Glauben Sie, daß man mich zu ihr läßt?« fragte ich.
    »Möglich wäre das schon«, erwiderte er. »Aus irgendeinem Grund hat man ihre Hinrichtung erst für morgen angesetzt.«
    »Würden Sie bitte versuchen, das für mich möglich zu ma chen, Ero Shan?«
    »Aber natürlich«, sagte er. »Warten Sie hier. Ich werde se hen, was ich für Sie tun kann.«
    Die nächsten Stunden waren die Hölle. Niemals in meinem ganzen Leben hatte ich mich in einer Notlage derart hilflos ge fühlt. Hätte ich es mit gewöhnlichen Menschen zu tun gehabt, wäre vielleicht eine Rettung möglich gewesen, aber so blieb mir keine Hoffnung. Die Aufrichtigkeit, mit der diese Leute handelten, schloß von vornherein aus, daß sie sich bestechen oder aus gefühlsmäßigen Gründen von ihrem Urteil abbringen ließen. Die kalte Logik ihrer Vernunft bildete ein unüberwind liches Bollwerk.
    Es war dunkel, als Ero Shan zurückkehrte und sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich. Er machte einen sehr erschöpf ten Eindruck.
    »Nun?« fragte ich. »Wie lautet die Entscheidung?«
    »Es war recht mühselig«, sagte er, »und ich mußte bis zum Sanjong vordringen, aber schließlich habe ich Ihre Besuchser laubnis doch bekommen.«
    »Wo ist Duare? Wann kann ich sie sehen?«
    »Ich bringe Sie jetzt zu ihr.«
    Als wir in seinem Wagen saßen, fragte ich ihn, wie er das geschafft hätte.
    »Ich habe Nalte mitgenommen«, erwiderte er. »Sie wußte mehr über Sie und Duare und über Ihre Abenteuer als irgend jemand sonst in Havatoo. Eine Zeitlang hielt ich es sogar für möglich, daß sie das Sanjong dazu bringen würde, das Urteil zu widerrufen und es ist allein ihr zu verdanken, daß Sie schließlich die Besuchserlaubnis erhielten.
    Ich habe von Nalte eine Menge über Sie und Duare erfah ren; mehr als Sie mir jemals erzählt haben und ich habe auch etwas anderes erfahren.«
    »Und das wäre?« fragte ich, als er innehielt.
    »Daß ich Nalte liebe«, sagte er.
    »Und haben Sie auch erfahren, daß Nalte Sie liebt?«
    »Ja. Drohte Ihnen nicht so großes Leid, wäre ich heute abend der glücklichste Mann in Havatoo. Aber wie kommen Sie auf den Gedanken, daß Nalte mich liebt?«
    »Weil sie es mir gesagt hat.«
    »Und Sie haben mir nicht davon berichtet?«
    »Wie hätte ich das tun können, ehe ich wußte, ob Sie dieses Gefühl erwidern?«
    Während dieses Gesprächs waren wir die Korgan Lat ent langgefahren. Jetzt bog Ero Shan in eine Nebenstraße ein und hielt vor einem kleinen Haus.
    »Das ist das Haus von Hara Es«, sagte er. »Duare befindet sich in ihrem Gewahrsam. Sie werden erwartet. Ich werde hier draußen bleiben. Sie dürfen fünf Vir lang bei Duare bleiben.«
    Fünf Vir sind etwas mehr als zwanzig irdische Minuten. Eine viel zu kurze Zeit, aber besser als gar nichts. Ich klopfte an die Tür des Hauses und Hara Es öffnete mir selbst.
    »Ich habe Sie schon erwartet«, sagte sie. »Kommen Sie her ein.«
    Sie führte mich in das Obergeschoß und schloß dort eine Tür auf. »Gehen Sie hinein«, sagte sie. »Ich bin in fünf Vir zurück.«
    Als ich den Raum betrat, erhob sich Duare von einer Liege und starrte mich an. Hara Es schloß die Tür und ich hörte, wie sich ihre Schritte
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