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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung
Autoren: MIRANDA JARRETT
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erklärte sie, schob kampflustig das Kinn vor und strich sich das Haar aus der Stirn. „Doch ich bin es Lady Mary und Lady Diana sowie deren Ehegatten schuldig, einiges klarzustellen. Ich würde es mir nie vergeben, wenn …“
    „Ich will nichts davon hören!“, unterbrach Aston sie. Seine Augen blitzten zornig auf. „Kein ehrbarer Mann würde einem anderen die Tochter stehlen. Meine Mädchen sind auf zwei Schurken hereingefallen. Und ich werde dafür sorgen, dass alle ihre gerechte Strafe erhalten!“
    „Euer Gnaden, bitte, Sie sollten zumindest …“
    „Ich sollte nur eines: Meine Töchter so schnell wie möglich für ihren Ungehorsam zur Rechenschaft ziehen!“
    „Verzeihen Sie, Euer Gnaden“, versuchte Jane es erneut, „aber Lady Mary und Lady Diana sind erwachsene Frauen. Wer hätte sie daran hindern können, ihr Herz an zwei Gentlemen zu verschenken, die …“
    „… die vermutlich Mitgiftjäger der schlimmsten Sorte sind? Sie, Miss Wood, hätten die Mädchen daran hindern müssen! Verflucht, mindestens die Hälfte aller menschlichen Probleme ist darauf zurückzuführen, dass dumme Frauen irgendwem ihr Herz schenken. Wenn ich daran denke, wie viel Kummer auf diesem Wege in die Welt kommt …“
    „Nun, Sie müssen es ja wissen“, stieß Jane außer sich vor Entrüstung hervor. „Schließlich heißt es, Sie selbst wären allein Ihrem Herzen gefolgt, als Sie damals mit Lady Anne vor den Altar traten.“
    Er erstarrte. Mit einem Mal schien eine eisige Kälte von ihm auszugehen.
    Alles Blut wich aus Janes Wangen. Ihr wurde erst kalt und dann glühend heiß. Sie begriff, dass sie etwas Unerhörtes getan hatte. Über die Duchess of Aston hatten die Bediensteten im Haushalt des Dukes oft gesprochen, und zwar stets mit Achtung und Zuneigung. Alle machten den Eindruck, traurig darüber zu sein, dass sie so früh gestorben war. Man lobte ihre Schönheit, ihre Güte und ihr sanftes Wesen. Sie schien keinen einzigen Fehler gehabt zu haben. Ja, man hätte meinen können, sie sei eine Heilige gewesen. Allerdings wurde nie in Anwesenheit Seiner Gnaden über sie geredet. Offenbar gab es ein ungeschriebenes Gesetz, das dem Personal verbot, den Duke an die Frau zu erinnern, die er geliebt hatte.
    Dieses in Aston Hall unumstößliche Gesetz, das Jane bisher sehr romantisch vorgekommen war, hatte sie gerade eben gebrochen. Angst vor den Folgen ihres Tuns erfüllte sie. Doch sie versuchte, sich selbst zu beruhigen, indem sie sich sagte, dass sie sich nicht in England, sondern in Venedig befand. Hier war alles anders. Zudem gehörte sie im Grunde ja schon nicht mehr zu Astons Haushalt. Nachdem sie ihn aus dem Schlaf gerissen und ihm mehrmals widersprochen hatte, würde er ihr bestimmt kündigen. Eine schlimmere Strafe konnte er sich kaum ausdenken, ganz gleich, welche seiner Gesetze man brach.
    „Verzeihen Sie mir meine offenen Worte, Euer Gnaden“, begann sie noch einmal, denn jetzt gab es kein Zurück mehr. „Sie werden doch Ihren Töchtern das Glück nicht verwehren wollen, das Sie selbst an der Seite der Duchess …“
    „Sie wissen ja nicht, wovon Sie sprechen!“, fiel er ihr ins Wort.
    „Ich weiß, das Lady Mary und Lady Diana sich kein größeres Glück vorstellen können, als …“
    „Unsinn, ich weiß besser als jeder andere, was für meine Töchter gut ist!“
    „Aber Sie haben doch die Gatten der jungen Damen noch gar nicht kennengelernt. Wie können Sie da …“
    Der Duke sah sie so wütend an, dass sie mitten im Satz abbrach. „Es geht hier doch um die Liebe“, sagte sie schwach.
    „Meine Töchter haben keine Ahnung, was Liebe ist. Und Sie auch nicht.“
    „Gerade habe ich noch einmal gelesen, was Lady Mary und Lady Diana mir über die Liebe zu ihren Ehemännern geschrieben haben. Hier!“ Sie hielt Aston die beiden Briefbündel hin. „Für mich kann kein Zweifel daran bestehen, dass die jungen Damen sehr viel über die Liebe wissen und dass sie glücklich sind.“
    Als Aston nach den Briefen griff, knickste Jane und zog sich eilig zurück.
    Er ließ sie gehen. Und je weiter sie sich von ihm entfernte, desto schneller wurden ihre Schritte. Sie lief die Treppe hinunter, eilte den Flur entlang, riss die Tür zu ihrem Zimmer auf, warf sie hinter sich ins Schloss und dachte sogar daran, den Riegel vorzuschieben. Dann blieb sie einen Moment lang heftig atmend stehen.
    Dies würde wohl die letzte Nacht sein, die sie in der Ca’ Battista verbrachte. Eine bedrückende Vorstellung.
    Doch jetzt
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