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Venezianische Verführung (German Edition)

Venezianische Verführung (German Edition)

Titel: Venezianische Verführung (German Edition)
Autoren: Manon Sera
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Benommen bemerkte sie, wie das Boot anlegte und der Gondoliere sie unter den Armen ergriff. Eine weitere Person kam hinzu. Aurora erkannte sie jedoch nicht.
    Sie vernahm gedämpfte Worte, deren Sinn sich ihr nicht erschloss.
    Dunkelheit umfing sie.
     
    * * *
     
    Leandro blickte den Polizisten nach, die die Straße entlanggingen. Sie hatte ihm vier Stunden Zeit gelassen, während der er Gelegenheit hatte, seine Angelegenheiten zu regeln und ein paar Sachen zu packen. Dies war mehr als großzügig. Wäre er kein hochangesehener Kaufmann, hätten sie ihn sofort wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft genommen. Wenn er allerdings nicht rechtzeitig zum Gefängnis käme, würde er in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.  Hastig warf er einige Kleidungsstücke in eine Reisetruhe. Ein Klopfen an der Zimmertür riss ihn aus seiner Tätigkeit.
    »Herein!« sagte er.
    Zu seiner Überraschung betrat die Zofe seiner Frau den Raum. Sollte sie nicht bei Aurora sein? Aurora, die ihn aus Enttäuschung verlassen hatte, wie er von einem der Diener wusste. Er hatte als Ehemann versagt, so wie er es befürchtet hatte. Es gab kein Zurück mehr. Er musste seine Pflicht erfüllen.
    Chiaras Schluchzen drang durch den Raum. Überrascht sah Leandro sie an. Die junge Frau wirkte vollkommen aufgelöst. Leandro trat zu ihr und reichte ihr sein Taschentuch, das sie dankend entgegennahm.
    »Es tut mir so leid« sagte sie.
    »Was tut Ihnen leid?« Aufmerksam geworden trat er zu ihr. Chiara war blass. Ihr dunkles Haar hing ihr wirr in die Stirn. »Was ist geschehen?«  fragte er.
    »Sie hat sie entführt.«
    »Wer hat wen entführt?« Ein ungutes Gefühl beschlich ihn.
    »Die Baronessa hat Ihre Frau entführen lassen. Ich habe gehört, dass sie es plante. Ich weiß, als Personal hat man nicht zu hören, was die Dienstherrin sagt . . . «
    »Moment, Chiara. Dienstherrin? Von welcher Baronessa reden Sie?« Sie meinte doch nicht etwa . . .
    Chiara nickte unter Tränen. »Ich war Zofe der Baronessa Pavese. Sie hat meine Referenzen gefälscht und mich zu Ihnen geschickt. Ich sollte ihr mitteilen, was in Ihrem Haus vor sich geht und wann die Herrin das Haus verlässt und solche Sachen.«
    Er hob eine Augenbraue. »Eine Spionin also.«
    Sie senkte den Kopf. »Es tut mir leid. Sie hat mich erpresst, weil ich doch früher mal gestohlen habe. Ein einmaliger Ausrutscher, aber sie hat mich damit in der Hand.« Tränen strömten über ihr Gesicht.
    Leandro packte sie an den Schultern. »Sie sagten, die Baronessa hätte meine Frau entführen lassen?«
    Verschüchtert blickte sie ihn an. Sie nickte. »Gewiss hat sie es bereits durchgeführt.«
    Er glaubte, sein Herz setze aus. »Warum hat sie das getan?«
    »Sie will sie von Ihnen fortbringen.«
    »Wohin?« Womöglich bot sie Aurora Geld an, damit sie Leandro verließ und sich irgendwo ein neues Leben aufbaute. Wenn sie finanziell unabhängig war, gab es dann noch einen Grund für sie, bei ihm zu bleiben? Der Gedanke, dass sie ihn verlassen würde, schmerzte ihn zutiefst. Denn in den letzten Tagen war ihm bewusst geworden, dass sie ihm mehr bedeutete, als er sich eingestehen wollte.
    »Warum haben Sie mir das nicht früher gesagt? Wohin hat sie Aurora gebracht?« fragte er.
    »Sie besitzt ein Haus in Chioggia. Im südlichen Teil der Stadt. Ich selbst war noch nicht dort, sondern nur in Verona.«
    »Danke.« Er eilte zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um. »Sie bleiben hier. Wir brauchen Sie noch.«
    Chiara nickte. »Ja, ich bleibe hier. Ich verspreche es. Sie werden mich doch nicht anzeigen?« Sie sah sehr schuldbewusst aus. Er bezweifelte, dass die Baronessa ebenso viele Skrupel besaß wie ihr Dienstmädchen.
    »Wenn Sie auf unserer Seite sind, werden wir Sie vermutlich nicht anzeigen«, sagte er, »sofern ihr nichts geschieht.« Himmel, lass ihr nichts zugestoßen sein. Es wäre sein Tod!
    Er verließ das Haus und rannte bis zur nächsten Anlegestelle der Gondeln. »Buon giorno! Wenn Sie mich doppelt so schnell nach Gioggia rudern, bekommen Sie das doppelte Fahrtgeld.«
    »Doppelt so schnell geht nicht, doch ich werde mich beeilen.«
    Leandro sprang in die Gondel. »Na, dann los.«
    Der Gondoliere löste die Leine und stieß das Boot mit dem Fuß ab. Er ruderte tatsächlich schneller als es üblich war, dennoch kam es Leandro zu langsam vor. Er stellte sich Auroras Furcht vor, entführt in einer unbekannten Umgebung einer ungewissen Zukunft entgegensehen zu müssen. Ob sie an ihn dachte? Ob sie ihn
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