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Venezianische Verführung (German Edition)

Venezianische Verführung (German Edition)

Titel: Venezianische Verführung (German Edition)
Autoren: Manon Sera
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Mutter.
    Die Alte starrte sie hasserfüllt an. »Du bist schuld am Tod meiner Tochter!«
    Das wurde ja immer schlimmer!
    »Ich kannte Ihre Tochter bis vor Kurzem gar nicht«, sagte Aurora.
    »Ohne sie wäre sie noch am Leben. Er hätte sie geheiratet.«
    »Er kannte Ihre Tochter doch gar nicht. Wie kommen Sie überhaupt auf meinen Mann?«
    »Nicht kennen?« Die Alte lachte, doch es klang bitter. »Das sah aber ganz anders aus. Auf Schadenersatz werde ich Sie verklagen. Reiches Pack, das den Armen den billigsten Wein und das trockenste Brot nicht gönnt.«
    »Beruhigen Sie sich doch, Siora Berardino. Er hat Ihrer Tochter eine Anstellung vermittelt.«
    »Pah! Er weiß doch selbst, dass sie nicht viel geschafft hätte mit einem Balg am Hals. Ihren Namen hat er entehrt. Sie hätte niemals einen anständigen Ehemann gefunden! Und Sie hat er vermutlich nur wegen des Geldes geheiratet.«
    Die Erinnerung an die Nächte und Tage in Leandros Armen stieg in ihr hoch. »Das bezweifle ich.« Derartige Leidenschaft konnte man nicht vortäuschen. Es sei denn, er war von Natur aus so und empfand sie für jede attraktive Frau . . .
    Aurora ging weiter. Die Frau folgte ihr. »Wenn Sie denken, Sie können alles mit uns machen, was Sie wollen, nur weil Sie reich sind, irren Sie sich«, sagte die Alte. Sie klammerte sich an Auroras Arm fest. Sie versuchte, sich zu befreien, doch die Alte war erstaunlich kräftig.
    »Ich werde Sie vor Gericht zerren!« Das Gesicht der Alten war ihr jetzt so nah, dass sie ihre gelblichen Augäpfel, jede Falte und den sprießenden Damenbart sehen konnte. »Sie werden bezahlen für den Tod meiner Tochter!«
    Die Alte vergrub ihre Fingernägel in Auroras Arm.
    »Sie sind ja wahnsinnig. Lassen Sie mich sofort los!«
    »Sie werden jetzt mit mir kommen.«
    Speichel sprühte in Auroras Gesicht. Sie konnte ihn nicht wegwischen, da die Alte ihre Arme festhielt. Nur mit Gewalt würde sie sich losreißen können. Sie war zu Respekt gegenüber Älteren erzogen worden. Wenn sie sich aus dem Griff der Frau befreien wollte, würde sie ihr wehtun müssen.
    »Würden Sie bitte die Dame loslassen!« erklang die Stimme eines Mannes.
    Aurora wandte ihm ihren Blick zu. Verwundert erkannte sie Sergio Nera.
    Er trat zu der Alten hin. »Lassen Sie sie los oder ich werde eingreifen, und es ist mir gleichgültig ob Sie dabei zu Schaden kommen.«
    Die Alte ließ tatsächlich von ihr ab. Sie keifte etwas Unverständliches und verschwand in einer der Nebengassen.
    Aurora zitterte vor Schreck. Die Ereignisse der vergangenen Stunden waren einfach zu viel für sie gewesen. Erst wäre sie fast gestorben, dann kam der Verdacht, Leandro sei ein Frauenmörder, seine Untreue und jetzt das mit Emma Berardinos Mutter, die sie für den Tod ihrer Tochter verantwortlich machte.
    Seltsamerweise schmerzte sie Leandros Fremdgehen am meisten. Mit all den anderen Dingen kam sie relativ gut zurecht, da sie ja nicht bewiesen waren. Böse Gerüchte gab es überall. Doch der Gedanke, dass Leandro eine andere Frau vorzog, verursachte ihr einen Schmerz tief in ihrem Innersten.
    Er liebte sie nicht und würde sie niemals lieben. Hier und heute hatte sie den endgültigen Beweis dafür gesehen. Leidenschaft ohne Liebe erkaltete allzu schnell. Tragisch war nur, dass sie ihn liebte  auf ewig unerwidert.
    Eine Träne stahl sich in ihren Augenwinkel.
    Sergio Nera reichte ihr sein Taschentuch, das sie dankend entgegennahm.
    Sie tupfte sich die Träne ab.
    Sergio bot ihr seinen Arm an. »Ich begleite Sie.«
    Aurora nickte wortlos. Sie musste fort von hier, raus aus Venedig. Der Gedanke, Leandro zu verlassen, brach ihr das Herz. Doch sie konnte unmöglich bleiben, denn sie hatte ihn schon verloren. In dem Augenblick, in dem er sich mit der anderen Frau einließ, hatte sie ihn verloren.
    »Sie sehen etwas mitgenommen aus«, sagte Sergio.
    »Mir ist schwindelig.« Kein Wunder, nach alldem, was sie mitgemacht hatte.
    »Machen Sie sich keine Sorgen wegen der Alten. Sie wird nicht mehr lange leben.«
    »Warum?« Verwirrt blickte Aurora ihn an.
    »Haben Sie die gelben Augäpfel gesehen. Die Frau ist schwer krank.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Mein alter Herr wollte, dass ich wie er Arzt werde.«
    »Doch Sie sind es nicht geworden?«
    »Nein.« Fürsorglich legte er den Arm um sie. »Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause.«
    »Nein, nicht nach Hause. Ich will nach San Donà di Piave.«
    Ihr Schmerz über Leandros Betrug war noch zu frisch. Ob sie über diese Enttäuschung
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