Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
ersparen. Von da an hatte sie keine andere Anstandsdame als Nurse gehabt, aber da sie, wie Lady Denny erklärte, weder in Gesellschaft ging noch Gäste in Undershaw empfing, war nicht einzusehen, wozu sie eine Anstandsdame haben sollte. Da Lady Denny unmöglich sagen konnte, es sei unschicklich, wenn ein Mädchen im Haus seines Vaters ohne Anstandsdame lebte, musste die Lady dieses Argument fallen lassen und konnte stattdessen Venetia nur anflehen, nicht im Freien herumzustreifen, ohne auch nur eine Zofe mitzunehmen.
    Aber Venetia hatte nur gelacht und ihr scherzhaft gesagt, sie sei genauso schlimm wie Miss Poddemore, die es nie müde geworden war, das Beispiel der Lady Harriet Cavendish zu zitieren - einer der Schutzbefohlenen der berühmten Miss Trimmer -, die sich, als sie noch vor ihrer Heirat auf Schloss Douglas lebte, nie ohne Begleitung ihres Lakaien über die Gärten hinausgewagt hatte. Da sie, Venetia, aber nicht die Tochter eines Herzogs sei, habe sie nicht das Gefühl, es obliege ihr, sich Lady Harriet zum Vorbild zu nehmen. „Außerdem, Ma'am, muss das mindestens vor zehn Jahren gewesen sein! Und wenn ich eines der Mädchen mitschleppen sollte, wenn es stattdessen etwas Vernünftigeres zu tun hat, würde es mir wahrhaftig mein Vergnügen verderben. Nein, nein, ich habe mir Miss Poddemore nicht dazu vom Hals geschafft! Und was soll mir auch schon hier geschehen, wo jedermann weiß, wer ich bin?"
    Seufzend musste sich Lady Denny mit dem Versprechen zufriedengeben, dass ihr unabhängiger junger Schützling nie ohne Begleitung nach York oder Thirsk fahren würde. Als Sir Francis starb, erneuerte sie ihre dringenden Bitten, aber ohne viel Hoffnung, dass Venetia auf sie hören würde. Es brachte sie zur Verzweiflung, dass Venetia sagte, sie sei ihrer Mädchenzeit entwachsen, aber zu leugnen war es nicht: Venetia war damals zweiundzwanzig, gefährlich nahe daran, sitzen zu bleiben.
    „Wobei diese Gefahr immer schon bestanden hat, Sir John -obwohl das nicht genau das ist, was ich meine, sondern nur, dass es geradezu eine Schmach ist, so schön wie sie ist und so voll Leben, abgesehen davon, dass sie den denkbar besten Charakter hat! Ich jedenfalls halte von dieser Tante von ihr herzlich wenig! Sie hat sich nie ernsthaft angestrengt, Sir Francis zu überreden, dass er Venetia auf eine Saison nach London lässt, als das arme Kind zum ersten Mal in die Gesellschaft eingeführt wurde, und falls sie sie nun, da er tot ist, gedrängt haben sollte hinzukommen, habe jedenfalls ich nichts davon gehört! Ich halte sie für genauso egoistisch, wie es ihr Bruder war, und wenn es nicht so viel kosten würde und wir nicht unsere eigenen Töchter einführen müssten - denn selbst falls überhaupt wirklich etwas bei dieser Zuneigung zwischen Clara und Conway herauskommen sollte, worauf ich durchaus nicht rechne -, bin ich entschlossen, dass alle fünf bei Hof vorgestellt werden müssen und es auch werden! Nun, wie ich gesagt habe, wenn das alles nicht wäre, wäre ich sehr in Versuchung, Veneria selbst nach London zu bringen, und ich wäre nicht erstaunt, wenn sie eine sehr ansehnliche Partie machen würde, obwohl sie nicht mehr in der ersten Jugend ist! Nur kannst du dich darauf verlassen, dass sie sich ja doch weigern würde, Aubrey allein zu lassen", fügte sie verzweifelt hinzu. „Und bald wird es zu spät sein - wenn sie das nur wüsste!"
    Venetia wusste es. Aber da sie nicht sah, wie dem abzuhelfen war, solange Conway hartnäckig im Ausland blieb, fand sie sich auch weiterhin mit ihrer Situation ab. Lady Denny wäre erstaunt gewesen, hätte sie erfahren, mit welch bösen Ahnungen Venetia ihre Zukunft betrachtete.
    Für ein jedes Frauenzimmer in ihrer Lage wäre diese Zukunft wirklich freudlos gewesen. Sie schien ihr keine andere Wahl zu lassen, als entweder Edward Yardley zu heiraten oder das Leben einer alternden und wahrscheinlich unwillkommenen, unnützen alten Jungfer im Haushalt ihres Bruders zu führen. Da sie Herrin über ein ausreichendes Einkommen war, so würde es eher Konvention als Abhängigkeit sein, die sie zwingen würde, in Undershaw zu bleiben. Unverheiratete Damen hatten einfach nicht allein zu leben. Schwestern über das Heiratsalter hinaus durften das eventuell. Vor vielen, vielen Jahren hatten es Lady Eleanor Butler und ihre teure Freundin, Miss Sarah Ponsonby, getan, freilich trotz elterlicher Opposition. Sie waren in ein Bauernhaus irgendwo in Wales geflohen und hatten der Welt entsagt, ganz als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher