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Vaters böser Schatten

Vaters böser Schatten

Titel: Vaters böser Schatten
Autoren: J. Dankert
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kämpfte gegen Tränen an und biss sich auf die Lippe.
    „Ich danke dir. Du machst meinen Sohn sehr glücklich. In all den letzten Jahren hatte er nicht viel, was ihn zum Lachen gebracht hat. Als er gestern nach Hause kam, hat er mir gleich die Kette gezeigt, und ich wusste, dass ihr zueinander gefunden habt. Ich weiß nicht, was gestern passiert wäre, wenn er dich nicht hätte.“ Liebevoll legte sie ihre Arme um Leon, der kurz die Augen schloss und sie an sich drückte.
    „Ich schätze, es ist dir zu verdanken, dass er trotz der letzten Jahre so ein unglaublich lieber Kerl geworden ist.“
    Ryan lächelte ein wenig und ging leise die letzten Stufen hinunter. „Guten Morgen“, murmelte er und lehnte sich an den Türrahmen.
    Alle drei drehten sich um, und Eileen war die Erste, die aufsprang. Ryan nahm ihre Hand und zog sie ins Wohnzimmer.
    „Mum, ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut. Ich habe total den Kopf verloren …“, sagte er leise und spürte, wie ihm erneut die Tränen über die Wangen liefen.
    „Ich hatte auch nicht wirklich angenommen, dass du dich noch an dein Versprechen erinnern kannst, wenn du erst gehört hast, was Jon getan hat.“
    Ryan sah sie an und atmete tief durch. „Wie wird es jetzt weitergehen? Was passiert jetzt mit mir?“, fragte er leise.
    „Ich weiß es nicht. Der Sheriff war gestern da. Wenn es nötig gewesen wäre, hätte er dich schon sofort verhaftet. Ich …“ Eileen griff nach der Hand ihres Sohnes. „Egal was passiert, Ryan, wir schaffen das.“
    „Mum … wie kannst du … ich habe deinen Mann schwer verletzt … ich …“ Ryan entzog seine Hände und stand auf. Er schämte sich - konnte seiner Mutter kaum in die Augen sehen.
    In der letzten Nacht war alles auf ihn eingebrochen, alles, was nach der Todesnachricht Ashleys passiert war. Er hatte seinen Vater übel verprügelt, er hatte ihn mit dem Messer bedroht und letztendlich schwer verletzt. Er wusste, dass er oft viel zu impulsiv war, aber nun steckte er richtig in der Scheiße, und seine Mutter saß so ruhig neben ihm.
    „Ryan, komm bitte her!“, bat sie sanft, aber bestimmt.
    Langsam nahm er wieder neben ihr Platz.
    „Ich habe lange überlegt. Eigentlich schon, seit Jon nach dem Unfall aus dem Krankenhaus zurück war. Kannst du dich an diesen Streit erinnern?“
    Ryan nickte, ohne sie anzusehen.
    „Du hast etwas gesagt, was mir sehr nahe gegangen ist. Ich habe all die Jahre die Augen verschlossen, weil ich glaubte, dass es einfach so sein müsste. Ich habe diesen Mann geheiratet und nun war es mein Schicksal. Dass ich dich dabei vergessen hatte, tut mir unendlich leid. Dass es auch dein Schicksal war, ist mir erst nach deiner Standpauke bewusst geworden. Du sagtest damals, er schlage dich und … nun Ryan, ich denke, dass uns beiden und vor allem dir viel erspart geblieben wäre, wenn ich schon früher erkannt hätte, was Jon für ein Mensch ist. Ich hatte einfach Angst. Angst, was aus uns werden würde, was aus mir werden würde, wie er reagieren könnte. Er ist ein sehr jähzorniger Mann. Das wusste ich schon, noch bevor dein Großvater gestorben war. Doch ich hatte nicht den Mut, mich dagegen aufzulehnen.“
    Eileen schwieg kurz, strich mit der Hand über die Wange ihres Sohnes und lächelte unter Tränen. „Es war schlimm für mich, zu sehen, wie er dich behandelt hat. Du warst noch ein Kind, und trotzdem warst selbst du nicht vor ihm sicher. Ryan, wenn sich jemand entschuldigen muss, dann ich. Ich hätte dich vor ihm beschützen müssen, und das habe ich nicht getan.“
    „Was hättest du denn tun können? Er hat dich doch genauso behandelt wie mich.“ Ryan konnte sich nur schwer verkneifen, zu sagen, dass er sie dann auch geschlagen hätte. In seinen Ohren klang noch immer das Geräusch des Vorabends, das Klatschen und Scheppern. Er wurde es einfach nicht los.
    „Ich hätte ihn verlassen können.“
    „Ja, das wäre eine Möglichkeit gewesen“, stimmte Ryan ihr zu. „Ich glaube allerdings nicht, dass er das komisch gefunden hätte.“
    „Nein, ganz sicher nicht. Aber ich schätze, das werden wir jetzt herausfinden, nicht wahr?“
    Ryan hob den Kopf und runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“
    „Ich war letzte Woche bei einem Anwalt. Er bereitet in diesem Augenblick die Scheidungspapiere vor.“
    Nun war Ryan sprachlos. Völlig entgeistert starrte er seine Mutter an und zog sie dann in seine Arme.
    Leon und Maggie, die unweigerlich alles gehört hatten, lächelten sich
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