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Vampyrus

Vampyrus

Titel: Vampyrus
Autoren: Doreen Kühne
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Typ. Ausnehmend gut sogar für meinen Geschmack. Er hatte fast schwarze Haare, hinten ganz kurz, vorne etwas länger fetzig in die Stirn hängend. Auch seine Augen waren sehr dunkel, und ich glaubte, in ihnen eine anziehende Tiefe zu spüren. Seine Lippen wirkten sehr rot im blassen Gesicht. Sein Körper war okay, schlank, aber kein Hungerhaken. Sein Po gefiel mir auch. Gut gerundet wirkte er ziemlich knackig in der engen Jeans. Ich hatte ihn vorhin, als er zur Toilette gegangen war, bewundern können. Dass er Kasi hieß, hatte er mir auch noch verraten. Keine Ahnung, wovon das die Abkürzung war; es hatte mich nicht interessiert.
    Er forderte mich zum Tanzen auf, und ich war gespannt, welche Figur er auf der Tanzfläche machen würde. Er schlug sich ganz gut, weder stampfte er nur einfallslos herum, noch gehörte er zu den Typen, die sich ein Eck sichern, um dann breitbeinig wie die Irren zu headbangen. Kasi hatte Rhythmusgefühl, bewegte sich mal geschmeidig, mal abgehackt, je nachdem wie er die Musik empfand. Ich nahm wohlwollend zur Kenntnis, dass er beim Fear von Fear of the Dark nicht den Arm mit geballter Faust gegen die Lichtorgel schmetterte, wie manche Typen, die immer noch beim Fight des letzten Stücks oder des Englischen nicht mächtig waren. Schließlich kam ein langsamerer Song, er wurde zutraulicher, setzte einen Dackelblick auf, und wollte seine Streicheleinheiten. Zeit, ihn abzulenken. „Warum bist du anders, Kasi?“
    „Das ist etwas schwierig zu erklären“, er sah mir direkt in die Augen und meine flapsige Bemerkung „Mit ein bisschen Mühe, wirst du es vielleicht schaffen!“ blieb mir im Hals stecken.
    „Ich leide an Xeroderma pigmentosum , der Mondscheinkrankheit, meine Haut kann keine Sonne vertragen. Ich lebe daher nachts und verkrieche mich tagsüber.“
    Ich sah ihn entgeistert an. Das musste ich erst verarbeiten. Ich schnappte mein Glas und wir gingen ins Freie, um eine zu rauchen. Die angebotene Zigarette lehnte Kasi ab.
    „Ich habe von solchen Leuten gehört, aber ich kann mir nicht im entferntesten vorstellen, wie man mit dieser Krankheit umgeht und lebt.“
    „Nun, ich habe mich daran gewöhnt. Ich habe es von Geburt an, es ist ein genetischer Defekt. Ich darf eben kein ultraviolettes Licht abkriegen. Also habe ich mir ein Leben als Nachtwächter eingerichtet.“ Er lachte mich so offen an, dass auch ich lächeln musste, obwohl mich seine Worte ziemlich betroffen gemacht hatten. Mann, Mann, Mann! Kasi war wirklich anders!
    „Ich nehme an, das beeinträchtigt dein Leben ganz schön“, schob ich das Thema von der emotionalen Schiene, die mich gepackt hatte, in neutrales Gebiet.
    „Es ist ein ziemlich einsames Leben. Das Fehlen jeglicher Unternehmungen tagsüber trägt nicht dazu bei, dass ich mich bei alten Freunden beliebter mache oder neue kennenlerne.“ Der Dackelblick wurde intensiver und die beiden vertikalen Stirnfurchen über der Nase verstärkten den Eindruck abgrundtiefer Traurigkeit. „Dann ist es doch umso schöner, dass du den Weg hierher gefunden hast.“ Spontan drückte ich seine Hand. Eine sehr kühle Hand für eine laue Sommernacht, zumindest ich war vom Tanzen noch erhitzt.
    „Da hast du recht, und vor allem habe ich dich getroffen. Er legte den Arm um mich und zog mich an sich. Obwohl ich die Anziehungskraft seines Körpers als angenehm empfand, fröstelte ich und die Härchen an meinen Armen und im Nacken stellten sich auf. Trotzdem schmiegte ich mich an ihn.
    „Lass uns tanzen“, beendete ich die angespannte Situation und zog ihn mit mir. Wir tanzten, bis wir uns am Ende von Skandal im Sperrbezirk lachend in die Arme fielen. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. „Ich brauche noch was zu trinken, soll ich dir was mitbringen?“
    Er schüttelte den Kopf und ich ging zur Theke. Während ich auf meine Cola wartete, wurde mir klar, dass Kasi den ganzen Abend noch nichts getrunken hatte. Als er gekommen war, hatte er den Barkeeper nach True Blood gefragt, aber der hatte nur Red Bull und Power Point. Wie auch immer, manche Leute trinken eben wenig, obwohl das gar nicht gesund ist.
    Das Omega musste um Mitternacht schließen. Das war so eine Anwohnersache wegen des Lärms. Kasi lud mich zu einem Spaziergang ein. Vorbei an Wohnblocks und Supermärkten stießen wir auf die Friedhofsbegrenzung. Er stieg über den Zaun und deutete zwischen Bäumen und Gräbern nach links. „Da steht eine Bank. Wollen wir uns setzen?“
    Ich nickte und kletterte auch
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