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Vampyrus

Vampyrus

Titel: Vampyrus
Autoren: Doreen Kühne
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Etablissement lautlos verließen. Ein komisches Gefühl ließ ihn hochschrecken, doch als er die Augen öffnete, war da nichts zu sehen. Er zuckte die Schultern und widmete sich wieder dem Spielfilm Wächter der Nacht .
     

Gabriele Susanne Schlegel
    Entführt
    H allo Minister!“ Minister Leinfeld, der an seinen Fesseln gezerrt hatte, verharrt. Durch das Zerren haben sich die Seile nur noch enger um seine Armgelenke, die an die Lehnen eines schweren Sessels gefesselt sind, geschlungen. Sein Oberkörper wird mit einem weiteren Seil an die Rückenlehne fixiert, ein Seil liegt um seinen Hals. Auch das ist durch seine Befreiungsversuche enger geworden, das Atmen fällt ihm schwer.
    „Mein lieber Minister, sie werden sehen, dass ihre Bemühungen keinen Zweck haben, mit Knoten kennen sich meine Männer aus.“ Ein Mann in einer dunkelroten Robe tritt in Minister Leinfelds Blickfeld. Gekrümmte Nase, die an einen Geierschnabel erinnert, darüber graue Augen, das Grau so hell, dass sie fast blind wirken.
    Dieses Gesicht würde er leicht wiedererkennen. Auch die beiden breitschultrigen Dummköpfe, die sich links und rechts hinter ihm aufgebaut haben, zeigen ihre Gesichter offen. Keine Masken. Das ist kein gutes Zeichen, er wird hier nicht lebend herauskommen.
    „Was wollen Sie von mir?“ Leinfeld versucht, dem starren Blick der hellen Augen standzuhalten. Es fällt ihm nicht leicht. „Oh, keine Angst. Wir wollen nur ein bisschen Blut von Ihnen. Dann können Sie wieder gehen.“
    Blut, sie werden ihn schlagen, ihm wehtun, damit er ihnen etwas verrät. Aber was? Was könnte er denn wissen, das so wichtig wäre? Die Namen der Konzerne, die auf der schwarzen Liste stehen? Die unter seinem Vorgänger ohne Rücksicht Flüsse verseucht, Lebensmittel vergiftet, Höchstgrenzen überschritten haben? Aber das wissen die doch sicher schon, dass sie auf seiner Liste stehen. Nein, sie werden ihn töten. Er beißt die Zähne zusammen.
    „Wenn Sie mich töten, dann wird ein anderer meinen Platz einnehmen, ich bin nicht der Einzige.“ Er will noch etwas hinzufügen, aber einer der Schläger hinter ihm, zieht an dem Seil an seinem Hals, es kommt nur noch ein ersticktes Krächzen heraus. Die Wut, die Minister Leinfeld beherrscht, seit er die genaueren Daten dieser Unternehmen sammeln lies, bricht über ihn herein, nimmt ihm die Angst. Zornig starrt er in die hellgrauen Augen. Darunter ein Lächeln, geringschätzig.
    „Wie gesagt, wir werden Sie nicht töten.“ Der Mann winkt einer Frau, die etwas abseits gewartet hatte, einer Krankenschwester. Sie legt eine Manschette um Leinfelds Oberarm, dann holt sie tatsächlich eine Spritze und zieht Blut aus seiner Armvene. Dann drückt sie das Blut aus der Spritze in ein tönernes Gefäß. „Hier, Meister Varn“.
    Der Helläugige, Meister Varn, wie der Minister nun weiß, nimmt das kleine Fässchen entgegen und trägt es zu einem Schreibtisch, der dem Sessel gegenübersteht. Er entrollt ein Pergament, taucht eine Feder in das Blut und sieht den Minister an.
    „Ragnar Sigurd Leinfeld, nicht wahr? Was haben sich Ihre Eltern nur gedacht, als sie diese Namen für Sie ausgesucht haben! Ragnar für so einen Wicht. Sie wundern sich, nicht wahr? In dem Moment, wo ich Ihren Namen mit Ihrem Blut auf dieses Vampyrus schreibe, werden Sie alles tun, was ich möchte. Es reicht, es ebenfalls darunter zu schreiben.“
    „Vampyrus?“, fragt Ragnar Leinfeld verblüfft. Er hat es mit Verrückten zu tun, wird ihm plötzlich klar, mit irgendeiner irren Sekte. Ein Plan nimmt in seinem Kopf Gestalt an. Er wird einfach so tun, als wäre er in der Gewalt des Irren, er wird alles tun, was er sagt, alles abnicken und dann wird er gehen können. Sobald er wieder in Freiheit ist, wird er sofort die Polizei verständigen. Hoffnung beginnt sich zu regen.
    Meister Varn scheint es auf seinem Gesicht gesehen zu haben, er lacht. „Sie glauben, wir sind nur Verrückte nicht wahr? Nun sehen Sie: Dies ist ein Pergament, gemacht aus der Haut eines Vampires. Natürlich sind dazu noch bestimmte Rituale erforderlich, aber dann“, er lächelt und in seine Augen tritt ein seltsamer Glanz, „dann, mein Lieber, ist Ihre Seele im Vampyrus gefangen!“
    Völlig geistesgestört! Vampire! Minister Leinfeld überlegt, was er wohl tun muss, um den Irren zu überzeugen, dass er seine Seele gefangen hat. Vor seinem Auge tauchen die Zombies aus einem alten Film auf. Starrer Blick, roboterhafter Gang, ja so wird er es versuchen.
    Meister
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