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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn
Autoren: Brian Lumley
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die Obszönitäten, die er hervorstieß, kamen zu einem abrupten Ende. Als er nämlich, ihren Nacken haltend, einen Blick nach unten zwischen ihre Beine warf und noch einmal zum Eingang seiner Höhle zurückschaute ... war dort jemand!
    Er erkannte die Szene auf Anhieb wieder und zuckte heftig zusammen. Die Erkenntnis, dass er dies alles schon einmal gesehen hatte, traf ihn wie ein Faustschlag. Sein Traum war nicht bloß ein Traum gewesen! Der düstere Tunnel – und die gelben Lichter, bei denen es sich, wie er nun feststellte, keineswegs um die Scheinwerfer eines Wagens, sondern um Augen handelte. Riesengroße, dreieckige, gelbe Augen, die ihn unverwandt anstarrten, hypnotisch und ach-so-wissend! Und auch die Stimme kannte er bereits – diesen schottischen Akzent mit dem rollenden R, das eher nach einem Knurren klang und eine ungeheure Kraft erahnen ließ, nicht länger irgendeine Erinnerung an ein verdrängtes Gespräch, sondern unmittelbare Wirklichkeit jetzt.
    »Du wurdest gewarnt, oder etwa nicht? Ich habe dich doch gewarnt!«
    »Wa...? Wa...? Was?«
    »Ich sagte dir doch, dass diese Frau nichts für dich ist. Wenn du ihr folgst, würdest du dich damit nur in Gefahr, und zwar in äußerste Gefahr, bringen! Aye, aber du wolltest nicht auf mich hören! So sei es ...«
    »Wa...? Wa...? Was?« Er fummelte nach seinem Messer und fand es schließlich. Im Schein der Taschenlampen hatte die Klinge einen rötlichen Schimmer. Doch das Wesen, das sich vom Eingang her langsam auf ihn zuschob, zeigte nicht die geringste Furcht.
    Und mit einem Mal war ihm, als befände er sich tatsächlich wieder in seinem Traum! Abermals stand er auf einer dunklen Straße und blickte in den gähnenden Schlund eines Tunnels, und wieder war er wie gelähmt, unfähig, auch nur einen Muskel zu rühren, während etwas Furchtbares in unerträglicher, unaufhaltsamer Zeitlupe auf ihn zuraste. Der Blick dieser gelben Augen erfasste ihn und ließ ihn stocksteif dastehen, während die ihn umgebende Finsternis immer finsterer wurde ...
    Es war niemals bloß ein Traum gewesen, soviel wusste er jetzt, sondern ein Albtraum! Die Scheinwerfer wurden immer größer, umfingen ihn schließlich. Das Dunkel dehnte sich aus, so, als wolle es ihn verschlingen, dazu das grollende Knurren, bei dem es sich keineswegs um das Brummen eines Motors handelte. Und erst die Augen – diese furchtbaren Augen –, nun waren sie nicht länger von tierhaftem Gelb!
    Das Gesicht, das aus dem Dunkel auftauchte, hatte nichts Menschliches an sich. Es war dreieckig, die spitz zulaufenden Ohren aufgerichtet, der Unterkiefer klaffend aufgerissen, und in diesem Blick, diesen Augen ... lag mit einem Mal ein rötlicher Glanz. So rot wie Blut!
    »Eh?«, machte der Mann. Mehr nicht. Im Grunde war es eigentlich keine Frage, noch nicht einmal ein Schrei – eher ein Quieken oder Wimmern, als aus dem Tunnel eine Hand, eine Pfote – was auch immer – nach ihm griff, sich krümmte und einen Moment lang wie eine riesige pelzige Spinne über seinem Bein verharrte, ehe sie zustieß und sich durch seine Trainingshose hindurch zentimetertief bis auf den Schenkelknochen in sein Fleisch bohrte.
    Du, schrie er, ließ das Messer fallen und klammerte sich an das Mädchen, dem es endlich gelungen war, sich aufzusetzen ... sie saß da und lächelte ihn an! Doch ihr Lächeln ...
    Sie ließ ihn nicht aus den Augen, die ebenso gelb waren wie einen Moment zuvor noch die Augen des Wesens, und sah zu, wie er in den Tunnel gezerrt wurde. Ihre Ohren zuckten und schienen sich nun ebenfalls aufzurichten, damit ihnen ja nichts von seinen keuchenden, gurgelnden Schreien und dem grässlichen Rrrreißen entging, mit dem rasiermesserscharfe Klauen ihm die Kleider zerfetzten und ihn von unten bis oben aufschlitzten, als sei er nichts weiter als ein dampfendes, schreiendes Stück Fleisch.
    Bei dem anschließenden Schlabbern, Knurren und Schmatzen blieb der jungen Frau nichts anderes übrig, als sich in eine Ecke zu drücken, um so den heißen, roten Spritzern zu entgehen.
    Sie kannte das Wesen und wusste, dass es gefährlich wäre, jetzt ihren Anteil einzufordern.
    Also wartete sie ab ...

TEIL EINS: DIE SCHLAFENDEN UND DIE UNTOTEN

ERSTES KAPITEL
    INSPEKTOR IANSON ERMITTELT
    Es war zehn Uhr am Vormittag, doch um diese Jahreszeit könnte es hier ebenso gut vier Uhr nachmittags sein. Im Schatten der Berge spielte unter dem von Schneewolken verhangenen Himmel die Zeit so gut wie keine Rolle. Alles war grau in grau ... bis
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