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Vampirsohn

Titel: Vampirsohn
Autoren: J.R. Ward
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trinken«, meinte Ms Leeds.
    Fletcher schob den Servierwagen aus Messing neben Claires Sessel und schenkte ihr eine Porzellantasse ein. Es duftete nach Earl Grey.
    »Zucker, Madame?«, fragte er.
    »Ja, bitte.« Eigentlich hasste sie Tee, aber der Zucker würde ihn einigermaßen genießbar machen. Als Fletcher ihr das Gebräu reichte, bemerkte sie, dass nur eine Tasse auf dem Servierwagen stand. »Trinken Sie keinen Tee, Ms Leeds?«
    »Nein, ich darf leider nicht. Der Arzt hat es mir verboten.«
    Claire nahm einen Schluck. »Was für eine Sorte von Earl Grey ist das denn? Er schmeckt anders als jeder Tee, den ich bisher getrunken habe.«
    »Mögen Sie ihn?«
    »Ja, in der Tat.«
    Als Claire die Tasse geleert hatte, schloss Ms Leeds die Augen und wirkte dabei seltsamerweise erleichtert. Fletcher nahm Claire die leere Tasse ab.
    »Tja, ich denke, ich werde nun gehen, Ms Leeds.«
    »Mein Sohn wird Sie mögen«, flüsterte die alte Frau. »Er wartet auf Sie.«
    Claire blinzelte und bemühte sich sehr, höflich zu bleiben. »Es tut mir leid, aber ich muss zurück in die
Stadt. Vielleicht kann ich ihn ein anderes Mal treffen?«
    »Nein, es muss jetzt sein.«
    Claire blinzelte erneut und hörte wieder einmal den Leitspruch ihres Vaters in ihrem Kopf: Der Kunde ist König. » Wenn es Ihnen so wichtig ist, könnte ich …« Claire schluckte. »Also … Ich könnte …«
    Ms Leeds lächelte. »Sie werden das Treffen gar nicht so schlimm finden. Er ist wie sein Vater. Eine äußerst charmante Bestie.«
    Claire rieb sich die Augen. Sie sah Ms Leeds plötzlich doppelt im Bett liegen. Genau genommen sah sie zwei Betten vor sich. Ergab das dann insgesamt vier Ms Leeds? Oder acht?
    Ms Leeds blickte Claire mit erstaunlicher Klarheit und so abgeklärt an, dass es geradezu unangenehm war. »Sie sollten keine Angst vor ihm haben. Er kann sehr sanft sein, wenn er dazu in Stimmung ist. Ich würde aber nicht versuchen, davonzulaufen. Er wird Sie ohnehin einfangen.«
    »Was …«, Claires Mund fühlte sich staubtrocken an, und als sie links von sich ein Geräusch hörte, schien es aus weiter Ferne zu kommen.
    Fletcher nahm das Silbertablett vom Servierwagen und stellte es auf einen Sekretär. Als er zurückkehrte, klappte er eine verborgene Platte aus dem Untergestell, so dass das Ding zu einer Art fahrbarer Krankenliege wurde.
    Claire fühlte, wie ihre Muskeln immer lockerer wurden und dann ganz nachgaben. Als sie im Sessel zur Seite glitt, hob Fletcher sie hoch und trug sie zum Servierwagen – mit derselben spielerischen Leichtigkeit,
mit der er ihr zuvor den schweren Sessel gebracht hatte.
    Er legte sie flach hin, und ihre Sinne begannen zu schwinden. Claire versuchte verzweifelt, wach zu bleiben, als sie den Gang hinab zu einem altmodischen Aufzug aus Messing und Glas geschoben wurde. Bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor, konnte sie noch sehen, wie der Butler auf den Knopf für das Kellergeschoss drückte.
    Der Lift ruckelte und glitt hinab, während Claire immer tiefer in der Besinnungslosigkeit versank.

2

    Claire drehte sich im Bett auf die andere Seite und fühlte Samt unter ihren Händen und glatte Makobaumwolle an ihrer Wange. Sie bewegte ihren Kopf auf dem weichen Kissen hin und her, und stellte dabei fest, dass ihre Schläfen hämmerten und sie eine leichte Übelkeit verspürte.
    Was für ein seltsamer Traum … Ms Leeds und dieser Butler. Der Tee. Der Servierwagen. Der Aufzug.
    Himmel, diese Kopfschmerzen! Aber woher kam dieser wundervolle Geruch? Nach dunklen Gewürzen … und wie ein edles Herrenparfüm, allerdings eines, das sie noch nie gerochen hatte. Als sie tief einatmete, reagierte ihr Körper auf den Duft mit Wärme, und sie strich mit der Handfläche über die samtene Bettdecke. Sie fühlte sich weich und zart an …
    Moment mal. Auf ihrem Bett lag gar keine Samtdecke!
    Sie öffnete die Augen … und blickte in das Licht einer Kerze. Diese stand auf einem Nachttisch, der nicht ihr eigener war.
    Panik stieg in ihr auf, aber das Gefühl der Trägheit behielt dennoch die Oberhand. Sie versuchte angestrengt, den Kopf zu heben. Als es ihr schließlich gelang,
verschwamm ihr Blick. Nicht, dass es wirklich darauf angekommen wäre. Sie konnte sowieso nicht weiter sehen als bis zum Rand des kleinen Lichtkreises, der auf das Bett fiel.
    Dahinter herrschte tiefste Dunkelheit.
    Sie hörte ein unheimliches, schleifendes Geräusch. Metall auf Metall. Es bewegte sich, kam auf sie zu.
    Sie blickte in die Richtung, aus der
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