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Vampire und andere Kleinigkeiten

Vampire und andere Kleinigkeiten

Titel: Vampire und andere Kleinigkeiten
Autoren: Charlaine Harris
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genannt), waren gewöhnlich kaum zu übersehen in ihren langen, hauchdünnen schwarzen Kleidern und mit den stark gepuderten Gesichtern, die sie so blass aussehen ließen wie echte Vampire.
    »Ein Abend wie dieser ist zu gefährlich für sie«, erklärte Pam. »Indira und Clancy bedienen die Gäste.« Indira, die sonst nur in Jeans und T-Shirt herumlief, trug einen schönen Sari, hatte sich also sichtlich Mühe gegeben zu diesem besonderen Anlass. Clancy, ein Vampir mit wilder roter Mähne und hellgrünen Augen, trug einen Anzug. Auch eine Premiere.
    Statt einer Krawatte steckte ein Halstuch im offenen Hemdkragen, und als ich seinen Blick auffing, wies er mit schwungvoller Geste von Kopf bis Fuß auf seine Erscheinung hin und forderte meine Bewunderung ein. Ich nickte lächelnd, obwohl mir Clancy in seiner üblichen Kluft des harten Kerls in Springerstiefeln, ehrlich gesagt, besser gefiel.
    Eric schwirrte von Tisch zu Tisch, grüßte, umarmte und plauderte wie ein Irrer, und ich wusste nicht, ob ich das nun charmant oder beunruhigend finden sollte. Vermutlich beides. Tja, auch Eric Northman hatte wohl eine schwache Seite.
    Ich unterhielt mich ein paar Minuten mit Colonel Flood und Calvin. Colonel Flood war höflich, aber distanziert; im Grunde hatte er sich immer schon nur für Wergeschöpfe interessiert, und nun, da er im Ruhestand war, sprach er mit normalen Lebewesen nur noch, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Calvin erzählte mir, dass er eigenhändig das Dach seines Hauses neu gedeckt hätte, und lud mich ein, mit ihm angeln zu gehen, sobald das Wetter wärmer würde.
    Ich lächelte unverbindlich. Meine Großmutter hatte das Angeln geliebt, doch ich hielt es bestenfalls zwei Stunden aus, dann brauchte ich Abwechslung. Ich sah Pam zu, die sich als Erics Stellvertreterin um das Wohl der Vampirgäste kümmerte und den neuen Barkeeper zusammenstauchte, wenn er Fehler bei den Bestellungen der Drinks machte. Als Antwort warf Milos Griesniki ihr einen so finsteren Blick zu, dass es mir eiskalt über den Rücken lief. Doch wenn irgendwer auf sich selbst aufpassen konnte, dann Pam.
    Clancy, der seit einem Monat Manager des Fangtasia war, sorgte dafür, dass an allen Tischen stets die Aschenbecher geleert (einige Vampire rauchten) und schmutzige Gläser und anderes Geschirr sofort abgeräumt wurden. Als DJ Todesgraf auf den Plan trat, bekam die Musik gleich sehr viel mehr Beat, und nicht wenige Vampire strömten auf die Tanzfläche, wo sie mit einer selbstvergessenen Hingabe herumwirbelten, wie sie nur Untoten möglich ist.
    Calvin und ich tanzten ein paarmal, konnten aber nicht ansatzweise mit den Vampiren mithalten. Eric forderte mich zu einem langsamen Engtanz auf, und auch wenn er abgelenkt war von dem Gedanken, was der Abend noch bringen mochte - draculamäßig -, durchlief mich doch ein Schauer.
    »Eines Nachts«, flüsterte er, »wird es nichts anderes geben als dich und mich.«
    Als der Song zu Ende war, musste ich an meinen Tisch zurückkehren und mir erst mal einen ganz großen, ganz kalten Drink genehmigen. Mit sehr viel Eis.
    Mitternacht rückte immer näher, und schließlich versammelten sich die Vampire um den Blutbrunnen und füllten die Kristallpokale. Auch die Nichtvampire unter den Gästen erhoben sich. Ich stand neben dem Tisch, an dem ich mit Calvin und Colonel Flood geplaudert hatte, als Eric einen Gong zu schlagen begann. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte er vor Aufregung geglüht, doch so funkelten bloß seine Augen. Eric wirkte wunderschön und furchterregend zugleich, weil er so felsenfest an seiner Hoffnung festhielt.
    Dann war der letzte Widerhall verklungen. Es herrschte Stille, und Eric erhob sein Glas: »In dieser denkwürdigen Nacht stehen wir hier von Ehrfurcht ergriffen und hoffen, der Fürst der Finsternis möge uns die Ehre erweisen. O Fürst, erscheine uns!«
    Wir standen tatsächlich alle schweigend da und warteten auf den großen Kürbis - äh, nein, den Finsteren Fürsten. Erst als sich in Erics Gesicht schon Enttäuschung breitmachte, löste eine raue Stimme die Spannung.
    »Mein treuer Sohn, ich will mich dir zu erkennen geben!«
    Milos Griesniki sprang hinter der Bar hervor, streifte Smokingjacke samt Hemd und Hose ab und zeigte sich ... in einem unglaublichen, hautengen Einteiler aus schwarz glänzendem Stretchstoff. So ein Ding hätte ich vielleicht an einem Mädchen erwartet, das nicht viel Geld besaß und auf dem Abschlussball ihrer Schule ausgefallen und sexy aussehen
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