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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser
Autoren: Savannah Russe
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ich Vampire lediglich für Wesen, die irgendwo zwischen Engel und Mensch angesiedelt sind. Aber das habe ich auch erst spät erkannt – an dem Abend, an dem Sie sich verwandelt haben.«
    »Dafür muss ich mich noch entschuldigen«, erwiderte ich peinlich berührt, denn ich entsann mich des Kusses, den ich J gegeben und wie er sich mir hingegeben hatte. Damals hätte ich um ein Haar zugebissen.
    »Ich bin noch nicht fertig, Miss Urban. Mir fällt das Thema nicht leicht, und deshalb bitte ich Sie, mich nicht zu unterbrechen. Ich muss es einfach loswerden.« J schaute noch immer auf die Windschutzscheibe und hielt das Lenkrad fest umklammert. »Vor jenem Abend wusste ich nicht, wovon ich rede. Ich dachte, Sie wären ein Monster, doch das sind Sie nicht. Sie haben ein tapferes Herz – das Herz einer Kriegerin.« Er hielt inne und musste sich räuspern. »Sie sind eine der Guten. Falls Darius della Chiesa Ihnen wehgetan hat, tut mir das aufrichtig leid. Das haben Sie nicht verdient. Und falls er Sie zurückgewiesen hat, weil Sie ein Vampir sind, ist er ein Narr.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte ich leise und atmete tief durch, um nicht zu weinen. Nach einer kleinen Pause fragte ich: »Wie kommt es, dass meine Mutter …?«
    »Nein«, fiel J mir ins Wort. »Ich bin nicht befugt, die Rolle Ihrer Mutter zu diskutieren, nicht einmal mit Ihnen. Wenn Sie dazu Fragen haben, wenden Sie sich bitte an sie. Ich muss mich an meine Befehle halten.«
    Ich spürte, dass ich mich hinlegen musste. Die Vorfälle der Nacht hatten mich vollkommen ausgelaugt. »Ich habe verstanden«, sagte ich müde. »Ich muss jetzt nach Hause. Gibt es jemanden, der mich fahren kann?« Ich lächelte kraftlos. »Fliegen kann ich beim besten Willen nicht mehr.«
    »Ihnen geht es nicht gut.« J musterte mich besorgt. »Soll ich einen Sanitäter rufen?«
    Ich senkte den Kopf, um die Tränen zu verbergen, die mir in die Augen getreten waren. »Ich brauche nur Ruhe«, winkte ich mit erstickter Stimme ab.
    »Ich besorge Ihnen jemand, der Sie in die Stadt fährt.« J öffnete die Wagentür, doch dann zog er sie wieder zu. Er wandte sich zu mir, drehte mit sanfter Hand mein Gesicht zu sich herum und wischte meine Tränen fort. Ohne dass ich es wollte, neigte ich mich zu ihm, und unsere Lippen trafen sich zu einem zarten Kuss. Es fühlte sich gut an, und ich spürte den Anflug der früheren Chemie, doch den Eindruck, dass die Erde bebte, hatte ich nicht. J zog sich zurück und machte Anstalten, aus dem Jeep zu steigen.
    »Das hätte ich an jenem Abend im Büro tun sollen«, sagte er. »Das wäre zwar gegen die Vorschriften gewesen, doch was ich zu Ihnen gesagt habe, war weit schlimmer als jeder Regelverstoß, und es tut mir noch immer leid. Wenn Sie so weit sind – falls Sie es jemals sind –, möchte ich es wiedergutmachen. Es liegt ganz an Ihnen, Miss Urban.« Und dann zwinkerte er mir tatsächlich zu, ehe er davonging, hochgewachsen, stolz und heldenhaft wie Gary Cooper in
Zwölf Uhr
mittags.
    Ich war noch nicht bereit, mich auf J einzulassen. Mit dem Verstand wusste ich seine Worte zu schätzen, doch in meinem Herzen wütete der Schmerz, den Darius hinterlassen hatte.
     
    In meiner Wohnung streifte ich meine alberne Bekleidung ab, taumelte in meinen Sarg und schlief wie eine Tote – oder eine Untote, wenn man es genau nehmen will. Als ich aufstand, zerschmolz bereits die rötliche Abenddämmerung und wurde grau. Die Gedanken an Darius kamen wie Fliegen, die dem Licht entgegenschwirrten. Ich wurde sie nicht los, ganz gleich wie sehr ich es versuchte.
    Ich rief im Krankenhaus an, um mich nach seinem Zustand zu erkundigen. Er liege noch auf der Intensivstation, hieß es, und nur den nächsten Angehörigen sei der Besuch gestattet. Ob ich seine Ehefrau sei, wollte die Dame am Empfang wissen. Nein, antwortete ich, nur eine Freundin, und legte auf.
    Als Nächstes rief ich meine Mutter an.
    »Wir müssen reden«, sagte ich an Stelle einer Begrüßung.
    »Aber sicher, Liebchen«, erwiderte sie. »Wahrscheinlich musst du dich abreagieren.«
    »So könnte man es auch nennen«, knirschte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Hm«, sagte Mar-Mar. »Heute Abend habe ich hier ein Meeting. In die Stadt schaffe ich es nicht. Komm doch vorbei. Ich mache dir was Leckeres zu essen.« Sie klang, als sei nicht das Geringste vorgefallen.
    »Bitte nichts kochen«, entgegnete ich. Das Letzte, was ich brauchte, war irgendein Wok-Gericht aus Tofu und Zeugs, das auf
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