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Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Titel: Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
Autoren: Richelle Mead
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mich geweckt. Ich hatte ein scharfes, intensives Aufflackern gespürt, ein Aufflackern von .... was? Intensität. Angst. Eine Woge Adrenalin. Panik durchzuckte mich, und so tauchte ich tiefer in Lissa hinein und versuchte herauszufinden, was dieses plötzliche Aufwallen von Gefühlen ihrerseits verursacht hatte.
    Doch ich fand .... überhaupt nichts.
    Das Band war verschwunden.
    3
    Na ja, nicht direkt verschwunden.
    Gedämpft eher. Etwa so, wie es sich angefühlt hatte, unmittelbar nachdem sie Dimitri in einen Dhampir zurückverwandelt hatte. Die Magie war damals so stark gewesen, dass sie unsere Verbindung gewissermaßen ausgebrannt hatte. Jetzt explodierte da keine Magie. Es war beinahe so, als sei die Leere von ihr beabsichtigt. Wie immer hatte ich trotzdem noch ein Gefühl von Lissa: Sie lebte, und es ging ihr gut. Was hinderte mich also daran, mehr von ihr wahrzunehmen? Sie schlief nicht, denn ich spürte auf der anderen Seite dieser Mauer ein waches Bewusstsein. Geist verbarg sie vor mir .... und sie hatte es so eingerichtet.
    Was sollte das, verdammt? Die akzeptierte Tatsache war doch, dass unser Band nur in einer Richtung funktionierte. Ich konnte sie also spüren; sie aber konnte mich nicht spüren. Gleichermaßen konnte ich bestimmen, wann ich ihr Bewusstsein betrat. Häufig hielt ich mich fern (die Zeit in der Gefangenschaft einmal ausgeschlossen), um ihre Privatsphäre zu schützen. Eine solche Kontrolle hatte Lissa nicht, und ihre Verwundbarkeit erzürnte sie bisweilen. Ab und zu konnte sie ihre Macht einsetzen, um sich gegen mich abzuschirmen, aber es gelang ihr selten, war schwierig und verlangte eine erhebliche Anstrengung ihrerseits. Heute zog sie es durch, und während der Zustand noch anhielt, spürte ich bereits ihre Anspannung. Es war nicht einfach, mich fernzuhalten, aber es gelang ihr. Natürlich war mir das Wie völlig gleichgültig. Ich wollte das Warum erfahren.
    Wahrscheinlich war dies der schlimmste Tag meiner Gefangenschaft. Angst um mich selbst war die eine Sache. Aber um sie? Das war quälend. Wenn es um mein Leben oder ihres gegangen wäre, hätte ich mich, ohne zu zögern, auch hinrichten lassen. Ich musste wissen, was los war. Hatte sie etwas herausgefunden? Hatte der Rat beschlossen, erst gar keine Verhandlung anzusetzen, sondern mich gleich hinzurichten? Versuchte Lissa, mich vor dieser Neuigkeit zu bewahren? Je mehr Geist sie benutzte, desto mehr gefährdete sie ihr Leben. Diese mentale Mauer erforderte viel, viel Magie. Aber warum denn? Warum ging sie dieses Risiko ein?
    In diesem Augenblick kam mir dies als eine erstaunliche Erkenntnis vor, wie sehr ich mich auf das Band verließ, um sie im Auge zu behalten. Schon wahr: Ich hatte die Gedanken einer anderen Person nicht immer gern im Kopf. Trotz der Kontrolle, die ich erlernt hatte, strömte ihr Bewusstsein bisweilen in Augenblicken in das meine hinüber, die ich lieber nicht durchlebt hätte. Nichts davon machte mir aber jetzt gerade Sorgen – ich sorgte mich nur um ihre Sicherheit. Dermaßen ausgesperrt zu sein, das war so, als hätte man mir ein Glied amputiert.
    Den ganzen Tag über versuchte ich, in ihren Geist zu gelangen. Doch jedes Mal wurde ich ausgesperrt. Es war zum Wahnsinnigwerden. Es kamen auch keine Besucher, und das Buch und die Zeitschriften hatten schon vor langer Zeit ihren Reiz verloren. Allmählich nagte wieder das Gefühl an mir, in einem Käfig zu sitzen. Und ich verbrachte viel Zeit damit, meine Wächter anzubrüllen – allerdings ohne jedes Ergebnis. Tatianas Begräbnis war für den morgigen Tag angesetzt, und die Uhr, die die Zeit bis zu meiner Hinrichtung maß, tickte immer lauter.
    Die Schlafenszeit kam, und endlich fiel die Mauer im Band – weil Lissa einschlief. Die Verbindung zwischen uns war zwar fest, aber der Zugang zu ihren Gedanken blieb mir trotzdem versperrt, weil sie jetzt nicht bei Bewusstsein war. Da würde ich also keine Antworten finden. Weil mir nichts anderes übrig blieb, ging ich ebenfalls zu Bett und fragte mich, ob ich am Morgen wieder ausgesperrt sein würde.
    War ich nicht. Sie und ich, wir waren wieder verbunden, und ich sah die Welt erneut mit ihren Augen. Lissa war früh auf den Beinen und bereitete sich auf das Begräbnis vor. Ich konnte weder etwas sehen noch spüren, warum ich tags zuvor abgeblockt worden war. Sie ließ mich wieder in ihr Bewusstsein, ganz so wie immer. Ich fragte mich schon fast, ob ich es mir nur eingebildet hatte, von ihr abgeschnitten gewesen zu
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