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Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern

Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern

Titel: Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
Autoren: Richelle Mead
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bemerkte ich, dass er mich anstarrte ‐ oder genauer: meinen Hals. Noch immer orientierungslos, verstand ich es nicht sofort. Dann griff ich mir langsam mit der freien Hand an die Kehle und berührte vorsichtig die Wunde, die Lissa zuvor in mein Fleisch gebohrt hatte. Als ich die Finger wieder zurückzog, sah ich klebriges, dunkles Blut auf meiner Haut. Verlegen schüttelte ich mein Haar, sodass es mir ums Gesicht fiel. Mein Haar war dick und lang und bedeckte den Nacken und die Seiten des Halses zur Gänze. Aus eben diesem Grund hatte ich es wachsen lassen.
    Der Mann ließ den Blick seiner dunklen Augen noch einen Moment lang auf der inzwischen verdeckten Bisswunde ruhen, dann sah er mich an. Ich erwiderte seinen Blick voller Trotz und riss mich schnell von ihm los. Er hielt mich auch nicht fest, obwohl ich wusste, dass er das die ganze Nacht über hätte tun können, wenn er es denn gewollt hätte. Mühsam kämpfte ich gegen Übelkeit und Schwindel, tappte ein paar Schritte zurück, bis ich wieder bei Lissa stand, und wappnete mich gegen einen neuerlichen Angriff. Plötzlich ergriff sie meine Hand. „Rose ʺ , sagte sie leise. „Nicht. ʺ
    Ihre Worte hatten zuerst keine Wirkung auf mich, allmählich aber flössen beruhigende Gedanken in meinen Geist, Gedanken, die über unser gemeinsames Band kamen. Es war nicht direkt der Zwang ‐ den würde sie bei mir nicht anwenden —, aber es erfüllte seinen Zweck, ebenso wie die Tatsache, dass wir hoffnungslos in der Minderzahl waren und unsere Angreifer in einer ganz anderen Liga spielten als wir. Selbst ich wusste, dass Gegenwehr zwecklos sein würde. Die Anspannung wich aus meinem Körper, ich sackte geschlagen zusammen.
    Der Mann, der meine Resignation spürte, trat vor und richtete seine Aufmerksamkeit auf Lissa. Sein Gesicht blieb vollkommen ruhig. Er verbeugte sich vor ihr und brachte es fertig, dabei ausgesprochen elegant zu wirken, was mich angesichts seiner Größe überraschte. „Mein Name ist Dimitri Belikov ʺ , sagte er. Ich konnte einen schwachen russischen Akzent erkennen. „Ich bin hier, um Sie in die St. ‐ Vladimir-Akademie zurückzubringen, Prinzessin. ʺ
    Ungeachtet meines Hasses musste ich zugeben, dass Dimitri Beli-was ‐ auch-immer ziemlich klasse war. Nachdem sie uns zum Flughafen und in den Privatjet der Akademie verfrachtet hatten, hatte er nur einen Blick auf uns beide geworfen, während wir miteinander tuschelten, und dann befohlen, uns zu trennen.
    „Lassen Sie sie nicht miteinander reden ʺ , warnte er den Wächter, der mich in den hinteren Teil des Flugzeugs eskortierte. „Fünf Minuten zusammen, und sie werden einen Fluchtplan schmieden. ʺ
    Ich warf ihm einen hochmütigen Blick zu und stürmte den Gang hinunter.
    Natürlich hatten wir tatsächlich unsere Flucht geplant.
    Allerdings sahen die Dinge nicht so rosig für uns aus. Sobald wir in der Luft waren, gingen unsere Chancen auf eine Flucht noch weiter in den Keller. Selbst einmal angenommen, es würde ein Wunder geschehen und ich brächte es fertig, alle zehn Wächter zu erledigen: wir hätten doch immer noch irgendwie ein Problem, aus dem Flugzeug herauszukommen. Ich vermutete, dass sie irgendwo an Bord Fallschirme hatten, aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass es mir gelänge, einen zu bedienen, war da immer noch die kleine Frage des Überlebens, wenn man bedachte, dass wir wahrscheinlich irgendwo in den Rocky Mountains landen würden.
    Nein, wir würden aus diesem Flugzeug nicht herauskommen, bis es in der hintersten Provinz von Montana landete. Dann würde ich mir etwas ausdenken müssen, das uns half, an den magischen Schutzzaubern der Akademie und einer zehnfachen Anzahl von Wächtern vorbeizukommen. Klar. Kein Problem.
    Obwohl Lissa mit dem Russen vorn saß, teilte sich mir ihre Angst über unser gemeinsames Band vollständig mit und dröhnte mir im Kopf wie ein Hammer.
    Meine Sorge um sie brach in meinen Zorn ein.
    Sie konnten sie nicht dorthin zurückbringen, nicht an diesen Ort. Ich fragte mich, ob Dimitri vielleicht gezögert hätte, wenn er hätte fühlen können, was ich fühlte, und wenn er gewusst hätte, was ich wusste. Wahrscheinlich nicht. Es kümmerte ihn nicht.
    Wie die Dinge lagen, wurden ihre Gefühle so stark, dass ich einen Augenblick lang den verwirrenden Eindruck bekam, auf ihrem Platz zu sitzen ‐ in ihrer Haut zu stecken. Das geschah manchmal ‐ ich wurde dann ohne große Vorwarnung praktisch in ihren Geist gezogen. Dimitri saß neben mir, und
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