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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten
Autoren: Waldtraut Lewin
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Lumpenhunds einmal wieder bedient. Das ist alles.«
    Seine eng zusammenstehenden Augen halten mich fest. »Ich will dich«, sagt er leise.
    »Und ich dich.« Ich beiße mir auf die Lippen. »Aber ich lass es nicht zu. Geh dich anderwärts trösten.«
    »Valada!« Er greift nach mir.
    »Nein!«
    Ich stehe schnell auf, entziehe mich. »Du hast auch meinen anderen Auftrag nur mit einem Trick erledigt, nicht wahr? Woher hattest du Kasmunas Perlen?«
    Er seufzt. »Doch, ich war in diesem zerstörten Granada, wie du mir befohlen hast, Herrin«, erwidert er. »Keine Spurvon der Frau. Die Perlen habe ich schon zuvor   – an mich genommen. Ich habe sie zufällig unterwegs aus einem Raubüberfall gerettet. Die Kette, sie lag da im Staub.«
    Also hatte Kasmuna die Wirklichkeit nicht verdreht, als sie mir von den Pardos erzählte! »Was für ein betrügerischer Schurke du doch bist! Zu allem anderen auch noch ein Dieb.«
    Ich hebe die Kerze hoch, leuchte in sein Gesicht. Die schmale Nase, die Augen eines Raubvogels, der üppige Mund. Er lässt die Prüfung über sich ergehen.
    »Das ist mein letzter Blick auf dich, Ahmad.«
    »Ähnliches hast du in meinem Kerker auch gesagt.«
    »Ach! Da hatte ich noch Aufträge an dich. Jetzt nicht mehr. Du bist entlassen, Ahmad Ibn Zaydun.«
    »Valada! Wir gehören zusammen!«
    »Ja. Bis auf den kleinen Fehler, den ich erwähnt habe.«
    Ich öffne die Tür für ihn.
    »Ich bin unsterblich gierig auf dich.«
    »Und ich auf dich. Und nun geh.«
    Wenigstens bei diesem Abschied muss ich nicht weinen.
     
    Leer gefegt. Das Schicksal hat für mich einen großen eisernen Besen bereitgehalten, um reinen Tisch zu machen und mich von Furcht und Hoffnung, von Liebe und Hass, von Träumen und hochfliegenden Plänen und von der Sehnsucht nach Glorie auf einmal zu befreien.
    Dass damit zugleich Menschen, die ich liebe, über den Rand meines Universums ins Nichts geschleudert wurden   – ja, das kommt wohl vor. Zumindest um einen von ihnen kann ich trauern. Kasmunas Blut habe ich gesehen, und ihren bleichen Körper darin gleichsam schwimmend. Die heitere Anmut meines kleinen Weibchens ist fort. Was würde ich dafür geben, ein Zeichen von ihr zu empfangen.
    Einst hatte ich uns gesehen in meinen erblühenden Gärten,mich und diese beiden Frauen   – im Zentrum einer Welt, die wir neu erschaffen wollten.
    Verschollen und verweht. Und er, der Einzige, der mir ebenbürtig war im Dichten und Lieben   – er hat sich selbst vor die Tür gestellt durch seine Bosheit, seinen Verrat.
    Leer. So leer wie die Sänfte des Kalifen. Das Phantom, das Gebilde aus Luft, an dem meine Hoffnungen hingen.
    Alles fort.
    Natürlich kann es nicht ausbleiben, dass ein so scharfer Besen Spuren hinterlässt, wenn er gründlich ist.
    Kratzer. Striemen auf meiner Seele. Die werden Zeit brauchen, um zu heilen.
    Und die anderen? Die da draußen? Die auf mich gebaut haben?
    »Du sollst erfahren, dass sie an dich glauben«, hatte der König der Ausgegrenzten zu mir gesagt.
    Wie soll ich ihre Hoffnungen nun erfüllen   – mit leeren Händen, leerem Herzen?

38
    IBN ABDUS.
    Ich vertraue seit jeher darauf, dass nie etwas so bleibt, wie es ist. Und wieder einmal gibt mir die Wirklichkeit Recht.
    Denn kaum ist der alte Kämpfer Al Mutadid mit seinem halben Heer in Sevilla angekommen, um die christlichen Eindringlinge zu Paaren zu treiben, kaum hat er die erste Schlacht   – mit für ihn zweifelhaftem Ausgang   – geschlagen, als uns die Neuigkeit per Taubenpost erreicht: Auf dem Nachhause-Ritt ist der Fürst tot vom Pferd gekippt. Wie es aussieht, hat keiner nachgeholfen. Der große Gleichmacher, der alle Freuden schweigen heißt, hat sein Schwert geschwungen und den Emir auf den Weg ins Paradies geschickt. Ob er da hingehört, dessen bin ich nicht ganz sicher, aber was geht uns das an? Jedenfalls, ihn sind wir los.
    Und damit auch folgerichtig seinen Sohn, den er hier als den Stellvertreter des Stellvertreters zurückgelassen hatte, und einen weiteren Schwung sevillanischer Truppen, denn es gilt nunmehr, den Christenhunden nicht nur ein paar Grenzbefestigungen wieder zu entreißen, sondern möglichst viel von deren Land zu erobern. Schließlich haben die angefangen! Besser, als sich immer nur die Städte muslimischer Brüder unter den Nagel zu reißen, wie ich finde.
    Die Interessenlage in Sevilla hat sich verändert. Der Kampf gegen den Norden hat nun Vorrang vor der Eroberung des Südwestens. Cordoba ist nicht mehr so
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