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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten
Autoren: Waldtraut Lewin
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hast auf mich gewartet. Seit du mich gesehen hast in der Audienzhalle, hast du auf mich gewartet.«
    »Ich habe dich nicht gesehen. Ich habe nur auf eine leere Sänfte gestarrt und dabei gewusst, dass dieser Betrug dein Werk ist.«
    »Ja, er hat mich zu dir geführt.«
    »Ich habe gesagt, da in deinem Kerkerloch bei dem Ungeziefer: Nie wieder. Ich habe es geschworen.«
    »Versuche, deinen Schwur zu erfüllen.«
    Wenn er darauf käme, mir Gewalt anzutun, wüsste ich mich zu wehren. Ich bin mindestens so stark wie er. Aber ich habe längst die Arme um seinen Hals gelegt wie eine Schlange, die ihr Opfer umschlingt bis zum Tode und küsse und beiße, bis ich das salzige Blut seiner Lippen und seiner Zunge schmecke.
    Unsere Kleidung fällt von uns ab, als würden sie uns Fremde vom Leib reißen. Seine Nägel zerfetzen meinen nackten Rücken. Er stöhnt unter meinen Bissen.
    Jetzt habe ich sein Ohr zwischen den Zähnen, dann eine Brustwarze. Als ich meine Finger um seine Hoden kralle (sie sind fest wie Steine), brüllt er auf.
    »Willst du mich umbringen?«
    »Nichts, was ich lieber täte. Aber erst hinterher.«
    Jetzt hat sich sein Mund meiner Brüste bemächtigt, aber er tut mir nicht weh, sondern fährt mit langen, durstigen Zungenschlägen darüber hin, berührt meine Warzen so sanft mit den Lippen, dass ich zu strömen beginne.
    Wir stehen uns noch immer gegenüber in der völligen Dunkelheit dieses Raums. Jede seiner Bewegungen ist mir vertraut, alles, was ich anfasse, ist wie heimkehren. Ich ziehe seinen Geruch mit geblähten Nüstern ein, er setzt in meinem Kopf etwas frei, das meine Sinne aufflammen lässt wie Feuer ein trocknes Holz.
    »Nein! Du sollst nicht! Noch nicht!«, sage ich. Aber da ist er schon in mir, so rücksichtslos und siegessicher wie einbrünstiger Hengst. Mein Fleisch ist nicht bereit, Nein zu sagen.
    Wir gehen zu Boden. Wälzen uns. Finden die richtige Lage. Singen gemeinsam das Lied. Endlos.
    Wieder wölbt sich eine Moschee der Lust auf, rot und glühend, immer höher, immer weiter, Bogengänge, anwachsende Räume, eine schwellende Mezquita bis zum Himmel.
    Wir heulen beide wie die Tiere, schreien uns an, steigern uns in unseren Sternenflug hinein.
    Irgendwann öffnet sich die Kuppel, zersplittert, fliegt davon und vereint sich mit den Gestirnen.
    Der Fußboden ist hart. Ich schwimme in einem See aus Saft und Sperma.
    Zwischen meinen Schenkeln pocht es wie ein atmendes Tier.
    »Mehr, gib mir mehr!«
    »So bricht man seine Schwüre, nicht wahr? Ich habe es gewusst.«
    »Warum soll man einem Hund wie dir gegenüber nicht eidbrüchig werden?«, sage ich keuchend. (Sowieso habe ich den Schwur ja nur mir selbst geleistet.) Ich bewege mich, ziehe die Muskeln zusammen um seinen schlaff gewordenen Schwanz, fühle, wie er in mir wieder hart wird, fordere ihn auf, den Ritt noch einmal zu tun.
    Noch einmal. Und noch einmal.
    Wir sind ein einziges Tier in dieser Dunkelheit, ein Wesen mit zwei Köpfen, vier Armen und vier Beinen, in der Mitte zusammengeschweißt durch jene magische Verbindung, die machtvollste, die es gibt.
    Nacht der Nächte. Zum letzten Mal. Nun endgültig.
     
    »Du hast ihn dir ausgedacht, diesen . . . gigantischen Betrug, nicht wahr?«, frage ich, als wir wieder in den Kleidern sind   – zittrig, verschwitzt, ermattet, gestillt. Ich habe Mühe, die Kerzezu entzünden. Sein Gesicht mit dem scharfen Nasenrücken und der gewölbten Stirn wechselt im flackernden Licht und Schatten von den Zügen eines Dämons zu denen eines Narren.
    »Ja, das war ich«, erwidert er. »Ich ganz allein.«
    »Was haben sie dir dafür bezahlt?«
    »Bezahlt? Nichts. Ich habe nur deinen Auftrag ausgeführt. Um dich wiederzusehen, so wie jetzt, ist das alles geschehen.«
    »Du Sohn eines Hundes«, sage ich voller Ingrimm. »Du wolltest mich damit demütigen, lächerlich machen, nicht wahr? Aber nichts dergleichen ist dir geglückt. Ich bin weiter die, die ich war, bin und sein werde. Nie wirst du mich erniedrigen, nie über mich triumphieren.«
    »Und was war das eben?«
    »Denkst du in der Tat, du hättest mir etwas gegen meinen Willen angetan? Ahmad, du bist nicht gescheit. Im Himmel ist ein Fehler passiert, weißt du. Der Schöpfer der Welt hat zwei Wesen geschaffen, die gemeinsam auf den Gipfel der Lust gelangen und miteinander wunderbare Verse schmieden können. Leider ist aus dem einen eine Fürstin geworden und aus dem anderen ein hinterhältiger Lumpenhund. Das ist der Fehler. Die Fürstin hat sich des
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