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Urmels Lichterbaum im Eismeer

Urmels Lichterbaum im Eismeer

Titel: Urmels Lichterbaum im Eismeer
Autoren: Max Kruse
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Schneeschwalbe zu uns geschickt und ihr aufgetragen
uns zu rufen? Wir sollten rasch kommen! Ehe es zu spät ist!«
    Angakorok
schob die Kapuze von seinem Kopf. Darunter kam ein runder Schädel mit
verstruwwelten Haaren zum Vorschein. Er kratzte sich im Nacken. »Hat sie das
gesagt?«, murmelte er. »Es ist schon wahr, Angakorok ist im Kreis um sein Feuer
getanzt und hat seine Trommel geschlagen. Mit der Trommel kann er sich den
Tieren verständlich machen, denn das Trommeln vereinigt ihn mit der Natur. Mit
der Trommel kann er durch die Lüfte fliegen, bis hinter die Wolken.«
    »Aber
doch nicht richtig?«, fragte das Urmel neugierig.
    »Seine
Seele fliegt«, antwortete der Professor. »Das ist also das Geheimnis der
Schamanen«, flüsterte er sich selber zu.
    Angakorok
sprach weiter: »Aber manchmal wird er nicht richtig verstanden.«
    »Dann
hast du uns also nicht zu Hilfe gerufen?«
    »Angakorok
hat sich gewünscht, dass sein Freund Hanslerluck Timmerlong mit seinen
sprechenden Tieren ihn bald wieder einmal besucht. Ja, Angakorok hat es sich
sehr gewünscht. Angakorok hat sogar einen Grund dazu gehabt...« Auf sein
Eskimogesicht trat ein verschmitzter Zug. Seine Augen wurden zu kleinen
Schlitzen.
    »Erzähl!«,
bat der Professor.
    Angakorok
sah ihn mit seinem lustigen Gesicht an. Er öffnete den Mund ein wenig und jeder
wartete auf das, was er nun sagen würde. Aber da sog er die Lippen ein, presste
sie aufeinander und lächelte noch breiter. »Haberstock Iferbong soll es
erfahren«, rief er. »Aber jetzt noch nicht, noch nicht. Lasst mir diese kleine
Überraschung!« Und, ohne rechten Zusammenhang, fügte er hinzu: »Ihr seid ja
da!«
    Der
Professor schaute ihn aufmerksam an. Angakoroks gute Laune steckte ihn an.
»Gut«, meinte er schließlich. »Lassen wir es vorläufig dabei. Die beste
Nachricht ist ja doch, dass du nicht in Gefahr bist und auch sonst keinerlei
Hilfe brauchst. Natürlich haben wir dir neues Gas für die Lampe und auch sonst
noch allerhand nützliche Sachen mitgebracht. Ich bereue es also keinesfalls,
die Reise gemacht zu haben. Du wirst schon deinen Grund gehabt haben, uns
herbeizuwünschen — und wir werden es erfahren.«
    »Ja«,
krähte Ping Pinguin. »Aber nun möchte ich doch wirklich mal wissen, was so ein
Pfamane eigentlich macht mit seiner Trommel...«
    Der
Professor nickte. »Willst du es uns erzählen, Angakorok? Du bist doch kein
Jäger. Wovon lebst du?«
    »Aber
weiß Haderlump Diterstonk das denn nicht?«
    »Ich
weiß, dass ihr Schamanen Medizinmänner, Zauberer und Seher seid! Ihr verfügt
über magische Kräfte.«
    »Magipfe
Kräfte?«, plapperte Ping Pinguin. »Was is’n das pfon wieder?«
    »Eben
Zaubern!«, raunte ihm das Urmel zu.
    Angakorok
hatte es gehört. Er berichtigte das Urmel. »Angakorok verbündet sich mit der
Natur und ihren Geistern. Er weiß, dass die Welt voller Geheimnisse ist. Hier
oben im Eismeer gibt es keine Ärzte. An ihrer Stelle zieht Angakorok von Stamm
zu Stamm, von Dorf zu Dorf, von Iglu zu Iglu. Angakorok sieht, was den Menschen
fehlt. Er hilft allen, die krank sind, allen, die nicht schlafen können.
Angakorok befreit sie von Schmerzen. Angakorok macht, dass sie besser sehen und
besser hören. Angakorok ruft die guten Geister, die in den Schneefeldern
wohnen. Die bösen vertreibt er, er macht, dass die Geister des Eises den
Menschen günstig gestimmt werden.«
    »Alles
mit der Trommel?«, fragte das Urmel.
    »Wenn
ihr es wünscht, mache ich es euch vor«, sagte Angakorok. »Setzt euch nur hier
nieder, alle, aber setzt euch so, dass um euch herum noch Platz bleibt.«



Ein
Trommel-Zauber
     
    Der
Professor war sehr interessiert. »Kommt«, forderte er die anderen vier auf. Er
setzte sich mit Tim Tintenklecks aufs Deck, Wutz ließ sich neben ihm auf ihr
Hinterteil nieder, dann das Urmel, während Ping Pinguin stehen bleiben musste,
er konnte sich ja nicht hinsetzen. Er war aber so klein, dass er auch stehend
nicht über die anderen hinausragte.
    Angakorok
griff über seine Schulter an seinen Rücken. Da hatte er eine Tasche. Er zog ein
großes Tamburin
heraus. Und dann tanzte er um die Gruppe herum und schlug die Trommel. Er
summte und brummte. Er ließ die Schellen klingeln. Das Trommelfell dröhnte.
Ständig veränderte er den Rhythmus, mal rascher, mal langsamer, mal lauter, mal
leiser. In dieser Schnee-Einsamkeit erzeugte er so eine eigenartige Stimmung.
    Wutz
fielen die Augen zu. Sie saß stumm da und wiegte den Kopf hin und her. Auch
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