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Urmel wird ein Star

Urmel wird ein Star

Titel: Urmel wird ein Star
Autoren: Max Kruse
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Urmel meint Organisation) der Aufbauten und lauter
anderer Dinge, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Auch viele Beleuchter
waren da und ein Kameramann und ein Tonmeister.
    Zuallererst
ließ Rumo Regi das Drehbuch schreiben. Dazu mußte ich — na ja, auch Wutz, König
Futsch, Naftaline und Tim Tintenklecks — die Geschichte meiner Ei-Entschlüpfung
(und ein bißchen was davor und ein bißchen was danach) dem Drehbuchautor
erzählen. Jetzt, nachdem ich einen Autor kenne, weiß ich, daß das kein schöner
Beruf ist. Wenn etwas schlecht ist, wird es ihm in die Schuhe geschoben, aber
allen Beifall und Ruhm ernten die anderen. Unser Autor war ein kleines
Männchen, und er sah aus, als bekäme er immerzu Prügel.

    Wutz
überschüttete ihn förmlich mit ihrer atemlosen Rederei. Sie ließ uns andere
kaum zu Wort kommen. Sie erzählte von Winkelberg, wo der Professor ihr den
ersten Sprechunterricht gegeben hatte... und wie er Tim Tintenklecks bei sich
aufgenommen hatte... und wie Tim ihr die Schlummertonne gebaut hatte... und von
der nächtlichen Flucht, öfföff... von der Seefahrt nach Titiwu... wie sie Wawa
und Ping Pinguin dort gefunden hatten... von Seele-Fants Singerei... und
endlich, endlich kam sie zum Wichtigsten, zur Ankunft des Eisberges und dem
Ausbrüten meines Eies, und wie ich süßes Urmel herausgekrochen kam... von
meiner ganz entzückenden Babyzeit (ja, ich war ein besonders reizendes
Baby!)... und wie dann der Professor den unklugen Brief an Zwengel schrieb und
der König kam und mich erschießen wollte!
    Weiter
erzählte sie nicht, denn König Futsch regte sich furchtbar auf und behauptete,
daß er mich gar nicht richtig schießen wollte, sondern nur so getan hätte, um
mich unversehrt und gesund in ein wunderbares Freigehege im Zoo von Pumpolon zu
bringen.
    Da
kriegte er es natürlich mit mir zu tun, denn ich bin damals nicht ganz grundlos
so erschrocken und auf und davon geflüchtet, in die Höhle zur Krabbe und so.
    Rumo
Regi sagte, auf diese Jagd könne man nicht verzichten, weil ohne diese Jagd der
Film keine Spannung hätte, und deshalb müßte sie besonders kammartig (das Urmel
meint dramatisch) ausgestaltet werden. Und damit nicht genug, er wollte auch
noch eine rührende Liebesgeschichte haben und war zuerst sehr besorgt und
bekümmert, weil es kein Liebespaar gab, doch da konnte ich ihm helfen. Ich
plärrte: »Wenn das mit Futsch und Naftaline keine Liebesgeschichte war, dann
will ich Hosenknopf heißen, außerdem ging der Professor ja auch immerzu auf
Titiwu herum und guckte auf den Boden und seufzte oder guckte in den Himmel und
seufzte ebenso, und Wutz...«
    »Das
gehört nicht hierher, das war später, öfföff«, grunzte Wutz. Sie erinnerte sich
nicht gern daran, wie sie fast ihre Stellung als des Professors Haushälterin
verloren hätte.
    Auch
König Futsch und Naftaline machten Einwände. Sie wollten ihre eigene
Liebesgeschichte nicht spielen, weil ihre Innendrinfährte (das Urmel meint wohl
Intimsphäre) ihnen heilig sei.
    Da
hatten sie aber kein Glück bei Rumo Regi. Wenn man erst einmal in einem Film
mitmacht, ist man kein freier Mensch mehr, sondern nur noch ein willenloses
Konfekt (das Urmel meint Objekt) und hat nichts mehr zu melden. Es war daher
schon ungeheuer zuvorkommend von Rumo Regi, den König und Naftaline zu trösten
und ihnen zu sagen: »Das wird dem Film eine enorme Tiefe geben. Wie schön und
rührend! Die Wandlung vom grimmigen Jäger zum großen Tierfreund und zärtlichen
Liebhaber.«
    Ich
glaube, als er das sagte, fiel mir zum ersten Mal auf, daß Rumo Regi Naftaline
mit demselben bewundernden Blick anhimmelte wie früher der König und der
Professor. Und ich flüsterte Wutz zu: »Hoffentlich erleben wir nicht noch eine
Wandlung!«
    Sie
verstand mich aber nicht, weil sie nur an ihre eigene Rolle dachte.
    Naftaline
merkte auch nichts von dem tiefen Blick, oder sie tat so, als ob sie nichts
merke. Sie bemerkte nur, daß ihr guter Futsch so hilflos in die Runde blickte,
und da legte sie ihm liebevoll die Hand auf den Arm und sagte: »Wenn du so ein
Gesicht machst, besprühe ich dich mit ›Habakuk Tibatongs Lachbrunnen‹!«
    Da
lächelte der König etwas gequält. Ich blickte auch hilflos in die Runde, aber
Naftaline legte mir nicht die Hand auf die Pfote. Manches im Leben ist eben
ungerecht.
    Dann
wollte der Drehbuchautor wissen, ob es denn dem Professor nicht unangenehm sein
würde, seine eigene Liebesgeschichte zu spielen, wenn sie doch so
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