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Urmel taucht ins Meer

Urmel taucht ins Meer

Titel: Urmel taucht ins Meer
Autoren: Max Kruse
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Forschungen
beschäftigte? Sie hatten doch ein Recht auf Weiterbildung, und er war
verantwortlich für sie!
    Nicht überall war das Leben so
einfach wie hier auf Titiwu. Die Früchte wuchsen ihnen sozusagen ins Maul, sie
brauchten sie nur von den Bäumen zu pflücken. Daß Wutz sie zu Salaten, Suppen
und anderen schmackhaften Gerichten verarbeitete, war mehr ihr Privatvergnügen und keine
Lebensnotwendigkeit. Aber die Tiere hatten nun einmal das Sprechen gelernt —
mehr oder weniger gut. Dabei konnte es nicht bleiben. Deshalb sollten sie auch
das Rechnen lernen. Der Professor hatte es Wutz ja bereits angekündigt, damals,
als sie gerade vom Planeten Futura zurückgekommen waren.
    Der Professor rief Tim
Tintenklecks zu sich und sagte: «Lieber Tim, du hast doch das Schild über der
Klassenzimmertür gemalt:
     
    Habakuk
Tibatongs Tier-Sprechschule
    Unterricht
freiwillig — nach Vereinbarung
     
    Ist noch etwas rote Farbe da?»
    «Ich glaube!»
    «Gut. Dann ändere bitte das
Schild. Es muß jetzt heißen: Habakuk Tibatongs Tier-Sprech- und Rechenschule.»
    «Und noch: Unterricht
freiwillig — nach Vereinbarung?» fragte Tim sofort.
    «Natürlich, natürlich!»
    Tim Tintenklecks holte den
Farbtopf und einen Pinsel, lehnte eine Leiter an die Tür des Klassenzimmers,
kletterte hinauf und versuchte kunstvoll über das Wort ‹Tier-Sprechschule› mit
einer geschnörkelten Linie ‹und Rechen› einzuflicken. Man hatte seine
Arbeit natürlich bemerkt und stellte sich unten auf. Nicht nur das Urmel, Wawa,
Ping Pinguin und Schusch, sondern auch Wutz, die gerade von einer ihrer
Strandpromenaden heimgekommen war.
    Wutz rief: «Tim! Kannst du
nicht alte Blätter unterlegen. Du kleckerst auf die Türschwelle, öfföff, wie
soll ich sie wieder sauberkriegen — es sieht aus wie Blut, ekelhaft!»
    «Rote Farbe sieht nun einmal
aus wie Blut!» sagte Tim.
    «Aber doch nicht auf der
Türschwelle! Man könnte meinen, hier sei jemand ermordet worden... ach, das ist
ja ein ausgezeichneter Titel für einen Kriminalroman: Blut auf der Schwelle!»
In Gedanken begann sie die ersten Zeilen eines Buches zu entwerfen: «Inspektor
Wutz zog erstaunt die Augenbrauen hoch und schnüffelte an den verdächtigen
roten Flecken...»
    «Ich will aber nicht rechnen
lernen!» maulte das Urmel. «Rechnen lernen ist doof. Ich will tauchen und
schwimmen!»
    «Pföner ist das Pfild
jedenfalls nicht geworden!» meinte Ping Pinguin. Tatsächlich hatte Tim ziemlich
geschmiert, denn er hatte kaum Platz für die neuen Buchstaben.

    «Streich alles aus, öfföff»,
rief Wutz. «Ich rede gleich mit dem Professor. Wir wollen nicht nur sprechen
und rechnen lernen! Wo willst du zum Beispiel noch ‹Schreib› unterbringen, wenn
es später ‹Tier-Sprech-Rechen- und Schreibschule› heißen muß? Und womöglich
kommen noch Inselkunde, Geschichte und so weiter dazu? Das beste wäre, einfach
‹Habakuk Tibatongs Tierschule› stehenzulassen. Dann brauchst du nicht alle acht
Tage am Schild herumzuändern.» Die Tiere schauten Wutz erschrocken an. Das
konnte ja heiter werden! Aber Tim Tintenklecks war es recht, so hatte er
weniger Arbeit. Er strich also ‹Sprech- und Rechen› mit dicken Strichen aus.
Die Farbtropfen klatschten auf die Türschwelle.
    «Mal sä doch gleich rot an!»
meinte Schusch. «Dann
fällt es nächt mehr so auf, und nämand muß putzen. Äm übrägen äst es mär ganz
egal, wä dä Schule heißt, solange noch ‹Unterrächt freiwälläg› dasteht...»
    «Woher weißt du denn, daß es
dasteht?» unterbrach ihn Wutz.
    «Weil es Täm Täntenklecks
gesagt hat!»
    «Dann wird es wohl auch
stimmen, öff, aber es könnte auch etwas ganz anderes dastehen — wir können
nämlich nicht lesen! Jeder kann uns vorschwindeln, was er will!» Wutz lebte
sich in ihre Rolle als Detektiv und Romanschriftsteller ein.
    Um so erstaunter waren die
anderen. Schließlich bemerkte Ping Pinguin: «Ich sehe pfon, Wutz wird aus
unserer kleinen Pfule eine große Universität machen...»
    «Eine Tier-Universität!» Wutz
grunzte entzückt. ‹Universität› klang noch viel gelehrter als ‹Schule›!
    Doch Tim Tintenklecks sagte:
«Der Farbtopf ist leer!»



Urmel beweist, daß es den Ernst des Lebens noch nicht
erkannt hat
     
    Zur nächsten Schulstunde kamen
sie alle, sogar das Urmel, wenn auch nur aus Neugierde. Wutz setzte sich in
ihren Schaukelstuhl. Ping Pinguin reckte sich daneben auf seinen Watschelfüßen,
Wawa verkroch sich unter dem Sitz, denn er glaubte, dort
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